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15. Juli 2023 - 13:56

64. Internationale Filmfestspiele Berlin – Berlinale 2014

Berlinale-BLITZ

Kurzkritiken, erste Eindrücke unserer Redakteure und Mitarbeiter zeitnah per SMS (neueste oben):

+++ Sven Sonne, 15.2.2014, 19:22 +++
„When it stands it rains it pours“ (Forum): „Der Teufel sch*ißt immer auf den größten Haufen“ auf japanisch. Ein fabelhaft unsentimentales Melodram von 1957. Darf man für die Fehler der Eltern (Stundenhotel führen) verantwortlich gemacht werden? Ist der Fehler überhaupt einer? Fragen führen zu Fragen. Modern und liberal rührt dieser emotional und analytisch extrem komplexe Film zu Tränen.

+++ Sven Sonne, 15.2.2014, 19:11 +++
Wenn ich was zu sagen hätte, dann würde „Boyhood“ gewinnen. Aber hab’ ich nicht und dann auch noch nicht mal alle Wettbewerbsfilme gesehen. Silbernen Bären für „Die geliebten Schwestern“. Bronzener Bär an „Grand Budapest Hotel“. Oh, gibt’s gar nicht. Na, der Film wird schon auch ohne Bären klar kommen. Sonderbär für den lustigsten entführten Schriftsteller: Michel Houellebecq in „The Kidnapping of Michel Houllebecq“.Ach, gar nicht im Wettbewerb. Ich geb’s auf.

+++ dakro, 15.2.2014, 10:05 +++
„The Little House“ (Wettbewerb): Erstaunlich sentimental und eher verklärend fällt Altmeister Yoji Yamadas Blick zurück auf die 30er Jahre in Tokyo und die Liebeswirren in einer gutbürgerliche Familie aus. Bestsellerverfilmung.

+++ Sven Sonne, 15.2.2014, 03:04 +++
„Arrete ou je continue“ (Panorama) hat zwei Trümpfe: Emmanuelle Devos und Mathieu Amalric. Die spielt er und macht damit auch einige Stiche. Aber auch mit ein paar wirklich gelungenen Pointen. Im Ganzen eher harmlos.

+++ Sven Sonne, 15.2.2014, 02:57 +++
„Ich zoch mir einen valken ...“ „Kes“ von Ken Loach (Hommage) ist einer der tollsten Jugendfilme, die ich kenne. Rau, unsentimental und gleichzeitig ungeheuer liebevoll.

+++ dakro, 14.2.2014, 18:23 +++
„Ein Held aus Tokyo“ (Retrospektive): Erstaunlich profunde und nach wie vor aktuelle Reflektion über die familiären und gesellschaftlichen Folgen von unkontrolliertem Spekulantentum, in knapp 70 Minuten durchdekliniert.

+++ dakro, 14.2.2014, 18:14 +++
„Through A Looking Glass Darkly“ (Panorama): Ein Familienalbum der Black Nation mit Schwerpunkt auf kulturhistorischen und emanzipatorischen Aspekten. Empfehlenswert.

+++ Helmut Schulzeck, 14.2.2014, 11:23 +++
„Le beau danger“ (Forum): Deutscher Film über den rumänischen Schriftsteller Norman Manea. Nicht uninteressant aber schwierig, verlangt dem Zuschauer viel ab und passt eher zur Documenta als zum Forum, obwohl man die Programmkuratoren versteht, warum sie sich für dieses Nischenwerk entschieden haben.

+++ Helmut Schulzeck, 14.2.2014, 11:20 +++
„Macondo“ (Wettbewerb): Blick in tschetschenische Männerseelen. Zweite Sozialstudie (nach „Jack“) mit sehr gutem Kinderdarsteller im diesjährigen Wettbewerb. Sensibel mit geduldigem dokumentarischen Blick. Lohnend bzw. sehenswert.

+++ Sven Sonne, 13.2.2014, 22:04 +++
„No Man’s Land“ (Wettbewerb): Leidlich unterhaltsamer, hochgetunter Genremix. Ist halt auch dabei.

+++ Sven Sonne, 13.2.2014, 22:02 +++
„The Second Game“ (Forum): Wir sehen nur ein Fußballspiel. VHS, 1988, Steaua – Dinamo. Armee – Geheimpolizei. Der Schiedsrichter redet 25 Jahre später darüber. Und der politische Subtext rauscht im Hintergrund immer mit.

