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Letztes Update:
15. Juli 2023 - 13:56

53. Nordischen Filmtage Lübeck 2011

Die Preisträger der 53. Nordischen Filmtage Lübeck

Das norwegische Drama „King of Devil’s Island“ von Regisseur Marius Holst ist der große Gewinner der 53. Nordischen Filmtage Lübeck. Die spannende Schilderung einer Rebellion auf einer Gefängnisinsel im Oslofjord des Jahres 1915 mit Stellan Skarsgård in der Hauptrolle hat sowohl den renommierten NDR Spielfilmpreis als auch den begehrten Publikumspreis der Lübecker Nachrichten gewonnen. Auf der Filmpreisnacht am 5. November 2011 im Theater Lübeck nahm Regisseur Marius Holst gemeinsam mit Darsteller Benjamin Helstadt die beiden Preise des größten Filmfestivals zum nordischen Film in Europa entgegen. Den mit 12.500 Euro dotierten NDR Spielfilmpreis der 53. Nordischen Filmtage Lübeck vergab die Jury mit der Begründung, dass „King of Devil’s Island“ über die Rekonstruktion historischer Fakten große Themen der Menschheitsgeschichte mit aktueller politischer Bedeutung aufarbeite: „King of Devil’s Island ist ein fesselndes Kinoerlebnis von großer erzählerischer Wucht“, lautet das Fazit der Jury. Über den mit 5.000 Euro dotierten LN Publikumspreis, der ebenfalls an „King of Devil’s Island“ ging, stimmten die Zuschauer des Festivals per Stimmzettel an.

Nach Island ging der Baltische Filmpreis der 53. Nordischen Filmtage Lübeck: „Ein anderer Weg“, Hafsteinn G. Sigurdssons absurde Komödie über zwei Straßenarbeiter in der isländischen Einöde, wurde von der Baltischen Jury für seinen konsequenten Minimalismus ausgezeichnet. Mit dem Kirchlichen Filmpreis wurde die finnische Romanverfilmung „Tütenbierfilm“ von Ville Jankeri prämiert. Die lakonische Komödie über drei junge Männer an einem Sommertag in Helsinki spiele auf intelligente Weise mit sozialen Vorurteilen und hebe die Bedeutung wahrer Freundschaft hervor, begründet die Jury des mit 2.500 Euro dotierten Preises ihre Entscheidung.

Den mit 2.500 Euro dotierten Dokumentarfilmpreis gewann „Mein Geliebter – Ein Film über Liebe und Mut“ von Hilde Korsæth. Die Dokumentation zeigt laut Jury „mit Einfühlungsvermögen und sensibler Kameraführung, wie die Banalitäten des Alltags bei Alzheimer zu Herausforderungen werden.“

Der schwedische Jugendfilm „Du fehlst mir, Du fehlst mir!“ von Anders Grönros erhielt den mit 5.000 Euro dotierten Kinder-und Jugendfilmpreis der 53. Nordischen Filmtage Lübeck. Die Geschichte einer 15-jährigen, die den Unfalltod ihrer Zwillingsschwester verarbeiten muss, bleibt nach Ansicht der Jury „lange im Herzen des Zuschauers“ wegen seiner „feinfühligen Regie, sorgfältigen Bildern und einer starken emotionalen Musik“. Der Preis der Kinderjury, dotiert mit 5.000 Euro, ging an den norwegischen Beitrag „Bis zum letzten Hindernis“ von Anders Øvergaard. Die Geschichte eines Großstadtmädchens, das auf dem Land seine Liebe zu den Pferden entdeckt, zeige, „dass wahre Freundschaft zwischen Menschen das Wichtigste im Leben sein kann“, heißt es in der Begründung der Kinder-Jury.

Den Cinegate-Preis für den besten Kurzfilm im Filmforum, der norddeutschen Sektion der Nordischen Filmtage Lübeck, hat „Wie ein Fremder“ von Lena Liberta gewonnen. Der Regisseurin gelinge es mit ihrer Geschichte eines jungen Iraners in Deutschland, „ohne Moral und Zeigefinger das politische Problem des geduldeten Ausländers in seinen vielfältigen persönlichen Auswirkungen zu zeigen“.

