Der Newsletter zum Thema Medien in Schleswig-Holstein
herausgegeben von
Filmkultur Schleswig-Holstein e.V.



Impressum
Letztes Update:
15. Juli 2023 - 13:56

Highlights im KoKi Kiel

Das Kieler KoKi zeigt im Oktober:

Film des Monats


Claus Oppermann & Gerald Grote. 94 Min. D 2011.
Es ist Sonntag, der 13. August 1961. Die Regierung der DDR legt den Grundstein für das „hässlichste Monument der Welt“. Viele Berliner, Touristen und stationierte Soldaten vor Ort holen Fotoapparat und Filmkamera aus ihren Schränken und halten die Ereignisse im Bild fest. Fortan produzieren die Berliner und ihre Besucher eigene Dokumentarfilme über das Leben in einer veränderten Stadt, zuerst in ruckartigem Schwarz-Weiß, später dann in gezoomter Buntheit. Meistens wurden die Aufnahmen vor der Öffentlichkeit versteckt – und waren nur im (Ge-)Heimkino zu finden. Die Filmemacher Claus Oppermann und Gerald Grote, die bereits mit ihrem erfolgreichen Film Schnee von gestern (2008) die Zuschauer auf eine einmalige Sehreise in die Vergangenheit mitnahmen, haben über ein Jahr lang mehr als 250 Filme mit weit über 50 Stunden Rohmaterial von Filmern aus ganz Deutschland und Österreich gefunden, gesammelt, gesichtet und daraus ihre neue atemberaubende Dokumentation zusammengestellt. Ergänzt wird das Ergebnis durch Interviews mit einigen der Film-Amateure, die von ihren persönlichen Erlebnissen erzählen und von den teilweise abenteuerlichen Umständen, unter denen manche der Filme zustande kamen. – Am 3. Oktober wird die Kinofassung im KoKi zur Uraufführung kommen. „Vielen Dank für diesen wunderbaren und wichtigen Film. Großartig!“ (Roland Foitzik, Bundesarchiv-Filmarchiv).

Nordkorea Filmwoche


Noch bis zum 16. Oktober gastiert in Kiel eine Tournee nordkoreanischer Spielfilme – die erste Filmtournee der Volksrepublik überhaupt. Ergänzt wird das Programm durch Vorträge, Einführungen und Diskussionen. Nähere Informationen und Texte finden Sie unter www.diepumpe.de und im gesonderten Heftchen. So 25.9. – So 16.10.

neu in Kiel


El Bulli – Cooking in Progress
Gereon Wetzel. D 2010. 108 Min. D/OmU
Von der Bar eines Minigolfplatzes zum Aufsehen erregenden Spitzenrestaurant: Das kleine, im katalanischen Roses in Girona gelegene Strandlokal El Bulli hat die gastronomische Welt erschüttert und in Erstaunen versetzt. Untrennbar verbunden mit dem Vordenker und Gastronomiechef Ferran Adria wurde die Küche des Restaurants, wurden die extravaganten Schäume, Reduktionen, Farben, Formen und Konsistenzen unter dem Schlagwort der Molekularküche berühmt-berüchtigt. Konservative Genießer und Kommentatoren trieben ihre Späße, Menschen, die nie an Adrias Tischen Platz gefunden hatten, blätterten fasziniert in den Publikationen seines Hauses, in den Pseudogourmetküchen wurden mit Stickstoff versetzte Omasuppen auf Löffeln serviert, während das El Bulli mit Sternen und Preisen der Branche überhäuft wurde, und Ferran Adria zu einem der gefragtesten Redner, Dozenten und Ausbilder der internationalen Gastronomie- und Unterhaltungsbranche aufstieg. Im Sommer diesen Jahres schloss das öffentliche Restaurant schließlich seine Türen, um sich in ein Innovationszentrum zu verwandeln. Was den Restaurantbetrieb ausmachte, dokumentiert der Film von Gereon Wetzel, der mit seinem Team die mehr als 40 Köche unter Adria ein ganzes Jahr begleiten und beobachten durfte. El Bulli – Cooking in Progress ist nicht der erste Film über das legendäre Restaurant, er ist jedoch derjenige, der seine Aufmerksamkeit erstmals auf den minutiösen kreativen Prozess richtet. In der Hochzeit des El Bulli wurde jeweils ein ganzes Halbjahr der Entwicklung neuer Gerichte gewidmet, und der Film begleitet Gerichte und Macher von der Ideenfindung bis hin zum fertigen Teller. Und es geht hier wirklich zur Sache – die „Gefrorene Parmesanluft mit Müsli“ war zu dieser Zeit schon ein veralteter Klassiker im El Bulli. Der Film bietet einen faszinierenden Einblick in eine Welt der Verfeinerung und Spezialisierung, der man sich nicht voreingenommen, sondern mit Respekt und Neugier begegnen sollte. Jetzt auch im Kino. Do 6. – Sa 15.

