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Letztes Update:
15. Juli 2023 - 13:56

Filmische Lebensentwürfe

Filmwerkstatt Kiel der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein fördert 16 Projekte.


Der Förderbeirat der Filmwerkstatt Kiel der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein (FFHSH) trat Anfang Mai 2009 zusammen und vergab in der ersten Förderperiode 2009 Fördermittel in Höhe von 127.810 Euro an 16 Projekte in den Bereichen Recherche / Produktionsvorbereitung, Produktion und Präsentation / Vertrieb.

Produktionsförderung erhalten fünf Dokumentarfilme und ein Experimentalfilm: Mit 30.000 Euro wird „Bingo – toletzt entscheed jümmers das Glück“ von Gisela Tuchtenhagen und Margot Neubert-Maric (Bildschön Filmproduktion) gefördert. Der Dokumentarfilm zeichnet den Lebensweg couragierter Landfrauen und leidenschaftlicher Bingo-Spielerinnen in Schleswig-Holstein nach. Der mit 20.000 Euro geförderte Film „Glücksritterinnen“ von Katja Fedulova porträtiert fünf junge Russinnen, die nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion nach Deutschland emigrierten. Eine von ihnen lebt heute in Italien, eine ist in ihre Heimat zurückgekehrt, und drei sind geblieben, unter anderem in Schleswig-Holstein. Der Dokumentarfilm „Bronson“ von Justus Pasternak (14.000 Euro) ist ein filmisches Porträt von Istvan Robert Kovacs, Doppelgänger von Charles Bronson. Seit zwei Jahren verdient der gebürtige Ungar als Double des berühmten Schauspielers in Spanien sein Geld. Immer mehr Polen kaufen Häuser im deutschen Grenzgebiet und stellen Pomerania auf den Kopf. Im Dokumentarfilm „Ein Pole kommt selten allein“ von Anna-Maria Hora (10.000 Euro, Gebrüder Beetz Filmproduktion) begleitet die Autorin drei Familien, die ihr Glück im deutsch-polnischen Grenzgebiet suchen. „Vergangene Zukunft“ von Annekatrin Hendel (10.000 Euro, IT WORKS! Medien GmbH) stellt Paul Gratzig vor, den Guru für junge Autoren und Skandal-Nudel der DDR-Bohéme um Heiner Müller und Wolf Biermann. Im Mittelpunkt des Experimentalfilms „Masch un Gaiss“ von Hauke Harder (3.300 Euro) steht die Küstenregion Dithmarschen, deren Grenzen seit dem Mittelalter bestehen und deren Landschaft von Marsch und Geest bestimmt sind.

Förderung im Bereich Recherche / Produktionsvorbereitung erhalten fünf Projekte: „Zwiebelfisch – Jimmy Ernst in Glückstadt“ (5.000 Euro, Christian Bau, Thede Filmproduktion) über die dreijährige Lehrzeit von Jimmy Ernst, Sohn des Künstlers Max Ernst, in der immer noch existierenden Fremdsprachen-Druckerei Augustin in Glückstadt, „Revolution 18“ (5.000 Euro, Kai Zimmer) über den Matrosenaufstand am 3. und 4. November 1918 in Kiel, „Diese Frau von vorhin“ (5.000 Euro, Bernd Fiedler), ein Spielfilm über das kurze und leidenschaftliche Glück der 55-jährigen Sandra und des 38-jährigen Harald, „Gerhard Schlie – Was von einem leben bleibt“ von Karl Dahmen über den Kieler Künstler und Hürden-Läufer Gerhard Schlie, der wegen seiner Homosexualität ins KZ kam und im Februar 1945 ermordet wurde, und „Das Leben ist anders“ von Friedrich Tiedke (1.000 Euro), ein Filmvorhaben ausschließlich von Jugendlichen über das Stadt- und Landleben eines heranwachsenden Jungen.

Im Bereich Verleih / Präsentation werden vier Projekte unterstützt: „Vorher/nachher“ (7.500 Euro, Sonja Krajewski), das BLITZFILM-Festival 2009 (7.500 Euro, Karsten Weber), die Workshops BLITZFILM (3.950 Euro, Karsten Weber), „Augen im All“ (2.500 Euro, Jürgen Trinkus, Andersicht e.V.) und www.drehbuch-sh.de (360 Euro, Arne Sommer).

Die Projekte wurden aus insgesamt 41 eingereichten Anträgen ausgewählt von Bernd-Günther Nahm (Leiter Filmwerkstatt Kiel), Lars Büchel (Regisseur und Produzent) und Gudrun Wassermann (Freie Künstlerin).

