Der Newsletter zum Thema Medien in Schleswig-Holstein
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Filmkultur Schleswig-Holstein e.V.



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15. Juli 2023 - 13:56

Highlights im KoKi Kiel

Das Kieler KoKi zeigt im Februar u.a.:

Neu in Kiel

Vorne ist verdammt weit weg
Thomas Heinemann. D 2007. 90 Min. Mit Frank-Markus Barwasser
„Mit dem Einkaufswagen hat das Elend dieser Welt angefangen. Denn seit es Einkaufswagen gibt, will der Mensch immer mehr haben, als er mit zwei Händen tragen kann.“ Was für ein Zufall, dass Erwin Pelzig, der Urheber dieser Weisheit, als Chauffeur des Einkaufswagenherstellers Bieger anheuert. Pelzig ist nicht doof. Nach kurzer Zeit weiß er, wie der Hase läuft. Bieger war für einige Zeit nicht im Geschäft, und schon haben seine Tochter und ein windiger Unternehmensberater vor, die gut laufende Firma an die Chinesen zu verscherbeln. Der ungeliebte Bieger Junior schaut tatenlos zu. Das kann Pelzig nicht dulden. Mit Hilfe der Edelprostituierten, die vor ihrer „Umschulung“ Wirtschaftsassistentin war, setzt er alles daran, den Deal zu verhindern... Der erste Film mit Frank-Markus Barwasser und seiner Kunstfigur Erwin Pelzig. Dabei geht es weniger um bissige Kritik an den Missständen der Globalisierung als um positive Werte: ein sozialromantisches Märchen mit augenzwinkerndem Humor.
Fr, 1.2. - Mi, 6.2.
Herr Vig und die Nonne
Pernille Rose Grønkjær. DK 2006. 84 Minuten. OmU
Sein ganzes Leben hat der 82-jährige Jørgen Laursen Vig von der Einrichtung eines Klosters in seinem dänischen Schloss geträumt: ein Monument gegen die eigene Vergänglichkeit. Stets hat er allein gelebt, war nie verliebt und ist über die Jahre zum Eigenbrötler geworden. Doch nun offeriert ihm das Patriarchat von Moskau plötzlich, russisch-orthodoxe Nonnen in sein Haus zu senden, um die Eignung des Gebäudes für den Orden zu prüfen. Der Lebenstraum des alten Mannes könnte wahr werden, doch dies hat seinen Preis: Von einem Tag auf den anderen muss Herr Vig sein Haus mit den frommen Frauen teilen. Unter ihnen ist die aufgeweckte und durchsetzungsstarke Schwester Amvrosija, mit deren Aktionismus Herr Vig schnell in Konflikt gerät. Die Regisseurin Pernille Rose Grønkjær hat die schwierige Annäherung zweier sehr  unterschiedlicher, aber gleichermaßen eigenwilliger Menschen behutsam  und mit warmherzigem Blick beobachtet. Beide werden  niemals der Lächerlichkeit preisgegeben, sondern immer in ihrer Verschrobenheit respektiert. Der Film wurde beim Internationalen  Dokumentarfilmfestival von Amsterdam (IDFA) mit dem Joris-Ivens-Preis ausgezeichnet.
Do, 7.2. - Fr, 8.2.
Ex Drummer
Koen Mortier. B 2007. 104 Min. OmU. Mit Dries Vanhegen, Gunter Lamoot
Manchmal ist Kunst eine Zumutung – dann etwa, wenn sie ästhetisch radikale Wege beschreitet oder wenn sie den Blick auf Dinge lenkt, die nur schwer oder gar nicht zu ertragen sind. Ex Drummer ist eine Zumutung – so oder so. Die Hauptfiguren sind drei Männer vom äußersten Rand der Gesellschaft: Schläger, Säufer, Vergewaltiger und Mörder, drogenabhängig. Sie wohnen in Hinterräumen von Industriebauten, verfallenden Bauernhäusern oder verwahrlosten Appartements, ihre Einrichtung besteht aus Schrott und Müll, Schreien und Vögeln ist ihre Hauptbeschäftigung. Eine Band wollen sie gründen – das ist so sinnlos oder sinnvoll wie jede andere Option, die die drei nicht haben. Da ihnen ein Schlagzeuger fehlt, sprechen sie den modischen Starautoren Dries an. Der hat tatsächlich Lust, für ein paar Tage seine schicke Wohnung zu verlassen und vom Olymp in die Niederungen des Abschaums zu steigen. Stoff für einen Roman gibt’s gratis dazu. Nach dem Auftritt bei einem Festival entlädt sich alles in einer Orgie der Gewalt – aus