Preisträger der 53. Nordischen Filmtage Lübeck: Jurybegründungen


NDR Spielfilmpreis
Jurybegründung: Der Regisseur des ausgezeichneten Films schafft es, ein historisches Ereignis mit großer erzählerischer Wucht in ein fesselndes Kinoerlebnis zu verwandeln, das in jeder Sekunde spannend, real und emotional ist. Der Film ist in schnörkellosen wie faszinierenden Bildern erzählt, das riesige Ensemble mit großer Liebe für jede einzelne Figur sicher geführt. Da ist kein falscher Ton, keine falsche Geste, kein falscher Blick. Ein Regisseur, der sein Handwerk perfekt beherrscht, der sich nie eine einfache Lösung erlaubt, sondern die filmischen Mittel stilsicher und souverän einsetzt. Dabei geht es dem Film nicht um die bloße Rekonstruktion historischer Fakten, er behandelt die große Themen der Menschheitsgeschichte und ist damit auch ein sehr aktueller politischer Film. Der Film basiert ganz offensichtlich auf einem sehr stringenten perfekt durchkomponierten Drehbuch. Auch die produktionelle Leistung hat uns sehr beeindruckt. Das ist ganz großes Kino, dieser Film bleibt.

LN Publikumspreis
„King of Devil’s Island / Kongen av Bastøy“, Regie: Marius Holst, Norwegen

Baltischer Filmpreis
„Ein anderer Weg / A annan veg“, Regie: Hafsteinn G. Sigurdsson, Island
Jurybegründung: Die Baltische Jury zeichnet einen Film aus, den man ganz aufrichtig als einzigartig bezeichnen kann. Diese wertvolle Lektion in Minimalismus führt uns vor Augen, dass Humor auch etwas anderes sein kann, als Witze zu erzählen. Und dass mit weniger Worten eine umso deutlichere Aussage getroffen werden kann.

Kirchlicher Filmpreis Interfilm
„Tütenbierfilm / Pussikaljaelokuva“, Regie: Ville Jankeri, Finnland
Jurybegründung: Der Film zeigt uns mit viel Humor einen Tag im Leben von drei „Straßen-Philosophen“ in Helsinki. Sie trinken, langweilen sich, treffen verschiedene Leute und reden ununterbrochen – kurz gesagt: keine besonders nützlichen Mitglieder der Gesellschaft. Der „Tütenbierfilm“ konfrontiert die Zuschauer mit ihren eigenen Vorurteilen gegenüber Angehörigen der „Unterschicht“. Die Kamera schaut nicht weg, sondern zeigt uns die drei jungen Männer in ihrer Menschenwürde. Sie fühlen sich füreinander verantwortlich und übernehmen Verantwortung für Menschen, die sie brauchen. Sie sind wahre Freunde und stehen für ein einfaches und selbst bestimmtes Leben ein.

Dokumentarfilmpreis
„Mein Geliebter – Ein Film über Liebe und Mut / Min elskede – En film om Kjærlighet og mot“, Regie: Hilde Korsæth, Norwegen
Jurybegründung: Mit Einfühlungsvermögen und sensibler Kameraführung ist es der Regisseurin gelungen, dem Publikum nahe zu bringen, wie die Banalitäten des Alltags bei Alzheimer zu Herausforderungen werden, die aber mit viel Liebe durch das Ehepaar gemeistert werden. Mit diesem Film zeigt Hilde Korsæth, dass diese Krankheit kein Tabuthema sein muss. Ein bewegender Film über ein mutiges Paar.

