Der Newsletter zum Thema Medien in Schleswig-Holstein
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Filmkultur Schleswig-Holstein e.V.



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Letztes Update:
15. Juli 2023 - 13:56

Highlights im KoKi Kiel

Das Kieler KoKi zeigt im Oktober und November u.a.:

Neu in Kiel

Salvador – Kampf um die Freiheit
Manuel Huerga. Span. 2006. 129 Min. Mit Daniel Brühl
Spanien unter dem Franco-Regime: 1973 geht der Geheimpolizei in Barcelona Salvador Puig Antich ins Netz, bei der Verhaftung kommt ein Polizist ums Leben. Salvador wird in einem Schnellverfahren von einem Militärgericht zum Tode verurteilt. In den Gesprächen mit seinem Anwalt erzählt er seinen Werdegang vom revoltierenden Studenten zum bewaffneten Kämpfer: das Engagement in der illegalen Gewerkschaftsbewegung, die haarsträubenden Aktionen seines Kampfes gegen die Diktatur, Banküberfälle, schwierige Liebe, Flucht über die Pyrenäen, Leben im Untergrund, eigene schuldhafte Verstrickungen. Präzise spiegelt der Film die Verhältnisse während der zu Ende gehenden, versteinerten Franco-Diktatur wider. Monatelang bemühen sich Anwalt und Familie verzweifelt, die Hinrichtung abzuwenden, sie gewinnen die Unterstützung von hochgestellten Persönlichkeiten, sogar vom Papst, aber alles bleibt vergebens. Am 2. März 1974 wurde Salvador als letzter politischer Gefangener mit der Garotte hingerichtet, bis heute ist er ein Symbol des letzlich erfolgreichen Widerstandes in Spanien.
Do, 25.10., 20:30; Fr, 26.10., 18:30; Sa, 27.10. + Mo, 29.10., 20:30; Di, 30.10. - Mi, 31.10., 18:15
Takva – Gottesfurcht
Özer Kiziltan. D/TR 2006. 96 Min. OmU. Mit Erkan Can, Meray
Muharrem lebt ein bescheidenes Leben als als Kaufmannsgehilfe in Istanbul. Einmal in der Woche geht der tiefreligiöse Mann zum Dergah, dem Kloster einer erzonservativen religiösen Sekte. Aufgrund seiner ungewöhnlichen Frömmigkeit überträgt ihm das Klosteroberhaupt die Geschäfte des Ordens. Muharrems Kontakt mit den Versuchungen des weltlichen Istanbul stürzt ihn in eine schwere Krise. Der in der Türkei überaus erfolgreiche, von Fatih Akin koproduzierte und mehrfach ausgezeichnete Film ist ein einfühlsames Psychodrama auf der Grenze zwischen Authentizität und surrealer Intensität und bietet einen kritisch-differenzierten Einblick in eine ferne nahe Glaubenswelt: ein aufschlussreiches Korrektiv zur manchmal hysterischen Fundamentalismusdebatte.
Do, 15.11. - So, 18.11., 20:30; Mo, 19.11., 18:30; Di, 20.11., 20:30
Am Ende kommen Touristen
Robert Thalheim. D 2007. 85 Min. Mit Alexander Fehling
Sven macht Zivi im Ausland. Ursprünglich war Amsterdam geplant gewesen, jetzt hat es ihn in die polnische Stadt Oswiecim verschlagen, Auschwitz. In der dortigen Begegnungs- und Gedenkstätte macht er Hausmeisterjobs, kümmert sich um Seminare und betreut den über 80-jährigen Überlebenden Krzeminski, der unweit des ehemaligen Konzentrationslagers wohnt. Ohne besonders viel Enthusiasmus aber guten Willens macht Sven sich daran, sich in der neuen Welt zu Recht zu finden. Oder vielmehr in den drei neuen Welten: der ungewohnte Arbeitsalltag, das Leben als Deutscher in einer polnischen Kleinstadt und der tägliche Umgang mit einem Überlebenden von Auschwitz. Mit einer guten Portion Stoizismus erledigt Sven die ihm gestellten Aufgaben, von Geschirrspülen bis zu Chauffeurdiensten für den alten Krzeminski. Ganz langsam beginnt dabei eine Verbindung zu dem ungewöhnlichen Ort und seinen Menschen zu wachsen. Sven ärgert sich, verliebt sich, ergreift Partei und fängt an, sich wirklich für seine Umgebung zu interessieren... Robert Thalheim (Netto) erzählt betont unaufgeregt, mit einem Gespür für Zwischentöne und einem scharfen Ohr für geschliffen ungeschliffene Dialoge. Damit stellt sich sein Film bewusst gegen die aktuelle Welle von Historiengroßfilmen wie Der Untergang oder Das Leben der Anderen. Er sucht nach den Spuren und sichtbaren Folgen der Geschichte in der Gegenwart und stellt die Frage, wie sich die dritte und vierte Generation der Erinnerung an den Holocaust und Nationalsozialismus nähern kann. Einer Erinnerung, die nicht mehr die eigene ist.
