Der Newsletter zum Thema Medien in Schleswig-Holstein
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Filmkultur Schleswig-Holstein e.V.
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Impressum
Letztes Update:
15. Juli 2023 - 13:56 |
49. Nordische Filmtage LübeckBewegte und bewegende Stillleben„You, the Living / Du levande“ (Roy Andersson, S 2007)Mitteilung an den Webmaster, der diese Besprechung online stellt: Bitte möglichst viele Screenshots in den Text einbauen! Denn Bilder sagen mehr als Worte, zumal bei einem Film, der so über die stilllebendigen Bilder lebt wie „You, the Living“.Nach „Sounds from the second Floor“ (2000) ist dies Roy Anderssons zweiter Genie-, äh ... Regie-Streich, die bewegten Bilder, die ja Markenzeichen des Mediums Film sind, gleichsam ganz und gar auszubremsen. Seine 94 Minuten Episodenfilm bestehen aus 50 Tableaus, die wie wohl arrangierte Gemälde wirken. Die Kamera ist unbeweglich, sie fährt nicht, sie zoomt nicht, sie steht still wie das Auge eines Malers. Die immer in der Totale abgebildeten Räume, in denen die Figuren ihre kleinen, absurden, grotesken Lebensaussschnitte leben oder auch inszenieren, sind Stillleben, die streng nach Zentralperspektiven organisiert sind. Fast immer sieht man in der Ferne eine sich ins Unendliche erstreckende (Stadt-) Landschaft, selbst wenn die nur in einem Fensterausschnitt sichtbar ist. Kameramann Gustav Danielssons statische Einstellungen, deren Lichtführung sie in die unwirkliche oder auch ganz und gar malerisch wirkende Patina von Pastelltönen taucht, sind bis ins feinste Detail nach Gesetzen der Malerei organisiert: Vordergrund, Hintergrund, Nähe, Ferne ein kleiner Kosmos in jedem (szenischen) Tableau.Absurde Stillleben in Pastelltönen vom Webmaster getreulich ongelinet: „You, the Living“ (Fotos: NFL)Mal abgesehen davon, dass dadurch in jeden Blick des Zuschauers das bis zum absurden Exzess Inszenierte eingemeißelt wird, kann der Blick des Zuschauers frei und ungebunden wie über ein Gemälde schweifen, entdeckt immer wieder neue, surreale Details und wird durch dieses ruhige Streifen geschärft für die Aktion, die im Tableau sich ereignet. „Der Zuschauer soll selbst aktiv werden, indem die Kamera fixiert ist und so nicht durch ihre Bewegung seine Wahrnehmung und Aufmerksamkeit lenkt“, so Anderssons ästhetisches Konzept: „Filmemachen ist Grundlagenforschung!“. Das klingt wie ein sehr artifizielles Experiment, ist es in seiner manirierten, ja manischen Konsequenz auch. Doch die sich einstellende Langeweile ob der statischen Bilder wirkt ungemein bewegend und befreiend für den zuschauenden Geist zumal als Gegenentwurf zum Zeitalter der Videoclips mit Schnittfolgen von maximal fünf Sekunden. |