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Letztes Update:
15. Juli 2023 - 13:56

64. Int. Filmfestspiele Berlin – Berlinale 2014

Vom Deutschen Filmförderfonds (DFFF) geförderte Filme auf der Berlinale 2014 und die wirtschaftliche Erfolgsgeschichte des DFFF

Im Netz findet sich eine Liste der von Deutschen Filmförderfonds (DFFF) geförderten Filme, die auf diesjährigen Berlinale liefen. Dabei fällt sofort ins Auge, dass die Fördersummen nicht genannt werden, frei nach dem Motto „Über Geld spricht man nicht – man hat (hier: bekommt) es“? Ich habe mich einmal der Mühe unterzogen, die Fördersummen der DFFF für die einzelnen aktuellen Berlinale-Filme herauszusuchen. (Die Fördersummen für zwei Filme habe ich in den Listen der letzten drei Jahre nicht finden können; die Filme hatten wohl andere Arbeitstitel):

THE GRAND BUDAPEST HOTEL: 3.239.564,20 €
(Wettbewerb), Wes Anderson, Neunzehnte Babelsberg Film GmbH

THE MONUMENTS MEN: 8.487.183,00 €
(Wettbewerb, außer Konkurrenz), George Clooney, Siebente Babelsberg Film GmbH

DIE GELIEBTEN SCHWESTERN: 997.276,47 €
(Wettbewerb), Dominik Graf, Bavaria Filmverleih‐ und Produktions GmbH

JACK: 209.600,00 €
(Wettbewerb), Edward Berger, Port‐Au‐Prince Film & Kultur Produktion GmbH

KREUZWEG: 202.491,08 €
(Wettbewerb), Dietrich Brüggemann, UFA Fiction GmbH

PRAIA DO FUTURO: 311.235,00 €
(Wettbewerb), Karim Aïnouz, Detailfilm Gasmia & Kamm GbR

ZWISCHEN WELTEN: 324.255,79 €
(Wettbewerb), Feo Aladag, Independent Artists Filmproduktion GbR

DIE SCHÖNE UND DAS BIEST: 3.327.794,00 €
(Wettbewerb, außer Konkurrenz), Christophe Gans, Achtzehnte Babelsberg Film GmbH

NYMPHOMANIAC: 600.000,00 €
(Wettbewerb, außer Konkurrenz)], Lars von Trier Zentropa International Köln GmbH

STEREO: 477.406,75 €
(Panorama), Maximilian Erlenwein, Frisbeefilms GmbH & Co. KG

ÜBER‐ICH UND DU/SUPEREGOS: ???
(Panorama), Benjamin Heisenberg, Komplizen Film GmbH

LOS ÁNGELES: 125.500,00 €
(Forum), Damian John Harper, Weydemann Bros. GmbH

DAS FINSTERE TAL: 360.000,00 €
(Berlinale Special), Andreas Prochaska, X Filme Creative Pool

ZEIT DER KANNIBALEN: ???
(Perspektive dt. Kino), Johannes Naber; Studio.TV.Film GmbH

Der DFFF vergibt seit 2007 jedes Jahr rund 60 Mio. Euro nicht rückzahlbare Fördergelder an Spiel-, Dokumentar- und Animationsfilmproduktionen, wenn sie ihren Film in Deutschland produzieren und mindestens 25% ihres Budgets hier ausgeben. Sie können dann einen Zuschuss in Höhe von bis zu 20% der Produktionskosten erhalten. Die Höchstgrenze der möglichen Einzelförderungen liegt bei imposanten 10 Mio. Euro, normalerweise aber bei 4 Mio. Euro. Natürlich gibt es Mindestproduktionskosten und andere Bedingungen, die für eine Förderung erfüllt sein müssen.

Im Januar stellte Kulturstaatsministerin Monika Grütters zufrieden fest, dass der Deutsche Filmförderfonds „2013 wieder für hohe Investitionssummen in den Filmproduktionsstandort Deutschland“ gesorgt habe. Weiter führte sie aus, dass der DFFF im siebten Jahr seines Bestehens Fördermittel in Höhe von 63,5 Millionen Euro vergeben hätte. Insgesamt seien so 115 Filmproduktionen unterstützt worden, die mit deutschen Herstellungskosten von insgesamt 370 Mio. Euro eine neue Höchstmarke gesetzt hätten (2012: 352 Mio. Euro, 2011: 338 Mio. Euro). Erneut hätten damit deutsche und internationale Produzenten rund das Sechsfache der staatlichen Zuschüsse in Deutschland investiert.

Die zeitliche Befristung des DFFF (bis 2013) ist im Koalitionsvertrag aufgehoben worden. Deutschland fördert so die deutsche Filmwirtschaft beträchtlich und lockt erfolgreiche amerikanische Großproduktionen ins Land, die die deutsche Infrastruktur nutzen und somit finanziell stützen. Nicht nur Babelsberg weiß ein Lied davon zu singen. Auf der anderen Seite stellt sich natürlich die Frage, ob Großproduktionen, wie jüngst Clooneys „The Monuments Men“ (über 8 Mio. Euro vom DFFF) oder vor einigen Jahren Tom Cruises Stauffenberg-Film (rund 6 Mio. Euro vom DFF) und etliche andere amerikanische Filme, die Subvention aus deutschen Steuergeldern tatsächlich brauchen oder in diesen Fällen nur Mitnahmeeffekte bedient werden. (Helmut Schulzeck)