Sound of Noise
Ola Simonsson, Johannes Stjärne Nilsson. S 2010. 102 Min. Mit Bengt Nilsson, Sanna Persson, Magnus Börjeson, Marcus Boij, Frederik Myhr
Vor zehn Jahren tauchte ein skurriler Film im Internet auf: Vor einem schwedischen Plattenbau warten sechs Gestalten in einem Volvo darauf, dass ein Rentnerehepaar mit seinem Hund Gassi geht. Sobald die Herrschaften ihre spießig-akkurate Wohnung verlassen haben, verschaffen sich die Wartenden Zutritt – und beginnen, mit allerlei Haushaltsgegenständen Musik zu machen. Ein Überfallkommando, das sich rhythmische Räume im trostlosen Alltag erobert. Nun haben die Filmemacher Ola Simonsson und Johannes Stjärne Nilsson ihrem Kurzfilmdebüt Music for One Apartment and Six Drummers eine kinotaugliche Langversion folgen lassen. Wieder betritt diese bestens ausgerüstete und vorbereitete Spezialeinheit musikfreie Zonen wie das Kundencenter einer Bank oder einen Operationssaal, um hier unaufgefordert rhythmische Konzerte zu veranstalten. Und wenn’s gut klingt, geht schon mal ein Stapel Hunderter durch den Reißwolf oder wird das EKG mit seinen lustigen Piepstönen zweckentfremdet. – Ein hinreißender anarchischer Spaß, der nebenbei eine kleine Handlung unter den Musik-Terroristen erzählt. So ist Sound of Noise nicht nur ein Musical und eine Komödie, ein schräger Thriller und ein verrückter Künstlerfilm sowie eine beißende Parabel auf die allgegenwärtige Terrorismus-Angst, sondern auch auf berührende Weise ein Film über verwandte Seelen und die Liebe zur Musik und der Stille. Do 6. – Mi 12.

Tyrannosaur – Eine Liebesgeschichte
Paddy Considine. GB 2011. 89 Min. dt.Fs. und OmU. Mit Peter Mullan, Olivia Colman, Eddie Marsan, Ned Dennehy, Sally Carman
Wenn in Spielbergs Dino-Film der Tyrannosaurus kommt, zittert die Erde. Der Matsch quillt zwischen seinen Krallen hervor, und, so schnell kann man gar nicht schauen, ist die angekettete Ziege gerissen. – Seinen Titel verdankt dieser britische Film in der Tat der bekannten Spielbergszene, in einem kurzen Dialog wird daran erinnert. Ansonsten hat dieses bereits mehrfach preisgekrönte Kleinod freilich nichts mit Dinosauriern zu tun – mit Monstern im übertragenen Sinne allerdings schon. Da ist zum einen Joseph: ein vor innerem Zorn kochender Mann, der bei der kleinsten Provokation explodiert. Die Exposition des Films lässt hier keine Fragen offen. Vor seinen inneren Dämonen auf der Flucht, verschlägt es ihn eines Morgens in den Wohltätigkeits-Laden von Hannah. Es gefällt ihm nicht recht, dass sie Worte findet, ihn zu beruhigen – sie passt nicht in sein grobes Weltbild, diese vor allen Ungerechtigkeiten behütete Hausfrau, die sich mit ihren lächerlichen Gebeten und ihrem albernen Wohltätigkeitsgehabe die Realität vom Halse hält. Ab hier täuscht sich Joseph. Hannah hat ihrerseits ein schweres Schicksal zu tragen... Selten sah man ein so wuchtiges Drama, dessen wesentliche Zutaten Blicke, Worte und Gesten sind. Sicher – es fliegen hier auch gelegentlich die Fäuste (etwa wenn Joseph sich mit seinen lärmenden Nachbarn streitet). Aber noch viel herber sind jene Momente, in denen Weltbilder kollidieren, in denen Hoffnungen zusammenbrechen oder sich neue Gewissheiten auftun. Da reichen dem Regisseur eine stille Einstellung und sein atemberaubendes Schauspieler-Ensemble. Ein zorniger Mann spricht, und seine Worte treiben tiefe Wunden, Minuten lang; und der Zuhöherin treten die Tränen in die Augen. Solche Duelle sind heute selten. Und in dieser Qualität zählen sie sofort zum Besten, was die Filmkunst je zu bieten hatte. Do 13. – So 23.

