Der Newsletter zum Thema Medien in Schleswig-Holstein
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Filmkultur Schleswig-Holstein e.V.



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Letztes Update:
15. Juli 2023 - 13:56

Highlights im KoKi Kiel

Das Kieler KoKi zeigt im November:
Detailliertes Programm hier.

neu in Kiel


Sag, dass du mich liebst
Pierre Pinaud. F 2012. 89 Min. Dt. Fass. FSK ab 6. Mit Karin Viard
Melinas nächtliche Ratgebersendung im Radio ist der Quotenknüller: Es geht um Sex, Liebe, Gefühlschaos. Dass hinter der patenten und humorvollen Radioperson die 40jährige Claire steckt, würde niemand vermuten. Sie leidet noch immer unter ihrer schwierigen Kindheit und hat sich vertraglich vom Sender Anonymität zusichern lassen. Nun lebt sie privat ganz zurückgezogen und ziemlich unglücklich. Bis sie überraschend ihre verschollen geglaubte Mutter aufstöbert. Im Angesicht der Wirklichkeit helfen Ratgebersprüche nicht weiter. Erst recht nicht, als sich eine wilde Romanze anbahnt. – Sprühend vor französischem Charme entwickelt sich ein charmantes, leichtfüßiges Liebes-Märchen mit einer zauberhaften Hauptdarstellerin und einem überraschenden Finale. Do, 1.11. – Mi, 14.11.

Viola Rusche, Hauke Harder. D 2012. 97 Min. Engl.
„Don’t ask me what I mean, ask me what I made“. Getreu diesem Motto begleitet der Film den amerikanischen Komponisten Alvin Lucier (geb. 1931) bei Konzertreisen nach Den Haag und Zug (Schweiz) und lässt ihn sein Werk erklären und kommentieren. Die Spanne reicht dabei von Aufführungen der frühen live-elektronischen Werke der sechziger und siebziger Jahre (u.a. Music for Solo Performer und Bird and Person Dyning) bis hin zur Uraufführung des jüngsten Ensemblestücks Panorama 2 im Jahr 2011. In seiner Heimatstadt Middletown gibt Lucier Einblick in die Anfänge seiner Pionierarbeit, die Zeit der Sonic Arts Union, seine Beziehung zu John Cage und David Tudor, sowie seine Unterrichtstätigkeit an der Wesleyan University. Eines der bedeutendsten Werke Luciers, I am Sitting in a Room (1970), bildet das zentrale Strukturelement des Films. Mi, 28.11., 20.30

Reisebericht: Nordkorea
Vor gut einem Jahr gastierte eine Tournee nordkoreanischer Spielfilme auf einer ihrer drei Stationen in Deutschland in Kiel, im April 2012 gab es einen kleinen Nachtrag weiterer Spielfilme aus dem „verschlossensten Land der Erde“. Auch wenn der Zuschauerzuspruch auf alle Vorstellungen gerechnet nicht übermäßig groß war, ist das Kino in der Pumpe durch diese Kooperation zu einem wichtigen Partner der staatlichen Filmagentur Korfilm in Pyongyang geworden – so wichtig immerhin, dass man den Programmleiter des Kommunalen Kinos, Eckhard Pabst, zu einem Besuch des Pyongyang International Film Festivals einlud. Indessen wird es kaum verwundern, dass Pabst als Angehöriger einer illustren Delegierten-Gruppe kaum etwas vom Festival mitbekam, sondern einem Kulturmarathon durch Stadt und Land unterzogen wurde. Über seiner Reiseeindrücke wird er am 8. November einen mit Bildern und kurzen Filmausschnitten unterlegten Vortrag halten.