+++ Sven Sonne, 13.2.2014, 21:57 +++
Richard Linklaters „Boyhood“ (Wettbewerb) fliegt in drei Stunden durch eine Kindheit, schert sich nicht um Anschlüsse und markiert das Vergehen der Zeit durch Frisuren, Musik und Gesichter. Fabelhaft.

+++ Helmut Schulzeck, 13.2.2014, 18:28 +++
„La Tercera Orilla / The Third Side of the River“ (Wettbewerb): Ein mäßiger Film über einen Familienvater, der Familie mit Firma verwechselt, und seinen schließlich aufbegehrenden Sohn. Südamerikanisches Geduldsspiel, für den Zuschauer. Es passiert nicht so viel, dafür dauert es aber lange.

+++ Helmut Schulzeck, 13.2.2014, 18:24 +++
„Aloft“ (Wettbewerb): Verstoßener Sohn kontra pseudo-spirituelle Mutter. Gegenwartstrauma mit Rückblendendrama. Freud lässt schön grüßen. Sehenwerte Schneekulisse. Verwüstete Seelen: ein „netter“ filmischer Versuch, „haut aber nicht hin“ (wie sich ein Berliner nach dem Film bei mir beklagte).

+++ dakro, 13.2.2014, 16:20 +++
„Difret“ (Panorama Special): In Äthiopien entführen die Männer nach altem Brauch ihre unfreiwilligen Bräute, bis eine zurück schießt. „Difret“ ist authentisch daherkommendes, aber leider vorhersehbares amerikanisches Aufklärungskino, produziert von Angelina Jolie.

+++ dakro, 13.2.2014, 16:08 +++
„The Dog“ (Panorama Dokumente): Auf John Basso basiert Al Pacinos Figur in „Dog Day Afternoon“. Seine tatsächliche Biografie ist noch um einiges verrückter, quasi ein Forrest-Gump-Zerrbild.

+++ dakro, 13.2.2014, 10:41 +++
„Citizen Kane“ (Retrospektive) ist und bleibt der ultimative Rise-and-Fall-Film. Hier kann man fix noch mal checken, woher Scorsese die Inspration für die Büro-Parties in „The Wolf Of Wall Street“ her hat.

+++ dakro, 13.2.2014, 10:40 +++
„German Concentration Camp Factual Survey“ (Forum) ist nicht nur wichtig, sondern auch eine filmische Leistung der Kameramänner und Cutter der alliierten Streitkräfte, die das Prädikat „Meilenstein“ verdient.

+++ Sven Sonne, 12.2.2014, 23:19 +++
Eine Zeitlang könnte „Aloft“ (Wettbewerb) ein interessantes Horror-/SciFi-/Mystery-Experiment sein. Oder surreal. Oder sonst was. Aber es ist ernst gemeint. Heilen, Natur ... all die schlimmen Sachen. Ein Film wie eine Erstverschlimmerung.

+++ dakro, 12.2.2014, 21:21 +++
„Triptyque“ (Panorama Special): Kanadas Theaterstar Robert Lepage adaptiert sein neunstündiges Theaterprojekt in einen schlüssigen Film, der trotz intellektuellem Ansatz auch emotional bewegt. Dazu hervorragend zusammengestellter Klassik-Score.

+++ Helmut Schulzeck, 12.2.2014, 19:17 +++
„Zwischen Welten“ (Wettbewerb): Sehr gute Hauptdarsteller (Ronald Zehrfeld, Mohsin Ahmady). Sehr deutscher Film, der leider von Anfang an ziemlich konstruiert wirkt und sich einiger typischer Klischees und Handlungsauflösungen nicht zu erwehren vermag. Eine mit Bildern an Originalschauplätzen durchgezogenes, nicht gerade originelles Drehbuch behandelt aus deutscher Perspektive das typische Problem, sich zwischen militärischer Verantwortung (also auch Befehlsbefolgung) und dem eigenen Gewissen entscheiden zu müssen. Auch die Loyalität des afghanischen Protagonisten wird auf eine harte Probe gestellt. Film hinterlässt zwiespältigen Eindruck.

+++ Helmut Schulzeck, 12.2.2014, 19:07 +++
„Anderson“ (Panorama Dokumente): Zweiter „Aufguss“ zur Stasi-Spitzel-Problematik in der DDR-Kulturszene von Annekatrin Hendel, der leider an ihren ersten Dokumentarfilm zu dieser Thematik („Vaterlandsverräter“) nicht heranreicht. Trotz einiger gelungener Situationen und z.T. aufschlussreichen Erinnerungen an die damaligen Verhältnisse erreicht der Film bei weitem nicht die brisante dramatische Zuspitzung seines Vorläufers.