Whore’s Glory – Ein Tryptichon zur Prostitution
Michal Glawogger. Österreich 2011. 118 Min.
Dokumentarfilmer Michael Glawogger macht keine halben Sachen und dreht nicht zu Allerweltsthemen. Sein „Tryptichon“ besteht aus drei Einblicken in die Welt der Prostitution, wobei der Film selbst den dritten Teil einer Dokumentarfilmreihe zum Thema Arbeit darstellt. Nach Megacities, seinem Film zur Arbeitswelt der modernen Metropolen, und Workingman’s Death, dem Film zu prekärer Arbeit jeseits der großen Kapitalströme, bietet Whore’s Glory als Film über das sogenannte älteste Gewerbe Bilder aus Thailand, Mexiko und Bangladesh. Der Film ist auf der visuellen Ebene nicht übermäßig explizit, doch was es zu sehen, hören und verstehen gibt, ist auch so schwer zu etragen. So muten die sterilen Welten des thailändischen Luxusbordells mitsamt ihren Kunden und Ritualen fast nicht minder pervertiert und menschenunwürdig an wie die zweifelsohne raueren Zustände in Bangladesh und Mexiko. Hier wie dort werden die Frauen gehandelt, stehen äußerliche Moral und Frömmigkeit im Widerstreit mit der kaum verhohlen zur Schau getragenen Mysogynie und allgemeinen Missachtung der Freier und Zuhälter. Drogen, Gewalt und Hoffnungslosigkeit beherrschen die exotischen Schauplätze, die, so ruft dem Zuschauer der Film ins Gewissen, ohne dies explizit tun zu müssen, sicherlich mehr mit der deutschen Szene drei Straßen weiter gemein haben, als uns recht sein darf. Trotz der strengen Komposition des Films und einer Tendenz zur Ästhetisierung widersteht Glawogger erfolgreich der gesellschaftlichen Tendenz zum schamhaften Verdrängen, Bagtellisieren und Romantisieren des Themenkomplexes Prostitution. Der Film zeigt eine verrohte Welt, in der 50 Cent ausreichen, um sich einen Menschen zu mieten. Ein wertvoller Diskussionsbeitrag von einem der interessantesten zeitgenössischen Dokumentarfilmern, der eben keine Angst vor den großen – und schweren – Themen hat. Do 20. – Mi 26.