der die malträtierten Opfer jeweils noch einmal heraustreten und Auskunft über ihr Leben geben. – Verstörend nicht nur die desolaten Milieus, in die Koen Mortier uns in seinem furiosen Filmdebüt hineinstößt, verstörend auch die formalen Einfälle, mit denen er uns seine lärmende Geschichte erzählt: mit langen rückwärts laufenden Sequenzen, mit kippenden Kameraperspektiven oder mit Figuren, die an der Decke spazieren gehen. „Die visuell wie sprachlich drastische Darstellung des sozialen Elends versteht sich als Reflexion über Darstellbarkeit von hoffnungslosen Lebensweisen.“ (Filmdienst) Die Stilisierungen sind Teil der Tortur, machen den Film aber auch erträglich – ein brachiales Filmerlebnis, das lange im Kopf bleiben wird.
Do, 7.2. - Mi, 13.2.
Ulzhan – Das vergessene Licht
Volker Schlöndorff. D/F/Kasachstan 2007. 106 Min. Mit Philippe Torreton
Traumatisiert vom Verlust seiner Familie, bricht Charles aus seinem Leben aus in die Weiten Zentralasiens nach Kasachstan. Eine letzte Reise? Gleich an der Grenze werden ihm seine Papiere gestohlen. Auf einem Ölfeld wird er festgenommen und als „Spion“ nach Astana verfrachtet, in die futuristische neue Hauptstadt, einem „Brasilia“ in der Steppe. Die junge Nomadin Ulzhan folgt ihm durch die Steppe, durch nuklear verseuchtes Atomtestgebiet, über reiche Ölfelder bis zum Khan Tengri, dem heiligen Berg an der Grenze zu China, wohin die Schamanen sich früher zurückzogen, um zu sterben. Einen solchen Schamanen, Shakuni, einen Mann mit unklarer Nationalität, halb Deutscher, halb Kasache, trifft er unterwegs... „Schlöndorff zieht es in jene Weiten des asiatischen Ostens, die sich irgendwann mit den mongolischen Mythen und Mythenverlusten berühren, wie sie Nikita Michalkow in URGA so faszinierend beschrieben hat. Existenzielle Sehnsüchte, die leicht mit esoterischen verwechselt werden, grundieren diese Altersfilme der einst Neuen Deutschen Filmer, Sehnsüchte vom tiefsten Grund allen Reisens: einen Ort zum Sterben zu finden, von dem aus man – vielleicht – in einem anderen Leben erneut aufbrechen kann.“ (Der Tagesspiegel). In seinem ersten Roadmovie – mit 68 Jahren – reist Schlöndorff mit großartigen Landschaftspanoramen in eine ferne Welt und gleichzeitig in die eigene Vergangenheit, wenn er den „Blechtrommler“ David Bennent nun, gealtert und gereift, als seltsam kauzigen, zeitlosen Schamanen auferstehen lässt. 
Fr, 8.2. - Mi, 13.2.
Tapas
Juan Cruz, José Corbacho. Span. 2005. 94 Min. OmU. Mit Ángel de Andrés
L’Hospitalet de Llobregat ist ein kleiner Vorort von Barcelona, ein Arbeiterviertel, in dem auch viele Immigranten leben. Hier sind die beiden Regisseure José Corbacho und Juan Cruz aufgewachsen, und hier siedeln sie die Tapasbar an, die im Zentrum lustiger, absurder oder trauriger Alltagsgeschichten steht: Der brummige Wirt Lolo merkt erst, was er an seiner Frau Rosalía hatte, als sie ihn eines Tages einfach mit dem Abwasch sitzen lässt. Wer wird nun in seiner Bar kochen und sich herumkommandieren lassen? Kurz entschlossen stellt Lolo einen chinesischen Koch ein, der phantastische Gerichte zaubert und sich als begeisterter Fan von Bruce Lee entpuppt. Raquel ist Anfang 40 und hat seit einem Jahr eine „stabile Internet-Beziehung“, als ihr Leben noch einmal eine neue Wendung nimmt und sie dem jungen César über den Weg läuft. César füllt mit seinem Kumpel Opo die Regale im Supermarkt auf, und beide sind in Gedanken eigentlich bereits im Urlaub, den sie am Strand mit hübschen Ausländerinnen verbringen wollen. Jetzt gerät César über die Nächte mit Raquel völlig aus dem Häuschen. Und dann ist da noch die Rentnerin Conchi, die an Jugendliche Drogen für das kurze Glück dealt, aber eigentlich nur ihrem kranken Mann helfen will... Ein Film wie ein Tapas-Teller: Quer durch die Generationen erzählen die Filmemacher von Träumen und Hoffnungen, Glück und Trauer, aber auch von der sozialen Realität im sich rasant wandelnden Spanien von heute. Die filmische Liebeserklärung an ein lebenslustiges Stadtviertel errang gleich zwei „Goyas“, die spanischen Oscars, begeisterte Kritiker und Publikum und bringt  spanischen Sommer ins feuchtkalte Kiel!