+++ Sven Sonne, 12.2.2014, 18:12 +++
„The Third Side of the River“ (Wettbewerb): Eine präzise Familienbeschreibung, die aber etwas spät an Fahrt aufnimmt und dann in eine rätselhaft drastische Tat mündet. Unaufregend.

+++ Felix Arnold, 12.2.2014, 11:59 +++
„Journey to the West / Xi You“ (Panorama Special) in der Reihe toller Filme blöd beschrieben, heute: Tsai Ming-Liangs „Xi You“. Ein Mönch geht sehr sehr langsam durch Marseille. Das sind 14 Einstellungen in ca. einer Stunde und beeindruckend, witzig und klug.

+++ Sven Sonne, 12.2.2014, 11:57 +++
„Triptyque“ (Panorama Special): Wie man das Hirn bearbeitet, um an der Sprache zu drehen. Wunderbarer, beglückender Film.

+++ Sven Sonne, 12.2.2014, 11:54 +++
„Life of Riley“ (Wettbewerb) ist eine clevere Reflexion über Theater/Film/Leben und den jeweiligen Echtheits-/ Konstruktionsgrad. Nebenbei macht sich Resnais über die Pausen lustig, die Regisseure für Lacher lassen. Was ist, wenn keine kommen?

+++ Sven Sonne, 12.2.2014, 11:45 +++
„Journey to the West / Xi You“ (Panorama Special) ist genau die Vollbremsung, die man nach sechs ermüdenden Tagen braucht. Dieser langsame Mönch schleicht durch die wundervollsten Kadragen des Festivals. Und beschert einem die fast kindliche Freude, die Suchbilder bieten. Außerdem ersetzt er den eigentlich obligatorischen James-Benning-Film.

+++ Sven Sonne, 11.2.2014, 17:01 +++
„Zwischen Welten“ (Wettbewerb) ist reines Themenkino. Wie im Schulaufsatz (Erörterung) beleuchtet der Film den deutschen Afghanistaneinsatz. Langweilig und mit wenig Mehrwert.

+++ dakro, 11.2.2014, 16:57 +++
„Die Entführung des Michel Houellebecq“ (Forum): Sicher einer der Berlinale-Momente 2014: Michel Houellebecq versucht, die Marseillaise zu pfeifen ...

+++ dakro, 11.2.2014, 11:02 +++
„Zwischen Welten“ (Wettbewerb): Jeder kleinste Fortschritt in Afghanistan wird mit einem hohen Preis bezahlt. „Zwischen Welten“ überzeugt auf allen Ebenen, formal, dramaturgisch, schauspielerisch. Bärenstark.

+++ dakro, 11.2.2014, 00:01 +++
„Late Autumn“ (Retrospektive): Noch mit Tränen in den Augen erzählt mir eine junge Japanerin bei Zigarette nach dem Screening einer blitzblanken Shochiku-Restaurierung von Ozus erstem Farbfilm „Late Autumn“, wie sehr sie alte Filme, liebt, auch die deutschen. Ist uns selbst unser Filmerbe so egal? Irgendwas läuft hier ganz schwer schief (siehe Caligari-Gespräch).

+++ dakro, 10.2.2014, 23:56 +++
Filmgespräch zu „Caligari“ (Berlinale Classics): Schlussfrage eines amerikanischen Filmexperten am Ende des Filmgesprächs zur unzweifelhaft gelungenen vierten Restaurierung von „Caligari“: Warum werden immer nur 15 Filme des deutschen (Stumm-) Filmkanons restauriert, während noch dutzende von Filmen in Archiven vor sich hin rotten? Traurige Antwort: Weil Geld nur für event-taugliche Filme freigegeben wird und die Murnau-Stiftung praktisch keinen Etat mehr hat.

+++ Sven Sonne, 10.2.2014, 20:59 +++
„Air Force“ (Retrospektive) ist ein Actionfilm, der quasi alles in den Schatten stellt, was man heute so zu sehen bekommt. Die Figurenzeichnung ist ungeheuer plastisch, kein Quadratzentimeter Leinwand ist verschenkt. Die Schnittfrequenz macht Peckinpah Konkurrenz. Blown away!