mit der Filmwerkstatt der FFHSH – Premiere


Helmut Schulzeck. D 2011. 87 Min. dt.-engl.-kikuyu OmU
„Unser Schwiegersohn ist ein Mzungu (ein Weißer, Europäer) und deshalb ‘a millionaire’“ – also zumindest sehr wohlhabend. Mit diesem unverwüstlichen Vorurteil muss sich Filmemacher Helmut Schulzeck in seinem aktuellen autobiografischen Dokumentarfilm auseinandersetzen. Helmut hat seine Frau, die Kenianerin Wangechi, vor einigen Jahren mitsamt ihrer vier Kinder aus erster Ehe und ihrer großen Familie geheiratet – allerdings ohne vorher ihre Familie zu fragen. Dieser Verstoß gegen die Stammessitte hat ein Jahre dauerndes Nachspiel. Alles was Helmut als Bedingung für eine nicht eingeholte Heiratserlaubnis hätte leisten müssen, soll nun von ihm nachgeholt werden. Jedes Jahr, wenn er und Wangechi die Familie für ein paar Wochen besuchen, haben Papa und seine Familie dann Wünsche. Dabei wird immer wieder deutlich, dass zwischen den Kulturen Welt liegen. Helmut geht diese Unterschiede offensiv an, löchert seine neue Familie mit Fragen; die Antworten, die man gibt, glaubt er zu verstehen und hat doch des öfteren wenig begriffen oder kann es nur schwer akzeptieren. So ergibt sich ein spannendes „soziales“ Ping-Pong-Spiel zwischen Helmut und seiner afrikanischen Familie – ein humorvolles, aber auch ernsthaftes Dokument gegenseitiger Fremdheit, die trotz aller Sympathie und Neugierde nur begrenzt überwindbar scheint. Di 25. + Mi 26.

Rosa Linse präsentiert: Gay-Filmnacht


Auf der Suche
Jan Krüger. D/F 2010. 88 Min. z. T. OmU. Mit Corinna Harfouch, Nico Rogner, Trystan Pütter, Valérie Leroy, Mehdi Dehbi, Mireille Perrier
Simon, ein junger Arzt aus Deutschland, der in Marseille lebt und arbeitet, ist seit zwei Wochen unerreichbar. Seine Wohnung hat er überstürzt verlassen. Simons Mutter Valerie folgt einem unbestimmten Gefühl und reist nach Frankreich, um ihn zu suchen. Sie bittet seinen ehemaligen Freund Jens, ihr dabei zu helfen. Doch eine Spur nach der anderen löst sich in Luft auf. Ist Simon doch nur verreist und möchte ungestört bleiben? In seiner Kollegin Camille und dem jungen Autoverkäufer Jalil finden sich schließlich zwei Menschen, die beide auf unterschiedliche Weise eine besondere Verbindung zu Simon haben, diese aber zunächst nicht zugeben möchten. Für Valerie und Jens entwickelt sich die Zeit in Marseille immer mehr zu einer persönlichen Auseinandersetzung. Wer ist Simon wirklich und wer von beiden kennt ihn besser? Nach Unterwegs (2004) und Rückenwind (2009) ist Auf der Suche der dritte Spielfilm von Jan Krüger. Mo 17.

Rosa Linse präsentiert: L-Filmnacht


The Four-Faced Liar – Liebe findet ihren Weg
Jacob Chase. USA 2010. 87 Min. OmU. Mit Marja Lewis Ryan, Emily Peck
Boy and Girl meet Girl and Boy – und das mitten in New York City. Eine entzückende Story über Twenty-Somethings: Trip und Bridget sind WG-Partner, beide offen für das, was das Leben so zu bieten hat, und nicht liiert. Bridget flirtet mit Girls, und Trip nimmt es mit der Treue nicht so genau. Greg und Molly kennen sich seit dem Sandkasten und versuchen das Zusammenleben im Big Apple – mit hohen Erwartungen an ihre Beziehung. Als sich die vier in der Bar The Four-Faced Liar in Greenwich das erste Mal begegnen, ist es nur ein kurzer Augenkontakt zwischen Molly und Bridget, der andeutet, dass daraus mehr werden könnte. Ein unterhaltsamer Film mit knackigen Dialogen, wundervoll erzählt und gespielt. Ein Exkurs über das Leben, die Liebe, die Leidenschaft und Freundschaft. Man wünscht sich eine baldige Fortsetzung… Mo 24.

