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Letztes Update:
15. Juli 2023 - 13:56

Antenne fürs Zeitgeistige

Das Kino in der Pumpe zeigt eine Fritz-Lang-Retro


Eine Fritz-Lang-Retro reizte Eckhard Pabst, Programmmacher im Kino in der Pumpe, schon immer. Jetzt hat er den lange gehegten Plan umgesetzt, mit neun Filmen von Fritz Lang, die dort ab dem 8. November bis zum 4. Februar laufen.


Still aus „Metropolis“ (1927)
Zunächst konzentriert sich Pabst auf Langs frühe Filme, bis der vor den Nazis nach Hollywood emigrieren musste. Langs „amerikanische“ Filme sind für den Herbst 2019 aber auch schon programmiert. In Fritz Lang sieht Pabst einen Regisseur, der „immer wieder die großen Brüche bewältigte“, zwischen Stumm- und Tonfilm genauso wie die politischen von der Weimarer Republik bis zum Nationalsozialismus, der Lang für sich vereinnahmen wollte, und ins Exil. In allen Film-Genres, in denen sich Lang tummelte, habe er „Zeichen gesetzt“, sagt Pabst, habe stets ein „Gespür gehabt für das Nervöse seiner Zeit und eine Antenne fürs jeweils Zeitgeistige“.

Die scheint immer noch empfänglich, weil „die rasende Moderne“, auf die Lang einst reagierte, im Zeitalter von Digitalisierung und Globalisierung nicht minder geschwind ist. Parallelen zu heute gebe es „jede Menge“: Von der Dystopie „Metropolis“ (1927), die den Totalitarismus der Nazis (und auch des Stalinismus) bereits vorausahnte, bis hin zu „M – eine Stadt sucht einen Mörder“ (1931), wo so genannt „besorgte Bürger“ wie heute Pegida und Co. zur Hatz auf Straftäter rufen und dabei weit über das Ziel hinausschießen. „Wie verletzlich und gefährdet eine weltoffene Demokratie“ immer wieder sei, habe Lang schon früh erahnt.


Still aus „Die 1000 Glotzböbbel vom Dr. Mabuse“
Beide Filme bilden die Eckpunkte der Retrospektive. Mit „Metropolis“ in der 2010 restaurierten und um 30 Minuten wiederentdeckten Filmmaterials ergänzten Fassung startet sie am 8. November, 20 Uhr. „M“ bildet den vorerst Abschluss am 4. Februar. Dazwischen setzt Pabst neben den beiden Nibelungen-Verfilmungen „Siegfried“ am 17. Dezember und tagsdarauf „Kriemhilds Rache“ (beide 1923) auch Preziosen wie „Die 1000 Glotzböbbel vom Dr. Mabuse“ (12. November, 18.30 Uhr). Fritz Langs Film von 1960 mit Gert Fröbe in der Hauptrolle hat Dominik Kuhn in süddeutschen Dialekt und ins Heute satirisch übersetzt. „Sowas würde ich normalerweise nie zeigen“, sagt Pabst, aber es sei halt die aktuellste Reaktion auf Langs Mabuse-Klassiker, die gerade in die Kinos kommt. Dem könne man sich nicht verweigern. Am 12. Dezember läuft wieder ein Original, „Dr. Mabuse, der Spieler II: Inferno“ (1922), worin der ewige Schurke die Weltwirtschaft demontiert. Kennen wir ja auch aus der Gegenwart, Finanzkrise und Cum-Ex-Geschäfte ...


Still aus „Dr. Mabuse, der Spieler II: Inferno“ (1922)
Weiter im Lang-Programm: „Kämpfende Herzen“, Stummfilm von 1921 mit Willem Strank am Klavier (14. Dezember) und jeweils mit Werner Loll als Soundtracker die Stummfilme „Spione“ (10. Januar) und „Frau im Mond“ (13. Januar). (jm)

Programminfos unter www.diepumpe.de