Anschließend zeigen wir die Dokumentation
Camp 14
Marc Wiese. 114 Min. D 2012. OmU. Mit Shin Dong Hyuk
Camp 14 ist ein Lager der Sicherheitsstufe „Total Control Zone“ und so groß wie eine Stadt: 40.000 Gefangene, 500 Quadratkilometer groß. Das Lager liegt in der südlichen Provinz Pyeongannam, rund achtzig Kilometer nördlich von Pyongyang. Innerhalb des Arbeitslagers gibt es Bergwerke, Fabriken sowie landwirtschaftliche Farmen. Die Lebensmittelrationen sind knapp: pro Tag 700 g Mais für Erwachsene, 300g für Kinder, dazu etwas Chinakohl und Salz. Die höchste Sicherheitsstufe „Total Control Zone“ heißt: wer in diesem Lager lebt, wird nie entlassen. Er bleibt bis zum Tod eingesperrt. Der Film erzählt die schier unglaubliche Geschichte des Koreaners Shin Dong Hyuk. 1983 wird er als Kind zweier Häftlinge in Camp 14 geboren und ist vom Tage seiner Geburt an politischer Gefangener. Das bedeutet: Zwangsarbeit seit seinem 6 Lebensjahr, Hunger, Schläge und Folter bestimmen seinen Alltag. Shin hat keine Ahnung von der Welt außerhalb der Stacheldrahtzäune, glaubt, dass alle Menschen so leben würden. Erst mit 23 Jahren gelingt ihm durch einen Zufall die Flucht. Eine monatelange Odyssee führt ihn schließlich nach Südkorea. Doch angekommen in der Freiheit ist er bis heute nicht. Seine Seele lebe nach wie vor in Gefangenschaft, sagt er. – Der deutsche Filmemacher Marc Wiese erfuhr aus der Presse von der unglaublichen Geschichte des Shin Dong Hyuk; nach einigen Vorgesprächen erklärte der sich bereit, seinen Lebensweg vor der Kamera zu erzählen – allerdings nur ein einziges Mal; wenn dann die Kamera oder das Tonband nicht funktioniere, werde er es nicht wiederholen. Den schockierenden Bericht, den Shin in mehreren Interviewsitzungen preisgab, unterfütterte Wiese mit Interviews, die er mit zwei Nordkoreanern führen konnte, die durchaus Peiniger des Shin Dong Hyuk hätten sein können: ein ehemaliger Geheimdienstbeamter und ein ehemaliger Lagerwachmann. – Ein filmisches Dokument, das sprachlos macht. Do, 8.11. – Di, 13.11.

Im Nebel
Sergei Loznitsa. D/R/Lettland/NL/Weißrussland 2012. 128 Min. Mit Vladimir Svirski, Vlad Abashin, Sergei Kolesov, Vlad Ivanov
1942, eine russische Grenzprovinz. Soeben werden drei Gleisarbeiter wegen Sabotage gehenkt. Den vierten Komplizen aber, Sushenya, lassen die deutschen Besatzer frei. Ein perfides Todesurteil, wie der deutsche Kommandeur sehr wohl weiß, denn natürlich werden die Partisanen den vermeintlichen Kollaborateur liquidieren wollen. Tatsächlich stehen schon wenig später zwei Bewaffnete vor der Tür des Helden, um ihn zu erschießen. Als Gnadenakt erlässt man ihm nur die Schande, ihn vor den Augen seiner Frau zu erschießen. Aber auf dem Weg in den Wald kommt es zu einem Scharmützel, bei dem Burov, Anführer des Erschießungskommandos und ehemals Sushenyas Freund, schwer verletzt wird. Und so sind die Karten erneut vollständig gemischt, ein ungleiches Trio schlägt sich durch den Wald in Feindesland… Mit verblüffender Leichtigkeit thematisiert Loznitsa vermeintlich schwere philosophische Fragen über Gut und Böse und die Verantwortung des Menschen. Und präsentiert dabei, gleichsam als Psychothriller, eine packende Parabel über Schuld und Sühne, Moral und Mitläufertum. Visuell überzeugt das Drama durch seinen rigorosen Stil. Fast alles spielt im Wald, in dem gut zweistündigen Werk gibt es lediglich 72 Schnitte. Zu dieser formalen Finesse der Meisterklasse gesellen sich drei großartige, hierzulande fast unbekannte Akteure, deren ausdrucksstarke Gesichter mit kleinen Gesten ganz große Wirkung zeigen. Do, 15.11. – Mi, 21.11.

