
Der Newsletter zum Thema Medien in Schleswig-Holstein
herausgegeben von
Filmkultur Schleswig-Holstein e.V.
herausgegeben von
Filmkultur Schleswig-Holstein e.V.
![]() |
![]() Der Newsletter zum Thema Medien in Schleswig-Holstein herausgegeben von Filmkultur Schleswig-Holstein e.V. |
|||||||||
|
||||||||||
Impressum
Letztes Update:
15. Juli 2023 - 13:56 |
Der diskrete Charme des ProletariatsGood bye Lenin! (Wolfgang Becker, D 2003)Die schräge, irgendwie in den 70ern stehen gebliebene Pop Art der DDR hat 12 Jahre nach ihrem Untergang Konjunktur. Wie Sonnenallee spielt auch Wolfgang Beckers Good bye Lenin! (das Drehbuch stammt von Bernd Lichtenberg, dessen Film Déja-vu die Kulturelle Filmförderung S.-H. förderte) mit dem heute absurd anmutenden Alltag des Ex-Landes. Anders als in Sonnenallee wird der diskrete Charme des Proletariats hier allerdings nicht der Lächerlichkeit preisgegeben, sondern seine auf die Spitze der Abstrusität getriebene Beschreibung gerät zu einer heimlichen Hommage an jene DDR-Bürger, die ihr Land liebten, weniger aus ideologischen, denn aus (zwischen-) menschlichen Gründen.Christiane Kerner (Katrin Saß) hat die Wende nach einem Herzinfarkt im Koma verschlafen. Als sie wieder aufwacht, ist von dem Staat, in dem sie sich als Trainerin der Jungen Pioniere und von Eingaben an die örtliche Parteileitung machenden Bürgern betätigte, nichts mehr übrig. Wäre da nicht ihr Sohn Alex (Daniel Brühl). Weil die Ärzte der Mutter jegliche Aufregung verbaten, stellt er die vergangene Wirklichkeit für sie minutiös nach, vom Mobiliar des Krankenzimmers bis zu Hollandgurken, die er in die Gläser jener aus dem Spreewald abfüllt. Doch der Siegeszug des Coca-Cola-Kapitalismus im umgekrempelten Alltag bringt die Camouflage ins Wanken. Immer Groteskeres muss Alex erfinden, um die ehemalige Aktivistin im Glauben zu lassen, die DDR existiere noch. Mit einem Freund fälscht er Nachrichten der Aktuellen Kamera, die verlauten, es gebe eine Fluchtbewegung von enttäuschten Wessis in den Osten, der nunmehr für sie seine Grenzen geöffnet habe. Ob die Mutter den absurden Schwindel glaubt oder ihn nur als liebevolle Lüge ihres besorgten Sohnes akzeptiert, bleibt offen, denn auch sie hat eine lügnerische Leiche im Keller ...![]() |