Do, 1.11. - So, 4.11., 20:30; Mo, 5.11., 18:30; Di, 6.11. - Mi, 7.11., 20:30
Ich habe euch nicht vergessen – Simon Wiesenthals Leben und Vermächtnis
Richard Trank. USA 2007. 35mm. 105 Min. Sprecherin: Iris Berben
Der gebürtige Ukrainer Wiesenthal, ein säkularer Jude, der den Holocaust überlebt, aber 89 Mitglieder seiner und der Familie seiner Frau verloren hat, hat mehr als sechs Jahrzehnte seines Lebens der Verfolgung von Nazi–Kriegsverbrechern gewidmet, dabei zur Strafverfolgung von 1.100 Nazi–Kriegsverbrechern beigetragen, und auch als einer der ersten auf die Lage der Sinti und Roma, Homosexuellen und anderen Nazi-Verfolgten hingewiesen. Der Film bietet einen umfassenden Einblick in sein Leben und Vermächtnis.
Fr, 2.11. - Sa, 3.11. + Di, 6.11., 18:30
Das Reichsorchester
Enrique Sanchez Lansch. D 2007. 90 Min.
In diesem Jahr feiern die Berliner Philharmoniker, eines der berühmtesten Orchester weltweit, ihr 125jähriges Bestehen. Lansch (Rhythm Is It!) wirft nun erstmals einen Blick auf die Jahre zwischen 1933 und 1945: Finanziert durch das Deutsche Reich, waren die Philharmoniker das deutsche Vorzeigeorchester und somit Repräsentanten des nationalsozialistischen Regimes, spielten bei den Olympischen Spielen und auch bei den Reichsparteitagen. Weit weniger exponiert als ihr Chefdirigent Wilhelm Furtwängler, arbeiteten die Musiker im Kollektiv. Das schützte sie, erleichterte aber auch, sich nicht der individuellen Verantwortung zu stellen. Noch lebende Zeitzeugen aus der Mitte und dem Umfeld des Orchesters und reichhaltiges Archivmaterial zeigen den Mikrokosmos des Orchesters als Spiegel der in Deutschland herrschenden Situation.
Do, 1.11. + Mi, 7.11., 18:30
Preußisch Gangstar
Bartosz Werner, Irma-Kinga Stelmach. D 2007. 92 Min.
Buckow, ein trostloses Städtchen in Brandenburg. Hier leben Nico, Oli und Tino – drei Jugendliche, die ihre Probleme in der Schule, im Job, in der Liebe, teils mit Musik, teils mit Sport, aber auch mit Gewalt und Drogen lösen. Sie nennen sich Preußisch Gangstar, und tatsächlich hat ihr Gehabe, das sie sich aus Filmen abgeschaut haben mögen, etwas betont Gefährlich-Lässiges. Kaum zu übersehen sind jedoch auch Verzweiflung und Resignation dahinter. Nico singt sich den Frust über Geldmangel und wenig Perspektiven von der Seele. Tino ringt um den Hauptschulabschluss, den er wahrscheinlich nicht schaffen wird, und Oli ist mit seinem Job in der Dorfdisko alles andere als glücklich... Die AbsolventInnen der Hochschule für Film und Fernsehen Konrad Wolff zeichnen mit ihrem Abschlussfilm eine Momentaufnahme des Alltags dieser Clique mit all der symptomatischen Langweile und Aussichtslosigkeit. Symptomatisch auch die Sprachlosigkeit, die zwischen den Jungs und ihren Eltern, Lehrern, Großeltern und Sozialarbeitern herrscht. Symptomatisch das Wegsehen, das Motiv der Flucht und der Betäubung. Dass die Geschichten bei aller Tragik dennoch ein fesselndes Stück junges Kino ergeben, liegt nicht zuletzt an den drei Darstellern – allesamt Laien, die Verhältnissen entstammen, die den fiktiven nicht unähnlich sind.
Do, 8.11. - Sa, 10.11. + Mi, 14.11., 20:30
La Leon
Santiago Otheguy. Arg./F 2006. 85 Min. Mit Jorge Roman, Daniel Valenzuela
Alvaro lebt im im argentinischen Paraná-Delta, ein wildes, unnahbares Labyrinth aus Flüssen und Inseln, nur etwa 30 Kilometer von Buenos Aires entfernt und doch wie aus einer anderen Welt. Auf den umliegenden Inseln leben wenige Menschen genauso wie er, fischen oder schneiden Schilf für die Korbflechter, betrinken sich in der einzigen Bar, treffen sich ab und zu beim wöchentlichen Fußballspiel. Turu, ein grobschlächtiger und machtbewusster Mann, ist der Besitzer der Fähre LA LEON, das einzige Verkehrsmittel. Er verabscheut alle Neuankömmlinge, und auch Alvaro ist ihm nicht geheuer. Denn Alvaro ist ein Einzelgänger, der Bücher liest, und schwul… Heimlicher Protagnonist ist die Wasserlandschaft mit Unterholz, Schilf und Urwald, Nebel und Sonnenlichtreflexen, deren düstere und verzauberte Atmosphäre in faszinierenden schwarz-weißen Cinemascope-Bildern eingefangen wird.