mit Institut Français Kiel – Film mit Livemusik – OZMA


Vampyr – Der Traum des Allan Grey
Carl Theodor Dreyer. F/D 1932. 72 Min. Mit Sybille Schmitz, Julian West
Wir zeigen Dreyers eigenartig-einzigartigen Vampirklassiker mit Livemusikbegleitung der renommierten französischen Band OZMA, die mit ihrer Musik die unwirkliche, verstörende Alptraumstimmung des Films unterstreichen und interpretieren wird. Die Filmhandlung orientiert sich unter anderem an Joseph Sheridan Le Fanus klassischer Blutsaugernovelle Carmilla: Die Vampirin Marguerite Chopin tyrannisiert das Dorf Courtempierre. Auch das Mädchen Léone steht unter ihrem Einfluss und leidet auf ihrem Krankenlager. Der Schlossherr Bernard bittet Allan Grey, einen Studenten auf der Durchreise, um Hilfe, den Bann zu brechen. Grey willigt ein, gegen die Vampirin und ihre Gehilfen, einen Arzt und einen einbeinigen Soldaten, vorzugehen. Dabei wird der Student von horriblen Visionen geplagt. Wird er es schaffen, die Schrecken zu überwinden und das Grab der Vampirin zu finden? Ein romantischer Alptraum von einem der großen europäischen Regisseure untermalt mit exklusiver Livemusik. Fr 28.

mit der Deutsch-Indischen Gesellschaft


Chokher Bali
Rituparno Ghosh. Indien 2003. 120 Min. OmU. Mit Aishwarya Rai, Prasenjit Chatterjee, Raima Sen, Lily Chakravarty, Tota Roy Chowdhuri, Sonali Chakrabarti
Bengalen 1902: Die angesehenen Brüder Mahendra und Behari können sich vor Heiratsanträgen kaum retten. Unter den vielen Zuschriften versucht auch die schöne und gebildete Binodini ihr Glück – vergebens. So heiratet sie jemand anderen, der allerdings bald darauf stirbt. Mit ihrem Stand als Witwe nicht zufrieden, nutzt sie die Freundschaft zur Familie der Brüder aus, um in deren Anwesen zu gelangen. Und bald schon entwickelt sich ein Geflecht der Leidenschaften, dem keiner mehr entrinnen kann... Verfilmung eines indischen Roman-Klassikers um eine selbstbewusste Frau, die sich den Konventionen nicht beugen will. Der Film gewährt Einblicke in die bengalische Gesellschaft der Jahrhundertwende und erzählt die melodramatische Geschichte einer alles verzehrenden Leidenschaft. So 9.

Psychoanalyse und Film – mit John-Rittmeister-Institut


Persepolis
Marjane Satrapi, Vincent Paronnaud. F 2007. 96 Min. dt. Fs.
Basierend auf den gleichnamigen Comicbüchern, erzählt die gebürtige Iranerin Marjane Satrapi ihre autofiktive Lebensgeschichte. Sie handelt von ihrer Heimat, den Schwierigkeiten des Erwachsenwerdens und dem Aufeinaderprallen unterschiedlicher Kulturen. Eine unkonventionelle Verfilmung eines zeitgenössischen Comics, die durch ihre räumliche und inhaltliche Tiefe an Bedeutung gewinnt. – Anschließend Gespräch mit Dr. med. Mechthild Klingenburg-Vogel. So 30.

mit Kieler Fenster und Brücke – Irre gute Filme


Ich hab dir nie einen Rosengarten versprochen
Anthony Page. USA 1977. Dt. Fs. 92 Min. Mit Bibi Andersson, Kathleen Quinlan, Ben Piazza
Nachdem sich die schizophrene Debrah Blake mit 16 Jahren in umnachteten Zustand die Pulsadern aufgeschlitzt hat, wird sie von ihren Eltern in eine psychiatrische Anstalt gebracht. Dort kommt sie in die Abteilung für hochgradig gestörte Patienten. Beim Versuch, dieser Welt zu entkommen, sucht sie als letzten Ausweg Zuflucht in der Wirklichkeit – bei der liebenswürdigen Psychiaterin Dr. Fried. Ihr Einfühlungsvermögen und ihre grenzenlose Geduld helfen der 16jährigen, aus dem Teufelskreis des Wahnsinns zu entkommen. – Filmklassiker im Gefolge von Milos Formans Einer flog über das Kuckucksnest (USA 1975), der erstmals das Porträt einer Schiziophrenie-Erkrankten für ein großes Kinopublikum zeichnete. Do 27.