Do, 14.2. - Mi, 20.2.
Ettore Sottsass – Der Sinn der Dinge
Heinz Bütler. CH 2002. 58 Min.
Der im Dezember 2007 verstorbene italienische Designer und Architekt Ettore Sottsass gehörte unbestritten zu den wichtigsten Gestaltern überhaupt. Mit seiner das Postulat „form follows function“ überwindenden Formen- und Farbensprache stiess Sottsass bereits Ende der fünfziger Jahre die Tür zu einer radikal neuen Art von Designverständnis auf. Während seiner mehr als drei Jahrzehnte dauernden Zusammenarbeit mit Olivetti als unabhängiger Industriedesigner entwarf Sottsass u.a. die legendäre tragbare Pop-Schreibmaschine «Valentine»  – heute einer von vielen Sottsass-Designklassikern. 1980 war Sottsass Mitbegründer der legendären Gruppe Memphis. Bütler unternimmt eine Reise zu den diversen Wirkungsorten des gerade verstorbenen Künstlers und arbeitet so die unterschiedlichen Phasen und Wendepunkte seines Werkes heraus.
So, 24.2. - Mi, 27.2.
Trip to Asia – Die Suche nach dem Einklang
Thomas Grube. D 2008. 108 Min. Mit Sir Simon Rattle und den Berliner Philharmonikern
Sie sind 126 Musiker, alle Meister ihres Fachs und stark ausgeprägte Persönlichkeiten, die mit ihrem individuellen Können den Klang des Orchesters formen und ihre Virtuosität gleichzeitig doch in den Dienst der gemeinsamen Sache stellen müssen. Die Berliner Philharmoniker sind eine Parallelgesellschaft, die ihren eigenen Gesetzen und Traditionen folgt: ein in der musikalischen Welt fast einzigartiger Mikrokosmos, dessen Zusammenhalt auf der gemeinsamen Leidenschaft für die Musik basiert, aber dennoch auch Leistungsdruck, Konkurrenz und Zwänge kennt. Hinter der Unterschiedlichkeit der Musikerbiografien scheinen die allen gemeinsamen Erfahrungen auf: die Liebe zur Musik und zum Instrument; die Freude am musikalischen Austausch; die Einsamkeit des Übens, der Wettbewerbe und Prüfungen; die Sehnsucht nach Anerkennung; die Zweifel und Einbrüche; der dauernde Druck der eigenen und äußeren Anforderungen. Thomas Grube begleitet die Berliner Philharmoniker auf ihrer Asientournee: Vor dem Panorama eines Kontinents im Umbruch dringt der Film auf noch nie gesehene Weise in das Herz eines der weltbesten Orchester ein, erforschend, was dieses Herz zum schlagen bringt.
Preview 24.2., Start ab 28.2.
Once
John Carney. IRL 2006. 85 Min. dt. Fs. Mit Glen Hansard, Markéta Irglová
Boy-meets-girl-Geschichte im Musikergewand: Straßensänger trifft Klavierspielerin. Glen Hansard und Markéta Irglová schrieben und sangen den packenden Soundtrack selbst, und Regisseur John Carney erfasst diese Begegnungen mit einer Zurückhaltung, die Raum lässt für die Wahrhaftigkeit des Augenblicks. Selten zuvor hat ein Film Musik und die Menschen, die sie machen, so einfühlsam, puristisch und wahr auf die Leinwand gebracht.
Fr, 1.2. - Mi, 6.2.
Die Prophezeiungen von Celestine
Armand Mastoianni. USA 2005. 100 Min. Mit Matthew Settle
Es war ein Roman; und doch wurde er gelesen wie die Offenbarung tiefer Weisheiten. Neun Prophezeiungen künden von dem Anbrechen eines neuen Zeitalters. Seit jeher versuchen Strategen und Politiker, die Wahrheiten zu unterdrücken. Aber im peruanischen Viciente arbeitet eine kleine Gemeinde unerschütterlicher Wissenschaftler an der Veröffentlichung der Texte. Zu ihnen stößt der arbeitslose Lehrer John, der nach und nach die verkündeten Wahrheiten begreift.
Sa, 9.2. - Sa, 23.2.