+++ Helmut Schulzeck, 10.2.2014, 20:09 +++
„Historia del Miedo“ (Wettbewerb): Über die paranoid und zugleich begründete Furcht der Reichen um ihre Sicherheit: hier in Argentinien. Ein Film über die Atmosphäre der Angst mit wenig Handlung. Selbst die einzelnen Szenen bleiben fragmentarisch. Durch Berlinale geförderter Film, der dann konsequent hier auch seine Plattform findet, aber eigentlich nicht in den Wettbewerb gehört. Und wie gesagt: Wo bleibt die Story?

+++ Helmut Schulzeck, 10.2.2014, 20:04 +++
„Blind Massage“ (Wettbewerb): Chinesischer Film über eine von zwei Blinden geführte Massage-Praxis und ihre blinden Masseure. Blind und sehend geht es ums Thema Liebe. In Gänze eher medium bis noch blutig as well done „angerichtet“. Und: der Regisseur findet statt einem Ende leider mindestens drei.

+++ Helmut Schulzeck, 10.2.2014, 20:00 +++
„Aimer, boire et chanter“ (Wettbewerb): Der über 90-jährige Alain Resnais durfte mal wieder, finanziell ausgestattet mit einem bunten Strauß von französischen Fernsehbeteiligungen und (Kultur-) Filmförderungen, ein Theaterstück (diesmal ein englisches) nach seinem gusto locker duftig vor theatermäßigen Kulissen verfilmen. Wer’s mag!?! – Doch eigentlich sollte man hier Filme zeigen und keine abgefilmten Bühnenstücke. Den Schauspielern hat es sichtlich Spaß bereitet. Ich bin schließlich vorzeitig rausgegangen.

+++ Helmut Schulzeck, 10.2.2014, 19:58 +++
„Padurea e ca muntele, vezi? – The Forest is Like the Mountains“ (Forum): Die Idylle kann die bittere Armut nicht verdecken: in einem ruhig beobachtenden Dokumentarfilm (= „Kamerafilm“) über ein Roma-Dorf in Rumänien, das unter der Verarmung leidet, aber tapfer dagegen ankämpft. Der Alltag einer Familie wird begleitet. Studentenfilm (HFF München), der trotz einiger Schwächen berührt und für den Zuschauer gleichzeitig einen Ruhepunkt im Festivaltrubel setzt.

+++ dakro, 10.2.2014, 12:06 +++
„20.000 Days On Earth“ (Pamorama Dokumente): Großartiges Doku-Selbstportrait des Gothic-Poeten Nick Cave. Was leicht hätte unangenehm prätentiös werden können, ist informativ, persönlich und mitreißend gelungen und hat dabei eine ganz eigene Form. Kylie und Nick reminiszieren im Auto über Michael Hutchence, Knaller.

+++ dakro, 10.2.2014, 12:06 +++
„The Better Angels“ (Panorama Special) bewegt sich (wenig überraschend) stilistisch sehr nah am Produzenten Terence Malick. Trotzdem ein interessanter Versuch, der historischen Persönlichkeit Abraham Lincoln durch eine eher assoziative Bebilderung seiner Kindheit näher zu kommen.

+++ Felix Arnold, 10.2.2014, 11:12 +++
„Snowpiercer“ (Forum): Klüger als Harvey Weinstein erlauben wollte. In der Postapokalypse rast der Rest der Menschheit in einen Perpetuum mobile auf Schienen durch eine tödliche Eiswüste. Als die Lebensbedingungen in der Holzklasse gänzlich unerträglich werden, bricht die Revolution aus und kämpft sich durch den horizontal hierarchisierten Zug bis hin zum gottgleichen Führer. Beklemmend, eng, klug und mit mächtig Zug. It’s gonna be a bumpy ride.

+++ Felix Arnold, 10.2.2014, 09:02 +++
„Die geliebten Schwestern“ (Wettbewerb): Dominik Graf macht thematisch mal was ganz anderes und inszeniert Schillers Liebesleben. Das ist toll ausgestattet, famos gespielt und sieht nicht zuletzt unheimlich gut aus.

+++ Sven Sonne, 10.2.2014, 09:00 +++
„Töchter“ (Forum) begleitet eine Deutschlehrerin auf der Suche nach ihrer Tochter. Ein kristallenes Berlin als Kulisse für eine gebremst-gescheiterte Selbstfindung.