mit der Deutsch-Kurdischen-Gesellschaft Kiel


Min Dît – Die Kinder von Diyarbakir
Miraz Bezar. Türkei/D 2009. 102 Min. Kurdisch u. türkisch mit deutschen Untertiteln. Mit Senay Orak, Muhammed Al, Hakan Karsak
Dieser Film ist ein Politikum: Als erster kurdischsprachiger Film wurde er zum Filmfestival im türkischen Antalya eingeladen. Die Jury verlieh ihm den Sonderpreis. Vielleicht auch deswegen, weil das Langfilmdebüt von Miraz Bezar nicht nur durch seine Botschaft, sondern vor allem durch seine eindringliche Machart berührt. Der in Berlin lebende Regisseur erzählt von zwei Kindern, die sich auf der Straße durchschlagen müssen, weil ihre Eltern von einer paramilitärischen Gruppe ermordet wurden. In Diyarbakir, wohin viele Kurden während des Bürgerkriegs zwischen Armee und Rebellen geflohen sind, bleiben die Geschwister auf sich allein gestellt und mit anderen Straßenkindern dem täglichen Überlebenskampf ausgeliefert. Inspiriert von den Märchen, die ihnen ihre Mutter immer vorgelesen hatte, hecken sie einen Plan aus, um sich an dem Mörder zu rächen... „Dass der Film den Schrecken politischen Terrors aus der Perspektive der Kinder zeigt, hat auch den Grund, dass in deren Bewusstsein die Verzweiflung noch nicht abgrundtief geworden ist. Noch liegt in ihren Augen ein nicht ganz zerstörtes Vertrauen in die Welt, die Hoffnung, dass es irgendwie weitergeht.“ (Berliner Zeitung) Mi 19.

mit Bürgerinitiative Gentechnikfreies Schleswig-Holstein


Die 4. Revolution
Carl-A. Fechner. D 2010. 83 Min.
Die Energiewende als vierter revolutionärer Paradigmenwechsel nach der Agrarrevolution, der Industrialisierung und der digitalen bzw. elektronischen Revolution – dieses große Bild, diese weite Perspektive beschwört der Filmtitel von Fechners Öko-Dokumentation. Und hier liegt auch das Besondere des Films: Trotzdem er viele kleine Lösungen für viele sehr unterschiedliche Bereiche, Landstriche und Gesellschaften präsentiert, sind es eben Lösungen und nicht vornehmlich die Vorstellung von Problemen und Katastrophen, die hier im Mittelpunkt stehen. Der Blick ist durchaus hoffnungsvoll nach vorn in eine Welt nach der Energierevolution, in eine andere Welt gerichtet. Unter anderem durch sogenanntes Crowdfunding finanziert – also unter Beteiligung vieler Einzelpersonen, Verbände und Unternehmen, stellt der Film Personen, Institutionen, Schicksale und Innovationen rund um das Thema erneuerbare Energien vor. Dabei kommen unterschiedlichste und bisweilen auch sehr prominente Personen zu Wort, unter ihnen Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus und Hermann Scheer, Träger des Right Livelihood Awards. Die Reise führt von Dänemark nach Los Angeles, vom Energiesparhaus in Pfungstadt zu Zentren für Solartechnologie in China. „Die positive Antwort auf Al Gores Eine unbequeme Wahrheit.“ (zitty Berlin) Sa 1.

Wunschfilm


Taste the Waste
Valentin Thurn. D 2011. 90 Min.
15 Mio. Tonnen Lebensmittel werden allein in Deutschland jährlich weggeworfen, in Europa sogar so viel, dass es zweimal für alle Hungernden auf der Welt reichen würde. Jeder zweite Kopfsalat wird bei der Ernte aussortiert, 40% der Kartoffeln bleiben auf den Feldern, und Schönheitfehler machen Obst zum Ladenhüter. Die Folgen dieser Verschwendung: Wasser, Energie, Dünger und Landflächen werden vergeudet, die Berge verrottender Stoffe belasten mit Methan die Atmosphäre. Zum Glück findet der Filmemacher auch Beispiele für zunehmendes Problembewusstsein und sinnvolleren Umgang mit Nahrungsmitteln. Gleichwohl „ein erschreckender Film, den jeder Verbraucher sehen müsste.“ So 2. – Fr 7.