Nemesis
Nicole Mosleh. D 2007. 90 Min. Mit Ulrich Mühe, Susanne Lothar
Für die junge Drehbuchautorin und Regisseurin sollte es der erste abendfüllende Spielfilm werden; ein Budget gab es nicht, und dass Ulrich Mühe und Susanne Lothar, das grandiose Schauspieler-Ehepaar die beiden Hauptrollen dieses Kammerspiels übernehmen wollten, war eine kleine Sensation. Dann starb Mühe kurz nach Abschluss der Dreharbeiten, und als Lothar 2012 starb, schien das ohnehin verzögerte Projekt ganz zu verschwinden. Jetzt bringt die Regisseurin den Film, der somit der letzte von Ulrich Mühe und der letzte gemeinsame Film von Mühe und Lothar geworden ist, selbst in die Kinos. Claire (Susanne Lothar) und Robert (Ulrich Mühe) verbringen den Sommer in ihrem abgelegenen Ferienhaus in Italien. Der Himmel ist blau, die Luft mild, das südliche Flair harmonisch-friedlich. Aber das glücklich wirkende Beieinander des Paars entpuppt sich als abgründige Zwangsbeziehung. Mann und Frau sind zerrüttete Menschen, die nur mühsam ihre Ängste und Nöte im Griff behalten können. So entwickelt sich das hochdramatische Kammerspiel bald zu einem raffinierten Psychothriller. Arge Verdächtigungen vergiften das Klima und lassen alle Worte verlogen klingen. Der viele Alkohol, der hier fließt, wird nicht aus Übermut und Lebenslust getrunken, sondern vor allem, um die inneren Dämonen und die Last der Vergangenheit zu beschwichtigen. In eben jenem Ferienhaus nämlich wurde Claires Schwester Nina tot aufgefunden, der unbekannte Täter ist flüchtig. Und Robert, der Frauenheld, der auf Treue offenbar nie viel gegeben hat, war früher mit ihr zusammen. Doch das ist nicht die ganze Wahrheit… Mit beklemmender Intensität spielt Susanne Lothar. Do, 22.11. – Mo, 26.11.

Der Aufsteiger
Pierre Schoeller. F/Bel 2011. 113 Min. dt.Fs. Mit Olivier Gourmet, Michel Blanc, Zabou Breitman
Manchmal sind Katastrophen Glücksfälle: Die Nachricht vom tragischen Busunglück mit 13 Todesopfern reißt den Verkehrsminister Bertrand Saint-Jean aus dem Schlaf. Nur Stunden später trifft er am Unfallort ein, um medienwirksam vor den Kameras zu kondolieren. Der empathische Auftritt katapultiert ihn in den Mittelpunkt des Medieninteresses. Gut instruiert von seiner gewieften PR-Beraterin Pauline und seinem treuen Adlatus Gilles setzt der eben noch unbekannte Politiker zum Höhenflug an. Der innerhalb der Regierung schwelende Streit über die Privatisierung der französischen Bahnhöfe verschafft Saint-Jean weitere Gelegenheit, sich zu profilieren. Binnen kürzester Zeit ist er der Kopf des Widerstandes gegen die Privatisierung und kann weitere soziale Kompetenz dadurch demonstrieren, dass er seinem Chauffeur Vaterschaftsurlaub gewährt und gleichzeitig als Vertretung den Langzeitarbeitslosen Martin Kuypers einstellt. In der schnelllebigen Medienwelt hat sich die graue Maus in Windeseile zum populären Volkstribun aufgeschwungen. Aber in der Höhe der Macht wird die Luft dünner. Saint-Jean muss schnell lernen, sich im Haifischbecken zu behaupten, Intrigen abzuwehren und selber in die Offensive zu gehen… Pierre Schoelers glänzend gespieltes Drama über die Metamorphose des Menschen durch die Macht ist kein politisches Pamphlet, sondern ein scharf beobachtete Zustandsbeschreibung. Lakonisch aber nicht larmoyant, moralisch aber ohne Vorverurteilungen werden hier die Mechanismen offengelegt. Dass der Regisseur dabei alles andere als staubtrockenes Akademikerkino im Sinn hat, demonstriert bereits die überraschende Anfangsszene, die einen erotisch aufgeladenen Traum von Macht und Ohnmacht des noch unbedarften Ministers zeigt. Do, 22.11. – Mi, 28.11.