+++ Felix Arnold, 10.2.2014, 08:25 +++
„The Grand Budapest Hotel“ (Wettbewerb): Er (Wes Anderson) hat es schon wieder getan. Stop Motion und viele, denen man gerne zusieht, ergeben eine Welt, in die einzuziehen, man jederzeit bereit wäre.

+++ dakro, 9.2.2014, 20:03 +++
„Journey To Jah“ (im EFM) wirft einen unromantischen Blick auf das heutige Jamaica und die ungebrochene konstituierende Kraft der Rastafari-Kultur. Ausgesprochen gute Kamera und Tonschnitt.

+++ dakro, 9.2.2014, 17:45 +++
„Über-Ich und Du“ (Panorama Special): Benjamin Heisenberg überrascht mit einer unangestrengten Brain-Meets-Muscle-Komödie mit subtilen Seitenhieben auf den Kulturbetrieb. André Wilms und Georg Friedrich sind zudem ein super Unlikely-Friends-Gespann.

+++ dakro, 9.2.2014, 17:37 +++
„Things People Do“ (Panorama Special): Braver Angestellter versucht, Familie mit Drugstore-Überfällen durchzubringen. Ein Cop kommt ihm auf die Schliche, aber meint es gut mit ihm. Brav und gut gemeint sind denn auch die Adjektive, die „Things People Do“ am besten beschreiben.

+++ dakro, 9.2.2014, 17:29 +++
„Another World“ (Panorama Dokumente) sympathisiert unverhohlen mit „Occupy Wall“, verschließt aber nicht die Augen vor den Kinderkrankheiten der Protestbewegung. Differenzierte Einzelportraits einer Bewegung, die gerade keine Medienpersönlichkeiten wollte. Ganz ohne geht es aber wohl doch nicht ...

+++ dakro, 9.2.2014, 17:20 +++
„The Monuments Men“ (Wettbewerb): Clooneys Only-7 nehmen das Führermuseum aus. Tatsächlich waren Ende des 2. Weltkriegs immerhin 300 Monuments Men auf Kultur-Rettungsmission. Ähnlich reduziert wie die Manpower kommen auch Spannungsbogen und Figurenzeichnung daher.

+++ Helmut Schulzeck, 9.2.2014, 14:57 +++
„Das finstere Tal“ (Berlinale Special): Alpenwestern mit einem Lonely Rider. Sehr stilisierte Rachegeschichte mit Mundart und blutgetränkter Dramatik garniert. Düsteres Szenario, eine gewaltige Naturkulisse, gekonntes Gerb-Makeup, ein guter Score. Brutal und dennoch ansehnlich.

+++ Helmut Schulzeck, 9.2.2014, 14:53 +++
„Kreuzweg“ (Wettbewerb): Überraschend sehenswert. Eine schonungslose Anklage gegen orthodoxe katholische Indoktrination, mit einer formal relativ strengen Cinematografie. Junge Protagonistin zieht Vorhaben sich zu opfern konsequent durch. Abstruse, religiöse Erziehung zeitigt ein tragisches Resultat. Gnadenlose Mutter-Figur wird hart bis an die Grenze zur Karikatur charakterisiert. Abstruse Verhältnisse werden letztlich mit absurd Komischem entlarvt.

+++ Helmut Schulzeck, 9.2.2014, 14:49 +++
„Nymphomaniac Volume 1“ (Wettbewerb außer Konkurrenz): Lars von Triers im Vorfeld zum Porno aufgebauschter Film hat bei einer Gesamtlänge von 145 Min. maximal 20% pornografische Anteile, oft eher harmlos gestaltet. Ansonsten wird konventionell, bisweilen sogar brav die Lebensbeichte einer jungen Nymphomanin erzählt, ab und an mit etwas Humor gewürzt.

+++ Sven Sonne, 9.2.2014, 01:11 +++
„Snowpiercer“ (Forum) ist schlau und hart. Seine unangenehme Endzeitvision übersetzt gesellschaftliche Hierarchie in die Horizontale eines Perpetuum-Mobile-Zugs.

+++ Sven Sonne, 8.2.2014, 22:21 +++
„Que ta Joie Demeure“ (Forum) beobachtet in geometrischen Bildern Leute bei der maschinellen Arbeit. Wenn sie dann aber reden, reicht das von banal bis surreal. „Hard work never killed anyone, but why take the risk.“

+++ Sven Sonne, 8.2.2014, 18:17 +++
„The Iron Mask“ (Retrospektive): Wer nur den Leo-di-Caprio-Film kennt, hat offensichtlich dieses grandiose Spektakel am Vorabend des Tonfilms nicht gesehen. Hier zeigt der Stummfilm seine ganze Potenz.

