
Der Newsletter zum Thema Medien in Schleswig-Holstein
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Filmkultur Schleswig-Holstein e.V.
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Letztes Update:
15. Juli 2023 - 13:56 |
47. Nordische Filmtage LübeckTabuthema Lust und SchmerzNachbarn / Naboer (Pål Sletaune, NOR 2005)Der Norweger Pål Sletaune gilt seit seinem Erstling Junk Mail (1997) als außergewöhnliches Regietalent. Mit seinem dritten Spielfilm Nachbarn sorgte er bei der Uraufführung in Venedig für erhitzte Gemüter. Auslöser dürfte die Schlüsselszene des Films sein, in der eine junge Frau den Protagonisten des Films erst durch Sex-Talk anheizt, verführt und dann in einen Strudel aus Lust und Schmerz und reichlich Blut zieht. Sletaune inszeniert in kühlen, klaren und deshalb um so schockierenderen Bildern und thematisiert mit Nachbarn das Tabu Lust und Schmerz.Kaum wurde der 30-jährige John (Kristoffer Joner) von seiner Freundin im Streit verlassen, zieht ihn auch schon die attraktive Nachbarin Anne (Cecilie Moslie) unter fadenscheinigem Vorwand in ihre Wohnung. Annes junge Mitbewohnerin Kim (Julia Schacht) macht John ungeniert und provokant eindeutige Avancen, denen John zunächst noch widerstehen kann. Doch bei einer erneuten Begegnung am nächsten Tag kommt es zum erotischen Schlagabtausch. Sletaune versteht es, eine psychologische und filmische Versuchsanordnung aufzubauen, die den (männlichen) Zuschauer unweigerlich zum Gegenstand der Untersuchung macht. Abgelenkt durch die erotische Spannung trifft Kims Faustschlag nicht nur John mitten ins Gesicht, sondern auch den Betrachter. Sletaune macht nicht nur die Lust spürbar, sondern auch den Schmerz. Eine Mischung aus Überraschung, Schuld, Schmerz und Wut übermannt John. Die Nase blutet. Er zögert. Einen zweiten Schlag beantwortet er dann mit einen Fausthieb. Auch Kim blutet. Auf einen kurzen aber heftigen Fight folgt ein ebensolcher Coitus. Die nächste Einstellung zeigt John vorm Spiegel in seiner eigenen Wohnung, entsetzt über seine blutige Visage, aber mehr noch über die Grenzüberschreitung, zu der er sich hat hinreißen lassen.![]() |