
Der Newsletter zum Thema Medien in Schleswig-Holstein
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Filmkultur Schleswig-Holstein e.V.
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Letztes Update:
15. Juli 2023 - 13:56 |
Das Imperfekt(e) der GeschichteFaites vos jeux hatte im Kieler Neuen Studio Premiere.Die Geschichte läuft nicht so, wie erwartet. Sie läuft nicht in die richtige Richtung. Die Geschichte ist imperfekt wie sie vergangen ist (und also im Imperfekt erzählt werden muss), aber immer noch schmerzhaft nachwirkt. Karsten Weber, spider-man-mäßige Zentralgestalt des kollektiven Filmprojekts Faites vos jeux (Förderung von der Kulturellen Filmförderung S.-H.), nach Maldoror der zweite große Wurf einer internationalen Super-8-Squad, die das Label Exploding Cinema wörtlich nehmen will, steht mit dem Premieren-Bier vor der Leinwand. Seine Ankündigung, dass dies allenfalls eine Vorpremiere sein könne, weil das Kopierwerk Mist gebaut hat, fügt sich nahtlos in das Bild von Filmern, die nicht fertig werden, weil auch die Geschichte nicht fertig ist und keinesfalls am Ende. Viele Szenen zu dunkel und stellenweise die Tonspur um bis zu drei Sekunden verschoben - Karsten ist genervt. Und Karsten ist darin ein Sympath, denn wer hätte glauben mögen, dass er und seine Kombattanten einen Film drehen könnten, bei dem alles so aalglatt passt wie in der Gesellschaft aus Nemax-Yuppies und anderen Kriegsgewinnlern. Scheitern als ästhetisches Programm, wenn die Geschichte so scheitert wie die x Revolutionsversuche, die ihr auch nicht auf die Sprünge helfen konnten.Keine Szene in dieser fast 90-minütigen und damit zuweilen allzu arg auf die Folter spannenden Explosion der Bildmontage ist selbst gedreht. Alles found footage. Und das ist Programm, denn die Geschichte von den 70ern bis heute soll sich in ihren eigenen schmutzigen Bildern erzählen. Den Dreck haben die Super-8-Piraten, die diesmal mit Video und veralteten Mixern arbeiteten (wir berichteten), bevor das Werk zur End-Zerstückelung wieder auf Film geboostet wurde, selbst drüber gemacht. Der Kratzer im Bild, mit wilder Nadel geführt, die Milchsäurespur, die mutwillige Staubzerraspelung, der fette Filzstift, all das verfremdet die Originalbilder und entstellt sie so zur Kenntlichkeit. Nicht anders die Beats auf der Tonspur, die eine Armada von Avantgardisten aus aller Welt zu jeder Episode unter die Haut der Bilder pumpt, spitz an der Nadel und manchmal einfach nur richtig geil wie Lumpi.Wie Aquarelle, lasiert von der Ungnade zu später (oder überhaupt) Geburt, wirken die Kindheitsbilder am Anfang. Ist hier noch Glück, während die Studenten bereits zum Marsch auf und nicht wie später durch die Institutionen blasen? Aux armes! Doch hier darf erstmal noch brüchiges Idyll ausbaldowern, was am Schluss zum Schuss in Mund- und Kopfhöhle geradezu notwendig führen muss. Gezeichnete Piranhas beißen sich durch die Bilder, wie der Bürgerschreck, der naht und der dieser ganze Film werden wird.![]() ![]() ![]() ![]() |