Do, 15.11. + Sa, 17.11., 18:30; Mi, 21.11., 20:30
Bab’Aziz – Der Tanz des Windes
Nacer Khemir. Tunesien/Iran/F/D 2003. 98 Min. OmU. Mit Parviz Shaminkou
Ishtar, ein lebensfrohes Mädchen, und Grossvater Bab’Aziz, ein blinder Derwisch, sind unterwegs zum grossen Derwisch-Treffen, das alle 30 Jahre stattfindet, dessen Ort sich aber nur jenen offenbart, die mit dem Herzen der unermesslichen Stille der Wüste zu lauschen vermögen. Auf dem Weg durch die endlose Weite begegnen sie anderen: Osman, der sich nach den schönen Mädchen verzehrt, die er am Grunde eines Brunnens gefunden hat; Zaïd, der mit seinem Gesang eine hinreissende Frau verführt und wieder verloren hat; dem Prinzen, der sein Reich aufgibt, um Derwisch zu werden. Der alte Mann verabschiedet seine Enkelin und Zaïd in den Strudel aus wilden Farben und betörenden Klängen, durch den sich das Treffen in den Ruinen der Stadt Bam von Ferne ankündigt. Bab‘Aziz ist ein Fest fürs Auge und eine Hymne ans Erzählen und die Liebe. Regisseur Nacer Khemir wurde bei uns bekannt durch seinen vielfach ausgezeichneten Film Das verschwundene Halsband der Taube. Nun entfaltet er in der Tradition von „1001 Nacht“ eine zeitlose Geschichte mit fantastischen Ereignissen in atemberaubend schönen Bildern.
Do, 8.11. - So, 11.11., 18:30; Mo, 12.11. - Di, 13.11., 20:30
ZIZEK!
Astra Taylor. USA 2005. 71 Min. OmU
Seine Themen reichen von Alfred Hitchcock über 9/11, die Oper, das Christentum, Lenin und David Lynch. Der slowenische Philosoph Slavoj Zizek ist einer der wichtigsten zeitgenössischen Kulturtheoretiker, gern auch als „der Elvis der Kulturtheorie“ bezeichnet. „Der Film ist so atemlos wie sein faszinierender, mitunter herrlich selbstironischer, sympathisch schlitzohriger Protagonist… Kurz vor Schluss vermutet Zizek dann (und hier wird Taylors Film doppelbödig), dass seine weltweite Popularität als lustiger Clown der Gegenwartsphilosophie der Preis dafür ist, dass man das, was er zu sagen hat, nicht ernst nehmen muss.“ (film-dienst)
Di, 20.11. - Mi, 21.11., 18:30
Alberto Giacometti – Die Augen am Horizont
Heinz Bütler. CH 2005. 58 Min. frz./ital. m. dt. Ut.
Eine filmische Reise durch die einzigartige Kunst- und Lebenswelt des Künstlers Alberto Giacometti. Seine Schriften geben die Bildmotive des Films vor zusammen mit den Erinnerungen derer, die mit ihm befreundet waren. Ein Giacometti-Porträt, bewusst und ganz im Sinne des Künstlers: durchaus unfertig.
Mo, 12.11. - Mi, 14.11., 18:30
Vivere
Angelina Maccarone. D 2006. 93 Min. Mit Hannelore Elsner
Was für eine Bescherung! Ausgerechnet in der Weihnachtsnacht brennt die 17-jährige Antonietta mit einem Rockstar in Richtung Rotterdam durch. Ihre ältere Schwester und Ersatzmutter Francesca begibt sich sogleich auf die Suche. Unterwegs trifft sie auf die undurchschaubare Gerlinde. Gemeinsam fahren die beiden Frauen über die niederländische Grenze. Schon bald ist Francesca hin- und hergerissen von der Sorge um ihre kleine Schwester und Gerlindes rätselhafter Anziehungskraft... Nach Fremde Haut und Verfolgt präsentiert Regisseurin Maccarone ihr drittes eigenwilliges Gesellschaftsdrama in Folge. Der italienische Filmtitel lässt sich dabei nicht von ungefähr mit ‚leben‘ übersetzen. Auf der Suche nach sich selbst irren die Frauen aus drei Generationen durch die Nacht. Angetrieben von der Frage, was das Leben eigentlich lebenswert macht. Schnell wird dabei deutlich, dass alle drei im übertragenen Sinn auf der Flucht sind. Vor einer verschmähten Liebe, vor ihrem Pflichtbewusstsein, vor der Realität. Diese Frauen sind nicht den üblichen Klischeeschubladen „Girlie“, „Zicke“ oder „Powerfrau“ entnommen; sie repräsentieren jeweils ein gelebtes Leben, das in diesen Tagen aufgearbeitet werden muss.
ab Do, 29.11., 20:30