Das radikale Subjekt der Moderne – mit Muthesius Kunsthochschule

Basquiat
Julian Schnabel. USA 1996. 107 Min. Mit Jeffrey Wright, David Bowie, Dennis Hopper, Gary Oldman, Willem Dafoe, Cortney Love, Christopher Walken
Vom Graffiti-Sprayer stieg der zwanzigjährige Basquiat zum gefeierten Star auf, sieben intensive Jahre bewegte er sich als erster schwarzer Star in der amerikanischen Kunstszene um Andy Warhol, bis er, gezeichnet von Drogen und Angst, stirbt. Für Julian Schnabel, selbst Künstler und durch gemeinsame Projekte mit Basquiat und Warhol verbunden, steht nicht ein konkretes Künstler-Biopic im Mittelpunkt, sondern die Wechselwirkung von Künstler und Gesellschaft, eine Mischung aus Markt und Irrationalität, Selbstzerstörung und Banalität, die er mit expressivem Soundtrack und prominenter Besetzung beleuchtet.
So, 10.2. - Di, 12.2.

Schau ins Land

Schleswig-Holstein, das ist das Land zwischen den Meeren, die es geformt haben und das Leben hier bis heute prägen. Auf dem Internationalen Naturfilmfestival in Eckernförde 2007 wurden zwei Filme vorgestellt, die diese Meere, ihre Fauna, Flora und die Küstenbewohner eindrucksvoll auf die Leinwand bringen:
Die Nordsee
Thoralf Grospitz, Jens Westphalen. D 2004/5. 86 Min. Sprecher: Uwe Friedrichsen
Die Nordsee steht für Sturmfluten, weite Wattlandschaften, hohe Dünen und schroffe Küsten: Sie ist eine der wichtigsten Drehscheiben des Vogelzugs und ihre Strände locken zu jeder Jahreszeit zahllose Urlauber an. Wichtige Seewege kreuzen sich hier und gewaltige Bohrinseln fördern kostbares Öl aus den Tiefen. Die Naturdokumentation beginnt im deutschen Wattenmeer und führt über Dänemark, Norwegen, Schottland und England einmal rund um die Nordsee.
So, 10.2., 15 h
Die Ostsee
Thomas Willers. D 2007. 86 Min. Sprecher: Christian Rode
Direkt vor unserer Haustür liegt ein Meer mit einem grenzenlosen Reichtum an Formen, Farben und Leben– es ist das größte Brackwassermeer der Welt, die Ostsee. Bis heute ist die Ostsee im Wandel, ein Prozess der noch lange nicht abgeschlossen ist.
So, 17.2., 15 h
Ein Schäfer auf Wanderschaft – John Kimmel mit 1000 Tieren unterwegs
Kay Gerdes, Jess Hansen. D 2007. 57 Min.
Ein Jahr lang haben die Filmemacher den Schäfer John Kimmel und seine rund 1000 Schafe begleitet. Die schönen Bilder der weißen Wollknäuel in holsteinischer Landschaft können nicht darüber hinwegtäuschen: Es ist harte Arbeit für den Hirten und seine selbst ausgebildeten Hunde, eine solche Herde zusammen zu halten. „Ein Stück ländlicher Zeitgeschichte. In ihm wird erzählt von einem Beruf, der mit seinen althergebrachten Fertig- und Möglichkeiten durch keine noch so moderne Technologie ersetzbar scheint. Wir sehen in Schäfer Kimmel einen Mann, der aus seiner naturverbundenen Tätigkeit eine ungebrochene Identität schöpft und damit gegen alle denkbaren modernistischen Anfechtungen gewappnet zu sein scheint.“ (infomedia-sh.de)
So, 3.2., 15 h