Pieta
Kim Ki Duk. Südkorea 2012. 104 Min. dt.Fs. Mit Lee Jeong Jin, Cho Min Soo
Handwerk hat blutigen Boden im neuen Kim Ki Duk, der gerade den Goldenen Löwen beim Filmfestival von Venedig gewonnen hat: In einem alten Baracken-Viertel, das Immobilien-Spekulanten platt machen werden, steht den kleinen Handwerkern die Panik im Gesicht. Denn ein grausamer Kredithai geht um. Seine Methode: Er verkrüppelt die Schuldner, die das Zehnfache der Ausgangssumme nicht zahlen können, um von der Versicherung das Geld zu kassieren. Dann taucht eine geheimnisvolle Frau auf und erklärt dem sadistischen Killer, sie sei seine Mutter. Die Prüfungen des misstrauischen Mannes sind extrem, schockierend und pervers. Doch irgendwann glaubt er ihr, lässt sich mit Essen und Haushaltsarbeit bemuttern, zeigt eine plötzliche Sehnsucht nach Liebe… Ja, auch dieser, der 18. Kim Ki Duk (Frühling, Sommer, Herbst, Winter… und Frühling) ist brutal wie seine frühen Filme – für Neueinsteiger in sein Werk mehr als für die bereits Bekehrten. Der Südkoreaner, der bereits alle Preise gewonnen hat, realisiert hier eine besonders raffinierte Form von Schuld und Sühne. Wenn auch in seinen digitalen Bildern nicht so kunstvoll wie der buddhistische Frühling, Sommer, Herbst, Winter… und Frühling, zeigt sich Pieta erzählerisch und im mutigen Spiel mit religiösen und kulturellen Klischees als Meisterwerk, das den Preis und den Applaus von Venedig voll und ganz verdient. Do, 15.11. – Mi, 21.11.

LesbischSchwules Filmwochenende – mit HAKI e.V.


Highlights der Lesbisch Schwulen Filmtage HH
Kurzfilmprogramm und Empfang. Mitglieder des Festivalteams werden anwesend sein. Kommt und feiert mit!
Man for a Day
Katarina Peters. D 2012. 96 Min.
Unterhaltsame Dokumentation über Diane Torr und ihre
Gender-Workshops.
Keep the Lights On
Ira Sachs. USA 2012. 101 Min.
Der Teddy-Gewinner 2012: Mitreißendes Drama um ein schwules
Paar in New York City.
Filmfrühstück
Miss Kicki
HÃ¥kon Liu. S/Taiwan 2009. 88 Min.
Haki und Rosa Linse laden zum gemütlichen Frühstück und Film!
Mixed Kebab
Guy Lee Thys. Belgien/Türkei 2012. ca. 90 Min.
Ibrahim verliebt sich in Kevin. Sein Bruder wird islamischer
Fundamentalist.
Frauensee
Zoltan Paul. D 2012. 86 Min.
Nördlich von Berlin lebt Rosa mit ihrer Freundin auf einem idyllischen Seegrundstück. Im Spätsommer nehmen sie zwei Studentinnen bei sich auf...
Fr, 2.11. – So, 4.11.

special


Krieg und Frieden
Sergej Bondartschuk, A. Tschemodurow. UdSSR 1966-68. Ca. 430 Min.
1868/69 vollendete Leo Tolstoi seinen vierteiligen Roman Krieg und Frieden, der zu den bedeutendsten der Weltliteratur zählt. Ursprünglich wollte der Autor den so genannten Dekabristen-Aufstand von 1825 literarisch gestalten, in dem russische Offiziere und Adlige den Eid auf Zar Nikolaus I. verweigerten. Doch im Verlauf seiner Recherchen weitete sich der Stoff immer weiter in die Vorgeschichte aus, die Tolstoi dann auf die ereignisreichen Jahre der Napoleonischen Kriege zwischen 1805 und 1812 verdichtete. Und so bilden viele Episoden des Russlandfeldzuges, für den Napoleon fast seine gesamte Grande Armée von 675.000 Soldaten in den Tod schickte, den Hintergrund von Tolstois ausladendem Porträt der russischen Adelswelt zu Beginn des 19. Jahrhunderts. – Die militärische und humanitäre Katastrophe des Feldzuges von 1812 jährt sich zum zweihundertsten Male – ein Anlass für das Kommunale Kino, gemeinsam mit der Deutsch-Russischen-Gesellschaft die monumentale Verfilmung des Tolstoi-Romans aus den Jahren 1966-68 auf die Kinoleinwand zu bringen. Mit über sieben Stunden Laufzeit ist die sowjetische Verfilmung ist einer der längsten ihrer Art. Die Dreharbeiten dauerten knapp drei Jahre, die Premiere erfolgte in Etappen jeweils nach Fertigstellung und fand auch im Westen durchweg Anerkennung. Das Kino in der Pumpe zeigt dieses selten aufgeführte Opus an zwei Sonntagen im November gemeinsam mit der Deutsch-Russischen Gesellschaft. Zwischen den einzelnen Teilen machen wir ausgedehnte Pausen, in denen russische Speisen und Getränke gereicht werden. Am 11.11. in der Pause: Vortrag von Sven Freitag, Historiker CAU. So, 11.11. – So, 18.11.