Kinder- und Jugendfilmpreis
„Du fehlst mir, Du fehlst mir! / Jag saknar dig“, Regie: Anders Grönros, Schweden
Lobende Erwähnungan: „August / Elokuu“, Regie: Oskari Sipola, Finnland
Jurybegründung: Aus den interessanten und vielfältigen Filmen des diesjährigen Festivals haben wir als Jury nur einen Film mit einem Preis auszeichnen können, obwohl doch etliche der Filme in unseren Augen durchaus preiswürdig waren. Wenn Kinder- und Jugendfilme miteinander um einen gemeinsamen Preis konkurrieren, ist die Entscheidung um einiges schwerer, weil die Filme doch so sehr unterschiedlich sind, in Erzählweise, Thematik, filmischer Gestaltung. Wir haben sehr viel lachen dürfen im Kino und auch immer Tränen in den Augen gehabt, weil berührende Momente schauspielerisch so intensive dargestellt wurden. Nach intensiver Diskussion aller zur Auswahl stehender Filme haben wir uns entschieden, neben dem zu vergebenden Preis auch eine lobende Erwähnung auszusprechen, für einen Film, den wir ungewöhnlich und außergewöhnlich fanden: „August” von Oskari Sipola. Dem Regisseur gelingt es, in seinem ersten Kinofilm mit großer filmischer Dichte und Leichtigkeit eine Geschichte zu erzählen, in der ein Junge nach der Schule sein wohlbehütetes und vorprogrammiertes Leben verlässt und auf eine Reise durch Finnland und zu sich selbst gerät. Diese intensive Sommerliebesgeschichte wird durch die herausragenden schauspielerischen Leistungen ebenso wie durch die Kameraführung, den Schnitt, die Musik, aber natürlich auch das Drehbuch zu einem ganz ungewöhnlichen und nachhaltigen Kinofilm. Hier hat ein junges Team verstanden, einen kraftvollen Film zu gestalten, der neugierig macht auf die weitere Arbeit. Wir sind uns sicher, von Oskari Sipola noch viel sehen zu können.
Der Preis der Kinder-und Jugendfilmjury geht in diesem Jahr an den Film „Du fehlst mir“ von Anders Grönros. Anders Grönros beschreibt die traumatisierende Situation eines jungen Mädchens, das seine Zwillingsschwester durch einen Unfall verliert: Nichts ist – und nichts wird mehr wie vorher. Sehr genau und sehr filmisch erzählt ist diese tiefgründige Geschichte, ohne auch nur einen falschen Ton, mit hervorragenden Schauspielern, einer wuchtigen Intensität, die durch die beiden Zwillingsschwestern Erika und Hanna Midfjäll in den feinsten Facetten ausgeleuchtet wird. Der Film zeigt den langen und schmerzhaften Weg von Tina zurück ins Leben in all seinen emotionalen Höhen und Tiefen, mit großer Liebe zu den Figuren und mit einem außergewöhnlichen filmischen Feingefühl. Eine exzellente Dramaturgie auch in der Gestaltung der Nebenfiguren, feinfühlige Regie, sorgfältige Bilder und eine starke emotionale Musik machen diesen Film zu einem Erlebnis, das lange im Herzen des Zuschauers bleiben wird.

Preis der Kinderjury
„Bis zum letzten Hindernis / Til siste hinder“, Regie: Anders Øvergaard, Norwegen
Lobende Erwähnung: „Iris“, Regie: Ulrika Bengts, Finnland
Jurybegründung: Wir hatten die Aufgabe, aus sechs verschiedenen Filmen den Gewinnerfilm auszuwählen. Es war eine schöne Zeit, in der wir uns in der Schulzeit wie auch am Nachmittag mit den Vorstellungen der Nordischen Filmtage beschäftigt haben. Die Entscheidung ist uns sehr schwer gefallen, denn wir konnten uns zwischen zwei Filmen schlecht entscheiden. Daher möchten wir noch ein besonderes Lob an den Film „Iris“ von Ulrike Bengts aussprechen. An dem Gewinnerfilm hat uns die Freundschaft zwischen Tier und Mensch besonders gefallen. Er zeigt außerdem, dass wahre Freundschaft zwischen den Menschen oft das wichtigste im Leben sein kann. Der Gewinnerfilm ist „Bis zum letzten Hindernis“ von Anders Øvergaard.

Cinegate-Preis
„Wie ein Fremder / Like a Stranger“, Regie: Lena Liberta, Deutschland
Jurybegründung: Ein – immer noch – aktuelles Thema wird dicht und sensibel umgesetzt: Ein junger Iraner ohne dauerhafte Aufenthaltserlaubnis möchte leben, hier in Deutschland, freizügig und selbstbestimmt. Dieser Wunsch stürzt ihn in einen tragischen Konflikt mit seinem Vater. Lena Liberta gelingt es, in 24 Minuten ohne Moral und Zeigefinger das politische Problem des geduldeten Ausländers in seinen vielfältigen persönlichen Auswirkungen zu zeigen und die Zuschauer mit eindringlichen Bildern noch lange festzuhalten.

(nach einer Pressemitteilung der NFL)