Bundesweiter Tag der Kommunalen Kinos: Film und Revolte

Am 31. 10. machen die Kommunalen Kinos bundesweit unter einem gemeinsamen Thema auf ihre Bedeutung für die Filmkultur aufmerksam machen. Thema dieses Jahr: Film und Revolte. Die Ereignisse des Jahres 1967, der eigentliche Beginn der Revolte in der BRD (Schah-Demonstration, 2. Juni: Erschießung Benno Ohnesorgs, Gründung Kommune I), jähren sich zum 40. Mal, Ereignisse, die das gesellschaftliche Denken Staat und Obrigkeit nachhaltig veränderten. In Kiel zeigen wir zwei Filme, die Vorstellungen vom Widerstand auf ganz eigene irritierende Art variieren:
Muxmäuschenstill
Marcus Mittermeier. D 2004. 89 Min. Mit Jan Henrik Stahlberg
Der ehemalige Philosphiestudent Mux will der von Egoismus und Morallosigkeit beherrschten Gesellschaft ein neues Verantwortungsbewusstsein einimpfen. Rabiat greift er ein, wo Hundekot oder Graffitis, Schwarzfahrer oder Schwimmbadpinkler sein Missfallen erregen… Muxmäuschenstill war der Überraschungshit im Sommer 2004. Mit seinem konsverativen Wertemodell steht er nicht allein, sondern korrespondiert mit Filmerfolgen wie Die fetten Jahre sind vorbei oder den Bestsellerromanen Der Eisvogel und Kirilow. Der Kieler Literaturwissenschaftler Kai Sina gibt vor dem Film einen kurzen Überblick über diesen neuen Konservativismus.
Di, 30.10., 20:30
Themroc
Claude Faraldo. F 1972. 110 Min. Mit Michel Piccoli
Ein Anstreicher in der Pariser Banlieue geht nicht mehr zur Arbeit, wirft seine Einrichtung aus dem Fenster, schlägt die Wand seiner Hochhauswohnung aus der Fassade und beginnt ein atavistisches Höhlenleben: Faraldo erfasst mit satirischem Blick, wie ein sprichwörtlicher „kleiner Mann“ seine Vorstellungen von Freiheit und selbstbestimmtem Leben gegen eine fremdbestimmte Welt umsetzt, vielleicht inspiriert von den Ideen seiner Zeitgenossen, den sprichwörtlichen „68ern“, aber fern jedes theoretischen Diskurses. Ihm reicht sein rätselhafter Kampfschrei „Themroc!“, und der zieht immer Menschen in seinen Bann...
Mi, 31.10., 20:30