+++ Sven Sonne, 8.2.2014, 18:13 +++
„This Night’s Wife“ (Retrospektive): Ein rührendes kleines Melo vom großen Yasujiro Ozu. Ein krankes Kind, ein Vater, der zum Verbrecher wird, ein großherziger Polizist. Ein nächtliches Kammerspiel.

+++ Sven Sonne, 8.2.2014, 18:09 +++
„The Demon Within“ (Panorama) macht ordentlich Krach, ist angemessen hart und beackert aufs Neue das Thema Gut/Böse = zwei Seiten einer Medaille. Obwohl technisch brilliant ist der Film nur geht so.

+++ Helmut Schulzeck, 8.2.2014, 15:14 +++
„The Monuments Men“ (Wettbewerb): Ein sehr schwacher Film, schlechtes Drehbuch, unglaubwürdige Inszenierung, mäßige Darstellerleistung. Eine Gruppe von überwiegend älteren „Säcken“ (Kunsthistoriker) geht nach miltärischher Grundausbildung (total unglaubwürdig erzählt) 1944/45 ins Kriegsgebiet und versucht, Kunstwerke vor den Nazis zu retten. Eine Zumutung für den Zuschauer – und das nur, damit Clooney nach Berlin kommt.

+++ Helmut Schulzeck, 8.2.2014, 15:10 +++
„Die geliebten Schwestern“ (Wettbewerb): Schöner, sorgfältiger Ausstattungsfilm (Degeto) von Dominik Graf über Schillers Dreiecksverhältnis. 40 Min. zu lang, aber besonders in der ersten 45 Min. wunderbar frisch inszeniert, schön fotografiert. Bei der Jury sicherlich preisverdächtig. Und man bekommt Lust, wieder Schiller zu lesen.

+++ dakro, 8.2.2014, 12:31 +++
„Is The Man Who Is Tall Happy?“ (Panorama Dokumente): Gondry versucht, die intellektuel schwerverdaulichen Thesen des Sprachwissenschaftlers Noam Chomsky in kindgerecht süßen Animationshappen aufzubereiten. Macht neugierig auf Chomsky.

+++ Helmut Schulzeck, 7.2.2014, 22:23 +++
„The Grand Budapest Hotel“ (Wettbewerb): Nett anzuschauender, verschrobener Film (typisch für Wes Anderson) mit schöner, detailverliebter Ausstattung und einer ganzen Reige prominenter Schauspieler selbst in kleinen Rollem. Böse Zungen könnten auch sagen: Märchenartiger Historienkitsch mit Humor erträglich gestaltet.

+++ Helmut Schulzeck, 7.2.2014, 22:21 +++
„American Hustle“ (Berlinale Special): Sehr sehenswerter Hollywoodfilm, der im Laufe seiner Geschichte zur Höchstform aufläuft, Superleistungen von seinen 5 Hauptdarstellern abruft, eine großartige Verwendung von Non-Original-Musik zu bieten hat, im zweiten Teil streckenweise at its best an Scorcese-Arbeiten erinnnert, außerdem einen DeNiro als italienischen Mafioso hat (in einer kleinen Rolle), der aufs Schönste arabisch spricht.

+++ Helmut Schulzeck, 7.2.2014, 22:19 +++
„Jack“ (Wettbewerb): Fernsehfilm für Arte und den Hessischen Rundfunk (die ihn auch mitfinanziert haben), der einen nicht vom Hocker reißt und besser in einer Unterreihe vom Panorama aufgehoben wäre als im Wettbewerb.

+++ Helmut Schulzeck, 7.2.2014, 22:17 +++
„Two Men in Town“ (Wettbewerb): Ein ehemaliger Häftling sieht schließlich rot in einer absehbaren Story mit sehr guten Darstellern: Forest Whitacker, Brenda Blethyn und Harvey Keitel.

+++ Sven Sonne, 7.2.2014, 20:26 +++
„Jack“ (Wettbewerb) zehrt sehr von seinem tollen jungen Hauptdarsteller. Eigentlich konsequent in der Perspektivverengung, aber trotzdem manchmal etwas zäh.