Die geförderten Projekte im einzelnen:

Recherche / Produktionsvorbereitung


Zwiebelfisch – Jimmy Ernst in Glückstadt
Christian Bau, thede filmproduktion
Fördersumme: 5.000 EUR
Ein poetischer Dokumentarfilm über die dreijährige Lehrzeit von Jimmy Ernst, Sohn des Künstlers Max Ernst, in der Fremdsprachen-Druckerei Augustin in Glückstadt, bevor ihm mit Hilfe der Familie Augustin die Ausreise in die USA gelingt.

Revolution 18
Kai Zimmer
Fördersumme: 5.000 EUR
Mit der Förderung soll eine Video-Recherche zu einem Film über den Matrosenaufstand am 3./4. November 1918 in Kiel, der der Startschuss für die Revolution in Deutschland war, ermöglicht werden.

Gerhard Schlie – Was von einem Leben bleibt
Karl Dahmen
Fördersumme: 2.700 EUR
Recherche zu einem Film-Essay über den Kieler Künstler und Sportler Gerhard Schlie. Er ist nicht nur der Gestalter der Glocken von St. Nikolai in Kiel, sondern war auch deutscher Meister über 400 Meter Hürden. Wegen seiner Homosexualität kam er ins KZ. Sein Weg führte ihn von Buchenwald über Lublin nach Auschwitz, von dort nach Mauthausen. In dessen Außenlager Melk wurde Gerhard Schlie im Februar 1945 ermordet.

Das Leben ist anders
Friedrich Tiedtke
Fördersumme: 1.000 EUR
Bei diesem Projekt handelt es sich um ein ausschließlich von Jugendlichen gestaltetes Filmvorhaben, das vor allem jungen Talenten die Möglichkeit geben soll, ihr künstlerisches Können im Film weiter zu entwickeln und zu präsentieren. Der Film erzählt die Geschichte über das Entdecken aller neuen Dinge im Leben eines heranwachsenden Jungen, der sich einer vollkommen neuen Lebensform hingibt. Hierbei spielt besonders der Bezug zwischen Land- und Stadtleben eine wichtige Rolle, weshalb die Dreharbeiten sowohl auf dem Lande in Schleswig-Holstein als auch in der Großstadt Berlin stattfinden werden.

Diese Frau von vorhin
Bernd Fiedler
Fördersumme: 5.000 EUR
Die leidenschaftliche Begegnung zwischen Sandra (55) und Harald (38) bedeutet für beide Liebenden ihren Lebenshöhepunkt, den sie jedoch nicht festhalten, verlängern oder gar exakt wiederholen können. Das erkennen sie besonders deutlich deshalb, weil Harald mit alten Schallplatten handelt und Sandra Ärztin ist. Glück ist, dass es vergeht.

Produktion


Masch un Gaiss
Hauke Harder
Fördersumme: 3.300 EUR
„Masch un Gaiss“ ist eine experimentell-abstrakte, von den Klängen der Region getragene Annäherung an einen Landstrich: die Küstenregion Dithmarschen, deren Grenzen seit dem Mittelalter bestehen und deren Landschaft von Marsch und Geest bestimmt ist.

Ein Pole kommt selten allein
Maria Wischnewski, Gebrüder Beetz Filmproduktion / Office Berlin, Regie: Anna Maria Hora
Fördersumme: 10.000 EUR
Der Dokumentarfilm erzählt das Drunter und Drüber im Herzen der Euroregion „Pommerania“, beschreibt die kuriose und historisch neue Situation, in der man über das leichtsinnige, sorgenfreie Benehmen der Polen lachen kann und Zeuge ist, wie die Ernsthaftigkeit der Deutschen von der polnischen Nonchalance im Nu weggeweht wird. Während deutsch-polnische Stereotype restlos auf den Kopf gestellt werden, sind in dieser ungewöhnlichen Mischung von Ordnung und Chaos witzige und lustige Missverständnisse vorprogrammiert. Beide Seiten beginnen, voneinander zu lernen, der eine mehr von Leben und Spontaneität, der andere von Ordnung und Prinzipien.

Bingo – toletzt entscheed jümmers das Glück
Linda Matern, Bildschön Filmproduktion, Regie: Gisela Tuchtenhagen & Margot Neubert-Maric
Fördersumme: 30.000 EUR
Der Dokumentarfilm zeichnet die Lebenswege couragierter Landfrauen im Alter von 63 bis 75 Jahren nach. Sie sind in Schleswig-Holstein verwurzelt, sprechen Plattdeutsch und spielen Bingo. Das Spiel ist auch eine Metapher für die Suche der Frauen nach ihrem Lebensglück.