Hermann Sudermann

Heute ist er fast vollständig vergessen, um 1900 jedoch war Hermann Sudermann (1857 - 1928; Der Katzensteg, Heimat, Frau Sorge, Reise nach Tilsit) der erfolgreichste Bühnenautor und Romancier deutscher Sprache. Seine Romane erzielten 100.000-Auflagen, seine dem Naturalismus zuzurechnenden Dramen wurden häufiger als die seines Kollegen Gerhard Hauptmann aufgeführt – wenngleich der mächtige Kritiker Alfred Kerr alles daran setzte, dies zu ändern. Sein Erfolg beim Publikum (dem jedoch auch skeptische Stimmen entgegenstanden, die seinen politischen Opportunismus kritisierten) machte ihn auch als Lieferant für Filmstoffe beliebt. Bis zu seinem Tod erlebte er 18 Filmpremieren seiner Dramen und Romane, bis heute zählt die Liste der Sudermann-Verfilmungen 35 Titel. Wir zeigen in den folgenden Wochen eine kleine Auswahl. Den Auftakt bildet der Stummfilm
Der Katzensteg
Gerhard Lamprecht. D 1927. ca. 90 Min.  Am Klavier: Dr. Werner Loll
In den Befreiungskriegen ist der junge Boleslaw von Schranden zu vielen Ehren gelangt, in seinem Heimatdorf jedoch lastet ein Fluch auf seinem Namen – hatte sein Vater doch Bonapartes Truppen über den geheimen Katzensteg in den Rücken der Preußen geführt. In den Ruinen des väterlichen Schlosses quartiert Boleslaw sich ein, um irgendwie die Familienehre wieder herzustellen. Dabei ist geht ihm Regine, die Dirne seines Vaters, zur Hand – und sie gefällt ihm mehr, als ihm lieb ist... In einer zeitgenössischen Kritik heißt es: „Lamprecht hat mit besonderer Vorliebe das Milieu entwickelt, in allen Milieu- und Massenszenen zeigt er seine besondere Begabung, er weiß, farbiges Leben zu entwickeln. Besonders ist er darauf erpicht, die Nachtszenen mit Rembrandtschem Halbdunkel herauszuarbeiten.“ – Einführung: Dr. Caren Kollek
So, 17.2., 20.30 h

Mit der Deutsch-Britischen Gesellschaft

Elizabeth: The Golden Age
Shekhar Kapur. GB 2007. 114 Min. OmU. Mit Cate Blanchett, Geoffrey Rush,
England 1585. Seit fast drei Jahrzehnten regiert Elizabeth I. das Land, und doch lassen ihre Feinde nichts unversucht, um die Monarchin vom Thron zu stürzen. Ihr engster Berater Sir Francis Walsingham betreibt ein komplexes Spionagesystem, mit dem er ein Mordkomplott aufdecken kann, in das auch die schottische Königin Maria Stuart verwickelt sein soll. Zugleich lauert die Bedrohung im weit entfernten Spanien. König Philip II. formiert eine mächtige Armada, die England besetzen und die protestantische „Ketzerin“ vom Thron stürzen soll... Shekhar Kapur knüpft an seinen ersten Elisabeth-Film an und schafft hier abermals ein bildgewaltiges und verschwenderisch ausgestattetes Historiendrama. Die Palette der detailverliebten Sets reicht von den königlichen Gemächern bis zur wegweisenden Schlacht im Ärmelkanal. Cate Blanchett ist mir dieser Rolle als Schauspielerin gewachsen. Ihre Ausstrahlung und Präsenz überragt alles. In einer der letzten Szenen blickt eine glückliche wie erschöpfte Elizabeth dem von brennenden Schiffen rot eingefärbten Horizont entgegen. Es ist eines jener Motive, deren monumentale Kraft auch nach dem Abspann noch lange nachwirkt und die beweisen, dass hinter der Kamera ein Regisseur stand, der wie nur wenige seiner Zunft in großen Bildern denkt.
Do, 21.2. - Di, 26.2.