Highlights von den Lesbisch Schwulen Filmtagen

Vom 16. bis 21.10. finden die 18. Lesbisch Schwulen Filmtage in Hamburg statt. Wie jedes Jahr begrüßen KoKi und HAKI danach Gäste aus dem Festivalteam mit einer Auswahl aus dem hochkarätigen Programm. (Kartenvorverkauf ab 22. 10 an der Kinokasse.)
Fr, 26.10., 21:00

Meine Serie & ich – mit Unterstützung von Sat.1

Blackout – Die Erinnerung ist tödlich
Peter Keglivic, Hans-G. Bücking. D 2006. 4 mal 90 Min. Mit Misel Maticevic
Drogenfahnder Paul Novak leidet nach einem schweren Unfall unter massivem Gedächtnisverlust. Ein Armband mit der Aufschrift „ich“ und ein Notizbuch, in dem seinen Alltag protokolliert, sind die Grundausstattung für sein neues Leben. Sobald er aber nach den Vorgängen vor seinem Unfall fragt, stößt er auf Schweigen oder die immer gleiche Version: Er habe seine Frau erschossen im Lift eines Bürohauses gefunden und sei auf der Fahrt ins Krankenhaus verunglückt. Warum behauptet sein Kollege und Freund Boris, es sei die Tat eines verrückten Junkies gewesen? Paul nimmt die wenigen Fäden aus der Vergangenheit auf und beginnt, die Wahrheit ans Licht zu bringen – und sieht sich bald schon in ein gewaltiges Dickicht aus Immobilien-Spekulationen, Partei-Affären und den Kampf zweier Drogenkartelle verstrickt... Mit dieser Miniserie wollte Sat.1 die qualitativen Standards der TV-Serie neu definieren – endlich eine anspruchsvolle TV-Erzählung, die nicht nach der Einschaltquote schielt und sich verschachtelte Erzählstränge und dreidimensionale Figuren gestattete. Indessen – der gemeine Sat.1-Zuschauer entschied anders. Und der Sender folgte ihm brav und verbannte sein Grimmepreis-nominiertes Kleinod ins Nachtprogramm. Das KoKi holt die Serie wieder hervor und zeigt sie mit freundlicher Unterstützung von Sat.1 und der Typhoon Filmproduktion in zwei Blöcken.
Sa, 20.10. und So, 21.10., jeweils 20:30

Highlights aus 60 Jahren Studentenfilm Kiel

Thomas Plöger, Leiter der Medienwerkstatt und Film/Video-AG, und Kay Otto präsentieren eine bunte Filmmischung aus den vergangen 60 Jahren und fördern dabei manche Kuriosität zutage.
Fr, 19.10., 20:30

Günter Grass zum 80. Geburtstag

Katz und Maus
Hansjürgen Pohland. D 1966. 88 Min. Mit Peter und Lars Brandt, Wolfgang Neuss
Die Verfilmung der Novelle von Günter Grass aus dem Jahr 1966 erzählt in einer Rückblende, die zur Zeit des Zweiten Weltkriegs spielt, von dem Versuch eines von seinen Altersgenossen wegen seines riesigen Adamsapfels schikanierten Außenseiters, durch einen Kriegsorden von seinem Makel abzulenken. Eine Reflexion über Kriegsbegeisterung, Mitläufer- und Außenseitertum unter Jugendlichen, die bei der Uraufführung heftig umstritten war: Man sah das ‚Ritterkreuz’ abgewertet und die Sittlichkeit der Jugend angegriffen. Zudem empörte, dass ausgerechnet die Söhne des damaligen Außenministers und Vizekanzlers Willi Brandt mitspielten! Mit heutigem Kenntnisstand erscheint der Stoff auch als Selbstreflexion des Autors, dessen Leben und Arbeiten als Schriftsteller, Bildhauer und Grafiker der intime Dokumentarfilm Der Unbequeme – Der Dichter Günter Grass (Sigrun Matthiesen, Nadja Frenz. D 2007. 87 Min.) beschreibt, der während der Arbeit an seiner Autobiografie „Beim Häuten der Zwiebel“ und den darauf folgenden Diskussion entstand.
Katz und Maus: Do, 18.10. - Fr, 19.10., 18:30; Mo, 22.10., 20:30. Der Unbequeme – Der Dichter Günter Grass: Di, 23.10. - Mi, 24.10., 18:30