mit Landesverband der Sinti und Roma


Newo Ziro
Robert Krieg, Monika Nolte. D 2012. 84 Min.
Dokumentation über vier beeindruckende Menschen, vier Sinti in Deutschland. Kein leichtes Leben. Aber Bawo Reinhardt will, dass sie selbstbewusst für ihre Bildung und ihren Platz in der Gesellschaft kämpfen. Seine Enkelin Sibel macht bald ihr Abitur und hat drei schwarze Gürtel in Kung Fu. Ihr Vorbild ist ihr Onkel Lulo Reinhardt, der jahrelang gekämpft hat, um heute als anerkannter Musiker zu leben. Sascha Reinhardt, der mit seinem Festival die Musik der Sinti und Roma auf die Bühne bringt, bleibt skeptisch, ob das mit der Integration klappt. Zu viele Benachteiligungen nach wie vor. Und diese Integration, was soll sie bedeuten – dass sie ihre Traditionen und Identität aufgeben und so leben wie alle? Wie können sie ihre Kultur und Sprache in unserer Gesellschaft behaupten, die immer gesichtsloser wird? Sich abschotten oder sich öffnen - mit der Gefahr, das Eigene zu verlieren? Noch ist die Gemeinschaft stark in ihrer Kultur, doch wie sieht der Weg des Einzelnen aus? Das zwischen verschiedenen Kulturen wandernde Mädchen Sibel bringt ihr Lebensgefühl auf den Punkt: „Vom Sindh bis an den Rhein war es ein langer Weg. Heute ist unsere Heimat hier. Newo Ziro heißt neue Zeit. Wie wird unsere Zukunft aussehen?“ Sa, 17.11., 20.30

Best Agers


Das EU-Projekt Best Agers beschäftigt sich mit Folgen und Chancen des demografischen Wandels hin zu einer alter werdenden Gesellschaft. Die Wirtschaftsakademie SH hat im Rahmen dieses Projektes eine vierteilige Serie kurzer, dokumentarischer Filmporträts in Auftrag gegeben.
Best Agers – Meeting Demographic Change
D 2012. 45 Min. Original mit englischen Untertiteln
Wir werden älter – nicht nur als Individuen, sondern auch als Gesellschaft. Der Anteil älterer Menschen an der Gesamtbevölkerung wird in den kommenden Jahren und Jahrzehnten stetig ansteigen. Diese Entwicklung stellt Herausforderungen an die Gesellschaft, bietet aber auch Chancen. Während in der Politik über Renteneintrittsalter und die Sicherheit der Renten diskutiert wird, nehmen viele ältere Menschen ihr Schicksal selbst in die Hand. Der Dokumentarfilm stellt vier Menschen im Alter zwischen 64 und 70 Jahren aus Schweden, Dänemark, Lettland und Deutschland vor. Allen vier ist gemein, dass für sie der aktive Lebensabschnitt noch lange nicht zu Ende ist. – Anschließend ist eine Gesprächsrunde mit den vier porträtierten Personen sowie dem Filmteam geplant. Di, 20.11., 18.30

IRRE gute Filme – mit Kieler Fenster und Brücke SH


Mary & Max
Adam Elliot. Australien 2009. 92 Min. FSK ab 12
Kommen die Babys in Amerika aus Cola-Dosen? Oder aus Bierkrügen wie in Australien? fragt Mary ihren Brieffreund Max. Der weiß prompt die Antwort: Babys kommen in Amerika aus Eiern, die je nach Religionszugehörigkeit von Rabbinern, katholischen Nonnen oder Prostituierten gelegt werden. Die neugierige Australierin und der schwergewichtige Max in New York fühlen sich oft fremd und missverstanden, aber ihre großartige Freundschaft gibt ihnen Sicherheit und Halt. Der Film erzählt die Geschichte zweier Außenseiter ebenso komisch wie einfühlsam – mit wunderbar skurrilen Knetgummifiguren. Do, 15.11., 18.30