Mit dem Kieler Schifffahrtsmuseum

Submarine Ingenieur
Zoran Simic. D 2007. 57 Min.
Am 1. Februar 1851 sank Wilhelm Bauers Unterseeboot, der so genannte Brandtaucher, im Kieler Hafen. Nachdem es 1887 gehoben wurde, gelangte es über mehrere Museumsstationen schließlich wieder nach Kiel, wo es seit 1999 im Kieler Schifffahrtsmuseum zu sehen ist. Der in Kiel lebende Filmemacher Zoran Simic rekonstruiert in seinem Film den Lebensweg Bauers sowie die Konstruktionsgeschichte des U-Bootes. In vielen anschaulichen Grafiksequenzen veranschaulicht er dabei die Funktionsweise dieses kuriosen Fahrzeugs. – Nach dem Film findet im Schifffahrtsmuseum eine Führung mit Erklärung des originalen Brandtauchers statt.
Sa, 2.2., 14.30 Uhr

Avec Centre Culturel Français de Kiel

Persepolis
Marjane Satrapi, Vincent Paronnaud. F 2007. 96 Min. OmU.
Die junge Marjane wächst in einem wohl behüteten persischen Elternhaus auf, dessen männliche Mitglieder sich alle politisch engagieren. Hautnah erlebt sie den Umbruch ihres Landes in der Endzeit der Schah-Regierung mit. Um sie vor den Unbillen der Revolution und den Auswirkungen des Iran-Irak-Krieges zu schützen, schickt man sie nach Wien. Doch dort bleibt Marjane eine Fremde, die fast an diesem Fremdsein zerbricht. Denn: „Im Iran kann man nichts sagen, im Westen hört keiner hin.“ – Basierend auf den autofiktionalen  Comicromanen Marjane Satrapis wirft der Film mit der gebotenen Ernsthaftigkeit sowie der nötigen Portion Selbstironie und reichlich Situationskomik einen frischen Blick auf die die jüngste Historie Persiens. „Ein zutiefst menschliches und ambitioniertes Filmjuwel.“ (Programmkino.de)
Do, 14.2. - Mi, 20.2.

Mit dem John-Rittmeister-Institut

Sophie Scholl – die letzten Tage
Marc Rothemund. D 2004. 110 Min. Mit Julia Jentsch, Alexander Held
München, Februar 1943: Nachdem sie von einem eifrigen Hausmeister beim Verteilen ihrer Flugblätter im Universitätsgebäude erwischt worden sind, werden Sophie und Hans Scholl verhaftet und getrennt von der Gestapo verhört. Sophie schafft es zunächst, ihren Vernehmungsbeamten Hans Mohr von ihrer Unschuld zu überzeugen. Doch als der sie mit einem Geständnis ihres Bruders konfrontiert, gesteht auch sie ihre Teilnahme ein. Obwohl Mohr ihr eine goldene Brücke baut, die ihr Leben retten könnte, distanziert Sophie sich weder von ihren Idealen, noch von ihrer Mittäterschaft... Marc Rothermund orientiert sich bei seinem konzentrierten Kammerspiel weitestgehend an den historischen Fakten, u.a. standen ihm dafür die Vernehmungsprotokolle der Mitglieder der Weißen Rose durch die Gestapo zur Verfügung.
Mo, 25.2., 20.30 h

Europäische Filmklassiker

Blue
Derek Jarman. GB 1993. 74 Minuten. Deutsche und englische Fassung. Sprecher der deutschen Fassung: Ulrich Matthes, Sylvester Groth, Wolfgang Condrus, Eva Matthes. Die englische Fassung sprechen: John Quentin, Nigel Terry, Derek Jarman, Tilda Swinton.
Dieser letzte Film von Derek Jarman (1942 - 1994) ist einer der ungewöhnlichsten Filme überhaupt: kein einziges Bild, nichts. Die Leinwand erstrahlt in intensivem Blau, das den Zuschauer umfängt und ins Innere zu dringen scheint, ein Licht, in dem die Tagebuchausschnitte, Reflektionen und Erinnerungen des todkranken Autors, Malers und Filmemachers, eine ungeheure Sogwirkung entwickeln. Die englische Fassung sprechen Freunde und künstlerische Weggefährten Jarmans, und auch die sensiblen Sprecher der deutschen Fassung überzeugen. Jarman, durch seine AIDS-Erkrankung erblindet, hat diesen Film Yves Klein gewidmet, mit dem er die Überzeugung teilt, dass „es mehr gibt, als das Auge trifft“. Es ist das Testament eines großen Künstlers, der seine Einigung mit dem Tod gefunden zu haben scheint und mit einer Geste von erstaunlicher Schlichtheit und Reinheit zeigt, was Kunst sein kann.
Di, 26.2. - Mi, 27.2.
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