Klassik im Kino – in memoriam Luciano Pavarotti (1935 - 2007)

Rigoletto
A/F 1982. 118 Min. Wiener Philharmoniker u. d. Ltg. von Riccardo Chailly, Regie: Jean-Pierre Ponnelle. Solisten: Luciano Pavarotti, Edita Gruberova
Verdis Oper nicht von der Bühne abgefilmt, sondern in Szene gesetzt wie ein Spielfilm. Großartiger lässt sich dieser Opernthriller wohl nicht besetzen: Luciano Pavarotti singt den tenoralen Superhit „La donna è mobile“ und lässt die virtuose Edita Gruberova in ihrer Verliebtheit schmachten. – Mit diesem Klassiker des Opern-Films erinnern wir an den am 6. September verstorbenen Superstar-Tenor. Pavarotti wäre am 12. Oktober 72 Jahre alt geworden.
So, 21.10., 18:30

FilmArchitektur – mit der Architekten- und Ingenieurkammer SH

Leben in der Stadt von morgen
Marian Engel. D 2006. 97 Min. Dokumentarfilm über das Berliner Hansaviertel
Das Berliner Hansaviertel, Resultat der Internationalen Bauaustellung 1957 und direkte Antwort auf die Ostberliner Stalinallee, gilt als eine der bedeutendsten Manifestationen der architektonischen Nachkriegsmoderne in Deutschland. Marian Engel, als Studentin selbst Bewohner des Hansaviertels, begann mit dem filmischen Porträt, nachdem seine Mutter ihn mahnte: „Du misshandelst diese Wohnung. Stell’ dir vor, Egon Eiermann würde dich plötzlich besuchen.“ Durch Interviews mit Planern und geistigen Vätern der „Stadt von Morgen“ sowie ihren Architekten werden die Aufbruchstimmung und die Visionen für eine städtebauliche Neuordnung Berlins nach dem Krieg wieder lebendig. Wohnkonzepte mit für die damalige Zeit unkonventionellen Zuschnitten stehen im Mittelpunkt des Films, wie auch das Gesamtbekenntnis der Initiatoren zum „ungebrochenen Aufbauwillen Berlins.“
Mo, 26.11., 20:30

Zur Ringvorlesung „Klassiker des 21. Jahrhunderts“

The Da Vinci Code – Sakrileg
Ron Howard. USA 2006. 150 Min. dt. Fs. Mit Tom Hanks, Audrey Tautou
Ein Mord im Louvre führt den amerikanischen Symbologen Robert Langdon auf eine europaweite Hetzjagd nach dem Heiligen Gral ... Dass Dan Browns weltweit über 50.000.000 Mal verkaufter Roman verfilmt werden würde, lag nahe, trägt der Text selbst doch schon deutliche Züge filmischer Dramaturgie. – Das Kommunale Kino zeigt den Film begleitend zur Ringvorlesung „Klassiker des 21. Jahrhunderts“, in deren Rahmen der Initiator der Ringvorlesung, Prof. Dr. Albert Meier, Dan Browns Roman am 30. 10. besprechen wird. Vor unserer Kinovorstellung gibt Prof. Meier eine kurze Einführung zum Verhältnis von Roman und Verfilmung.
Mo, 5.11., 20:30

Filmland Norwegen (3)