Bronson
Justus Pasternak
Fördersumme: 14.000 EUR
Istvan Robert Kovacs schaut in den Spiegel und sieht Charles Bronson. Dieses Schicksal hat dazu geführt, dass der 40-jährige Kovacs einen Schnauzbart trägt, seine Heimat Ungarn verlassen hat und seit zwei Jahren sein Geld als Bronson-Double in Spanien verdient. Die Filmgruppe Jeniger beobachtet Kovacs in seinem Alltag und setzt ihrem Idol Charles Bronson durch das filmische Portrait seines Doppelgängers ein Denkmal – auf der Grenze zwischen Dokumentarfilm und Fiktion.

Glücksritterinnen
Katja Fedulova
Fördersumme: 20.000 EUR
Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion emigrieren fünf junge Russinnen nach Deutschland. Sie werden beste Freundinnen. Eine von Ihnen zieht es weiter nach Italien, eine geht zurück und drei sind heute geblieben. Ein Generationenportrait.

Vergangene Zukunft
Annekatrin Hendel, IT WORKS! Medien GmbH, Regie: Annekatrin Hendel
Fördersumme: 10.000 EUR
Er durchlebte drei deutsche Gesellschaftsentwürfe, war Guru für junge Autoren, Womanizer und Skandalnudel der DDR-Literatur-Bohéme um Heiner Müller und Wolf Biermann: Paul Gratzik. Vergangene Zukunft führt uns zu den Wurzeln eines Autors, der Denunziant war, sich 1981 selbst enttarnte und damit ins Visier der Staatssicherheit geriet. Ein Zeitgeschichts-Thriller und Funkenflug in die Zukunft zugleich.

Präsentation / Vertrieb


Augen im All
Andersicht e.V., Jürgen Trinkus
Fördersumme: 2.500 EUR
Audiodeskription des Dokumentarfilms „Augen im All“ – Film für die Planetariums-Show der FH Kiel in Zusammenarbeit mit der ESA. Unbeschreibliches in Worte zu fassen, damit auch Blinde Besucher durch einen via Ohrclip empfangbaren Zusatzkommentar teilhaben können an der faszinierenden Reise durch die Wunder es Universums.

Vorher/nachher
Sonja Krajewski
Fördersumme: 7.500 EUR
Ein Mann, eine Frau, ein Flirt. Doch dann läuft alles anders als geplant. Der Kurzspielfilm führt den Zuschauer in die Welt eines Vergewaltigungsopfers. Dabei folgt er der Hauptfigur Maren in ihre eigene Welt.

www.drehbuch-sh.de
Arne Sommer
Fördersumme: 360 EUR
www.drehbuch-sh.de präsentiert nahezu alle Drehbuchautoren Schleswig-Holsteins auf einer Seite im Internet. Ihre Lebensläufe, Filmografien und aktuelle Neuigkeiten sind hier auf wenige Klicks für Branche und Öffentlichkeit zusammengefasst.

BLITZFILM Festival 2009
Karsten Weber
Fördersumme: 7.500 EUR
Das BLITZFILM-Festival hat sich in China zur besucherstärksten Präsentation deutschen Filmschaffens entwickelt. Mit dem Schwerpunkt auf norddeutsche Produktionen soll das Festival in diesem Jahr auf weitere chinesische Städte ausgeweitet werden. Chongqing, Chengdu, Suzhou, Shanghai, Guangzhou, Beijing, Macao und Hong Kong stehen 2009 auf dem Tourplan.

Workshops BLITZFILM
Karsten Weber
Fördersumme: 3.950 EUR
Aufbau bilateraler Zusammenarbeit im Film zwischen China und Deutschland. Künstlerischer Austausch wird mit Workshops beim BLITZFILM-Festival in China vorbereitet. Ein Vertreter der chinesichen Filmszene kommt mit eigenem Programm nach Schleswig-Holstein und Hamburg. Deutsch-Chinesische Koproduktionen sollen ermöglicht werden, und norddeutschen Filmemachern soll das Filmland China für ihre Werke geöffnet werden.


Weitere Informationen sowie Vergaberichtlinien und Antragsformulare können angefordert werden bei der Filmwerkstatt Kiel der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein oder sie können im Internet als PDF-Datei herunter geladen werden unter: www.infomedia-sh.de/index.php?page=service.

Kontakt: Filmwerkstatt Kiel der Filmförderung Hamburg Schleswig-Holstein GmbH, Haßstr. 22, 24103 Kiel, Tel.: 0431/551439, E-Mail: filmwerkstatt@ffhsh.de.

Der nächste Einreichtermin zur Filmförderung ist der 15. September 2009.

(nach Pressemitteilungen der FFHSH und der Filmwerkstatt Kiel der FFHSH, Bernd-Günther Nahm)