Psychoanalyse und Film – mit John-Rittmeister Institut


Robert Altman‘s Last Radio Show
Robert Altman. USA 2007. 103 Min. FSK ab 0. Mit Garrison Keillor, Meryl Streep, Lindsay Lohan, Woody Harrelson, John C.Reilly, Tommy Lee Jones
Vorhang auf zur letzten Vorstellung! „A Prairie Home Companion“, die beliebte nostalgische Live-Radio-Revue aus dem Herzen Amerikas mit Comedy und Country Acts, ist in die Jahre gekommen und soll beendet werden. Doch der Moderator GK hält nichts von Abschiedsreden. Also singen und scherzen sie alle, als sei‘s wie immer. Heiter-melancholisch, filmisch virtuos und mit satirischem Witz setzt sich der Regie-Altmeister mit schmerzhaften Abschieden und großen Umbrüchen auseinander. – Anschließend Gespräch mit Dr. med. Barbara Saul-Krause. Di, 27.11., 20.30

Seniorenkino – Filmreihe mit dem Beirat für Seniorinnen und Senioren


The King’s Speech
GB/USA 2010. 118 Min.
Als Sohn des britischen Königs George V. gehört es zu Berties Pflichten, öffentlich zu sprechen. Für ihn eine Qual, denn seit seiner Jugend leidet er an einem schweren Stottern. Die Gemahlin Elizabeth wendet sich letztlich an den exzentrischen Sprachtherapeuten Lionel Logue. Mit seinem forschen Auftreten und den unkonventionellen Behandlungsmethoden stößt er seinen adligen Patienten zunächst vor den Kopf... – Ab 15 Uhr Kaffee und Kuchen, Vorstellungsbeginn um 16 Uhr. Sa, 24.11., 16.00

Und wenn wir alle zusammenziehen
Stéphane Robelin. F/D 2011. 96 Min. Mit Jane Fonda, Daniel Brühl, Pierre Richard
Fünf langjährige Freunde, allesamt Rentner, beschließen zusammenzuziehen, in eine Art
Alten-WG. Doch die Tücken des Alters sorgen für allerlei Probleme, zumal Krankheiten und
schließlich gar der Tod unausweichlich näher kommen. Ein schöner Film über das Älterwerden, der vor allem mit einer tollen Besetzung aufwarten kann, nämlich Geraldine Chaplin, Jane Fonda, Pierre Richard und Daniel Brühl. – Ab 15 Uhr Kaffee und Kuchen, Vorstellungsbeginn um 16 Uhr. Sa, 10.11., 16.00

Jüdisches Leben


Kino in der Kirche St. Nikolai – am Klavier Werner Loll
Der Golem, wie er in die Welt kam
Paul Wegener, Carl Boese. D 1920. Kamera: Karl Freund. Bauten: Hans Poelzig
Nach einem jüdischer Legendenstoff: Im Prag des 16. Jahrhunderts formt Rabbi Loew einen Golem, eine Figur aus Lehm, der Leben eingehaucht wird. Sie soll den Kaiser retten, damit dieser wiederum ein Dekret zur Vertreibung der Juden widerruft. Doch dann beginnt der Golem nach einem Bedienungsfehler unkontrollierbar das Ghetto zu verwüsten… Visuell großartiger und stimmungsvoller Klassiker des deutschen Stummfilms. Sa, 17.11., 19.30

Oma & Bella
Alexa Karolinski. D 2011. 76 Min.
Oma & Bella ist ein Film über zwei jüdische Frauen in Berlin und porträtiert ihre jahrzehntelange Freundschaft: Die beiden teilen nicht nur eine außergewöhnliche Geschichte, sondern halten diese mit Humor und guter jiddischer Küche lebendig. Der Film begleitet die Freundinnen durch ihren Alltag, beobachtet sie bei ihren täglichen Routinen, lauscht ihren Gesprächen über Herkunft, Identität und Erinnerung. Dabei zeichnet er die mutige Entscheidung der beiden Holocaust-Überlebenden nach, Deutschland zur Heimat zu machen, sich und ihr Leben in jüdischer Tradition neu zu erfinden. Der Film illustriert, wie es den zwei Holocaust-Überlebenden gelingt, durch die Zubereitung der Gerichte ihrer Kindheit Tradition lebendig zu halten und Erinnerung zu teilen. Essen, so wird deutlich, bedeutet erinnern, lieben und Gegenwart. Mo, 5.11., 18.30