+++ Sven Sonne, 7.2.2014, 18:01 +++
„The Midnight After“ (Panorama): Ich kann mir niemanden vorstellen, der Lust hat in dieser Horrornacht in Hongkong zu sein. Dieser Film ist so wild, verrückt und provozierend. Zum Staunen.

+++ Felix Arnold, 7.2.2014, 17:56 +++
„Stereo“ (Panorama Special): So gerne wäre hier jemand mit David Lynch zu verwechseln gewesen, oder hätte wenigstens „History of Violence“ ein zweites mal gedreht. Stattdessen sieht „Stereo“ in seinen besten Momenten aus wie eine Holsten Werbung und liefert ansonsten blöde wenn auch unerwartet brutale „Männerunterhaltung“.

+++ Felix Arnold, 7.2.2014, 17:42 +++
„Jack“ (Wettbewerb): Leider kein deutscher Winterdieb. Toller Hauptdarsteller aber keine wirkliche Handlung, deshalb mit Längen. Schlecht ist das trotzdem nicht.

+++ Sven Sonne, 7.2.2014, 17:41 +++
„The Kidnapping of Michel Houllebecq“ (Forum) ist wahnsinnig komisch. Die liebenswerten Entführer eifern nach Houellebecqs Anerkennung und maßen sich an, über sein Werk mitzudiskutieren. Großartig!

+++ Felix Arnold, 7.2.2014, 17:40 +++
„The Midnight After“ (Panorama): Für Freunde des gepflegten Von-allem-gerne-viel. Omega Männer und Frauen, Reihe um Messerstechen, Sex und Auffahrunfälle. Wer sich nach dem Buffet gerne noch was mit nach Hause nimmt, wird hier auf jeden Fall satt. Völlig irre.

+++ Felix Arnold, 7.2.2014, 13:18 +++
„The Kidnapping of Michel Houllebecq“ (Forum): Der erste Liebling ist gefunden. Houellebecq wir entführt, bekocht, und sexuell bei Laune gehalten. Mehr als nur Laune macht das Zusehen.

+++ Sven Sonne, 7.2.2014, 00:40 +++
„Nuoc“ (Panorama) ist ein visuelles Erlebnis, kommt aber erzählerisch nicht recht aus den Puschen. „Waterworld“ klingt an, „Soylent Green“ auch. Aber am Ende muss dann doch viel gequasselt werden, um die etwas dünne Story zuzuschnüren.

+++ Felix Arnold, 6.2.2014, 17:22 +++
„Los Ángeles“ (Forum): Kleines Fernsehspiel in Fernsehqualität. Instant Arthouse.

+++ Sven Sonne, 6.2.2014, 15:26 +++
„Butter on the Latch“ (Forum) führt aus einem etwas paranoiden, dystopischen (?) New York in die Natur zum Singen und Sex haben. Josephine Deckers zweiter Streich (neben „Thou wast ...“) improvisiert erneut arg symbolbeladen auf eine ständig bedrohte Körperbefreiung zu.

+++ Sven Sonne, 6.2.2014, 13:37 +++
„Thou wast Mild and Lovely“ (Forum) gibt sich zart und zerbrechlich greift aber mit beiden Händen in die Symbolkiste. Richtiger Sex ist erdig, bewegt die Sterne und braucht mehr als zwei Personen. Etwas over the top.

+++ Felix Arnold, 6.2.2014, 13:36 +++
„Thou wast Mild and Lovely“ (Forum): Sexualsymbolik, Biblisches, viel Natur und einiges auf die Birne. Verstörend, verwirrend, manchmal albern.

+++ Sven Sonne, 6.2.2014, 13:35 +++
„Das große Museum“ (Forum): Hinter den Kulissen des KHM in Wien. Spardruck, Renovierung, Hängung, Restauration, Werbung und Sehnsucht nach Liebe. Ein faszinierender Blick entlang der Oberflächen und in die Seelen der Mitarbeiter. Große Klasse.

+++ Felix Arnold, 6.2.2014, 13:33 +++
„The Great Museum“ (Forum): Hinter den Kulissen trifft auf glänzende Fassaden, junge Kreative auf zu verrentende Routiniers, zerhacktes Parkett auf alles neu, und lustig ist das alles auch noch.

+++ jm, 6.2.2014, 00:47 +++
Die 64. Berlinale ist eröffnet – der Berlinale-BLITZ auch. Lasst ihn funkeln, KollegInnen!