Nachbarn / Naboer
Pål Sletaune. N 2005. 78 Min. OmU. Mit Kristoffer Joner, Cecilie Mosli
Kurz nachdem seine Freundin Ingrid ihn verlassen hat, wird John von zwei jungen, attraktiven Nachbarinnen um Hilfe beim Möbeltragen gebeten? Bald machen Anne und Kim ihm unverhohlen Avancen, denen der einsame junge Mann nach kurzem Zögern nur allzu gern nachgibt: Das mysteriöse, erotische Spiel entwickelt sich sukzessive zum psychologischen Horror-Thriller. Nach seiner Uraufführung in Venedig sorgte „Nachbarn“ wegen seiner drastischen Bilder für heftige Diskussionen.
So, 4.11., 18:30
Libellen / Øyenstikker
Marius Holst. N 2001. 110 Min. OmU. Mit Maria Bonnevie, Kim Bodnia
In einem abgelegenen Haus auf dem Land richten sich Eddie und Maria ein glückliches Leben zu zweit ein. Doch als eines Tages ein aus dem Gefängnis entlassener Freund vor der Tür steht, gerät das Glück aus den Fugen. Holst gelingt es auf atemberaubende Weise, mit kleinsten Mitteln von der anfänglichen Ruhe zu einer schier unerträglichen Atmosphäre der Bedrohung zu wechseln. Bei den Nordischen Filmtagen Lübeck ausgezeichnet mit dem NDR-Filmpreis.
So, 18.11., 18:30

Das radikale Subjekt der Moderne: Filmische Künstlerporträts

Max Ernst. Meine Unruhe – mein Vagabundieren
Peter Schamoni. D 1991. 100 Min.
Der schon klassische Film über Max Ernst entstand zu dessen 100. Geburtstag: Max Ernst selbst erklärt die verschiedenen Phasen seines revolutionären Werkes und lässt die Stationen seines unruhigen Vagabundierens lebendig werden. Eine Filmreihe in Zusammenarbeit mit der Muthesius-Hochschule. Einführung Prof. N. Schmitz am Di, 27.11.
Do, 22.11. + Mo, 26.11. - Mi, 28.11., 18:30

Mit „Runder Tisch gegen Rassismus und Faschismus - Kiel“

Ein Dorf zeigt Mut
Stefan Schölermann, Andrea Jedich. D 2007. 30 Min. NDR-Reportage
Die rechte Gewalt in Norddeutschland nimmt zu. Die NPD und freie Kameradschaften versuchen insbesondere Jugendliche für sich zu gewinnen. Spätestens seit dem Sommer 2005 werden auch in Rieseby Jugendliche werden von den Nazis angesprochen, sollen für die faschistische Ideologie begeistert werden. Gegen das massive Auftreten der NPD im Dorf hat sich eine Bürgerinitiative „Wir gegen Rechts“ und eine Antifa-Jugend gebildet. Der NDR hat in einer Langzeitbetrachtung den Kampf gegen rechtsextreme Tendenzen dokumentiert. - Im anschließenden Gespräch wird u.a. die Frage eines Konzepts der NPD, sowie Möglichkeiten, Erfahrungen und Erfolge des antifaschistischen Widerstands diskutiert. Gespräch mit: H. Büchsel, Vors. VVN-BdA SH; Vertretung Innenministerium SH (angefragt); S. Schölermann - NDR-Info; Vertretung AK „Wir gegen Rechts“ Rieseby. - Mitglieder u. Anhänger rechtsextremer Parteien u. Organisationen wie NPD, DVU, Republikaner, „Freien Kameradschaften“ haben keinen Zutritt zur Veranstaltung (nach § 6, VersG.)
Fr, 16.11., 19:00

Zu Gast: Ulrich Selle

Land in Sicht
Ulrich Selle. D 2007. 47 Min.
Das Leben von geduldeten Flüchtlingen ist geprägt von eingeschränkten Rechten und der drohenden Abschiebung. An der schleswig-holsteinischen Westküste werden geduldete Flüchtlinge zu Küchenhilfen ausgebildet und auf eine Arbeit auf der Nordseeinsel Sylt vorbereitet. Ob es zur Arbeitsaufnahme kommen wird ist ungewiss, denn sie verfügen weder über einen Aufenthaltsstatus noch über eine Arbeitserlaubnis. - „Land in Sicht“ verdichtet das Dilemma von Menschen, die zur Untätigkeit verdammt sind und mit der ständigen Angst vor der Abschiebung leben. Das gleichnamige Projekt „Land in Sicht! Berufliche Qualifizierung in SH“ wird koordiniert vom Flüchtlingsrat SH e.V. Gespräch mit U. Selle, Regisseur und Claudia Langholz, Flüchtlingsrat SH e.V.
Mi, 28.11., 20:30
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