Eine Synagoge für Bad Segeberg
Ulrich Selle. Deutschland 2011. 85 Min.
Die alte jüdische Synagoge in Bad Segeberg wurde 1938 von Nationalsozialisten zerstört. Die heutige jüdische Gemeinde hat eine Vision: In einer verfallenen Mühle im Stadtzentrum soll eine neue Synagoge entstehen. Gemeinsam mit jüdischen Immigranten aus der ehemaligen Sowjetunion kämpfen die aus Weißrussland zugewanderte Ludmilla Budnikov und der deutsche Kripobeamte Walter Blender für den jüdischen Neuanfang in Schleswig-Holstein. – Langzeitporträt der bewegten Baugeschichte. Mo, 19.11., 18.30

Verbotenes Lichtspiel präsentiert:


Dass Verbrechen sich nicht lohnt, mag für kleine Gauner stimmen. Für die organisierte Kriminalität gilt eher das Gleiche wie für die großen Investment-Banken: Too big to fail. In fünf Filmen – allesamt Genreperlen – erforscht „Verbotenes Lichtspiel 5: Eurocrime“ das Verbrechen in den siebziger Jahren. Es ist die Blütezeit des Poliziottescho, des harten Krimis in seiner italienischen Spielart. Bei uns im KoKi ist die Reihe zu Gast mit
Milano Kaliber 9
Fernando di Leo. I 1972. Ca. 90 Min. OmeU. Mit Gastone Moschin, Barbara Bouchet, Mario Adorf, Frank Wolff, Luigi Pistilli, Lionel Stander
Ugo Piazza kommt aus dem Gefängnis. Er hat für das Syndikat gearbeitet, das vom ominösen „Amerikaner“ geleitet wird. Er hat dichtgehalten. Das wird ihm nicht gedankt. Es fehlt Geld. Das soll er auf die Seite geschafft haben. Der Meinung ist auch die Polizei. Also steht der Mann bald zwischen allen Fronten, was sich für ihn und sein persönliches Umfeld nachteilig auswirkt. Und er hat mit dem überwältigend schmierigen Mario Adorf einen exquisiten Quälgeist im Nacken. Milano Kaliber 9 ist ein absoluter Glücksfall. Er ist ungeschliffen und hart und macht keine Gefangenen. Das Tempo ist atemraubend und wird von der umwerfenden Musik von Luis Bacalov vorgegeben. Die scheinbar nachlässig geführte Kamera ist dicht am Geschehen und die Handlung so ökonomisch arrangiert, wie das Syndikat seine Verbrechen plant. Allein die meisterliche Anfangssequenz ist so schnell, elliptisch und ultraschlank, dass sie fast einen kleinen Film im Film darstellt. Und wer The International noch im Kopf hat, wird nicht daran zweifeln, dass Tom Tykwer Milano Kaliber 9 gesehen hat. Sa, 10.11., 22.15

Filmwunsch


Liebe
Michael Haneke. F/D/Ö 2012. 127 Min. dt.Fs. Mit Jean-Louis Trintignant, Emmanuelle Riva, Isabelle Huppert, Alexandre Tharaud
Ein Kammerspiel über die Liebe und den Tod, das bis auf eine Szene ausschließlich in einer Pariser Altbauwohnung spielt. Georges und Anne, ein pensioniertes Musiklehrer-Paar, ist auch im hohen Alter durch eine große Zuneigung und Aufmerksamkeit verbunden. Dann – ein kleiner Aussetzer am Frühstückstisch, eine Operation, eigentlich Routine, dann kehrt Anne halbseitig gelähmt aus dem Krankenhaus zurück. Es ist der Beginn einer zermürbenden Lebensphase der zunehmenden Verschlechterung und des schleichenden Elends. Es bedarf schon eines Meisterregisseurs, dass dabei keine Minute Langeweile aufkommt. Mit gewohnter Präzision und eiskalter Beobachtung schildert Haneke den Verfall, die Ohnmacht und Verzweiflung. Ein Thema, das jeder gerne verdrängt und mit dem fast alle irgendwann einmal konfrontiert werden -–Haneke bringt es mit großartiger Wahrhaftigkeit auf die Leinwand. Das Filmkunst-Ereignis des Jahres! Fr, 9.11. – Mi, 14.11.