Der Newsletter zum Thema Medien in Schleswig-Holstein
herausgegeben von
Filmkultur Schleswig-Holstein e.V.



Impressum
Letztes Update:
15. Juli 2023 - 13:56

Highlights im Kieler KoKi

Das Kieler KoKi zeigt im September und Oktober u.a.:

Film des Monats – mit der Kulturellen Filmförderung S.-H.

Mañana al mar
Ines Thomsen (Buch, Kamera, Regie), D/E 2006, 83 Min., Span/Katal mU
Winter am einsamen Stadtstrand von Barcelona. Die Wellen kommen und gehen. Der fast neunzigjährige José joggt durch den Sand und Paulina, eine gehbehinderte alte Dame, singt kubanische Boleros aus ihrer Jugend im eisigen Meer, während ihre Krücke am Ufer wartet. Der 80-jährige Antonio sitzt in seinem selbstzementierten Thron auf der Mole und lässt seinen Blick über die See schweifen. Die Drei sind Teil einer älteren Strandgemeinschaft, deren Leidenschaft sie jeden Morgen ans Meer zieht. Über einen langen Zeitraum folgt der Film diesen liebenswerten, humorvollen und überaus lebendigen Individualisten, die hier Wind, Wetter und Zeit trotzen und nimmt Teil an ihren Liebes- und Alltagsgeschichten. Die Kamera verlässt dabei nie den Strand, der als natürlicher Lebensraum dieser Menschen erscheint, als Ort einer fast rituellen Begegnung mit dem Meer. „Manaña al Mar hat die Jury mit seiner herausragenden formalen Stärke und Ausdruckskraft überzeugt. Ines Thomsen hat einen poetischen Film gedreht und beweist darin einen exakten, emotionalen und erfrischend unaufgeregten Blick für große Bilder und ein kleines Thema, das in Barcelona im wahrsten Sinne auf der Straße bzw. am Strand liegt.“ (Jury des Film Festivals achtung berlin)
Mi, 27.9., 20.30 (zu Gast: Ines Thomsen); Do, 28. - Sa, 30.9., 19.00; So, 1.10., 18.30

delicatessen – Kino Kultur digital

Love is the Devil – Study for a Portrait of Francis Bacon
John Maybury, GB 1998, 89 Min., OmU. Mit Sir Derek Jacobi, Daniel Craig
Vor dem Hintergrund der Bohème im „Swinging London“ der 60er Jahre, wo Kunstwelt und demi monde nahtlos miteinander verschmelzen, verfolgt der Film die turbulente und dramatische Liebesgeschichte zwischen Francis Bacon (1909–92), einem der berühmtesten und kontroversesten Künstler des 20. Jahrhunderts, und dem Einbrecher George Dyer. So wie Bacon die emotionale Dynamik dieser Beziehung in seinen berühmten Portraits von Dyer festgehalten hat, überträgt Maybury, Bildender Künstler und enger Mitarbeiter von Derek Jarman, Bacons malerische Ausdrucksmittel in die visuelle Sprache seines Films. Mit Sir Derek Jacobi in der Rolle Bacons und Daniel Craig (dem neuen James Bond) als George Dyer, Liebhaber, Modell und Muse des Künstlers, gelang dem Autor und Regisseur John Maybury ein schillerndes Werk von packender visueller Kühnheit.
Do, 21. - Sa, 23.9., 18.30
Kumbh Mela – Shortcut to Nirvana
Maurizio Benazzo, Nick Day, USA 2004
Die Kumbh Mela in Indien gilt als die größte Pilger-Zusammenkunft von Menschen überhaupt in der Geschichte der Menschheit. An die 70 Millionen Menschen kommen seit 2000 Jahren im Abstand von jeweils 12 Jahren zusammen. Und zwar auf einem in der Trockenzeit frei liegenden Flussbett-Stück des Ganges-Flusses, an einer Stelle kurz bevor die für Hindus heiligen Flüsse Ganges, Yamuna und der mystische Saraswati ineinander fließen, nahe der Stadt Allahabad. Für etwa sechs Wochen entsteht eine provisorische Zeltstadt, in welcher die Menschenmassen vor Tageshitze und der Nachtkälte Unterschlupf finden. Begleitet hauptsächlich von dem unwiderstehlich charismatischen Hindu-Mönch Swami Krishnanand und einigen Pilgern aus der westlichen Welt, nimmt der Film den Zuschauer mit auf eine Reise tief hinein in die lebendige, facettenreich pulsierende Welt der Kumbh Mela. Die bewegliche Handkamera schaut unmittelbar in die Zelte, ist mitten drin im Gewimmel und Geschehen oder lässt uns scheinbar ziellos in den Menschenmassen mittreiben. Man lernt „einen asketisch lebenden Sadu kennen, der seinen rechten Arm seit 20 Jahren über dem Kopf hält. Eine Japanerin lässt sich für drei Tage in einem Erdloch einbuddeln, „um so mit Gott zu kommunizieren“, während ein anderer vom Glauben erleuchteter einen Thron besteigt, der mit Nägeln gespickt ist ... An den Begegnungen und den absolut bizarren Persönlichkeiten, die sich in Ritualen, Performances oder einfachen Gesprächen miteinander austauschen, kann man sich kaum satt sehen. Die schöne Tatsache, dass Leben im Kontext stattfindet, findet auf diesem Pilgerfest sein Beispiel par excellence. Zwischen all dem herrlichen Wust und Kirmes-Chaos findet man sogar den Dalai Lama, der sich für ein paar Tage in das bunte Treiben mischt.“ (programmkino.de)
So, 24. - Mi, 27.9., 18.30
Der Kuss der Tosca
Daniel Schmid, CH 1984, 87 Min. OmU. Mitwirkende: Sara Scuderi, Della Benning, Irma Colasanti, Giuseppina Sani, Giulia Scaramelli, Ida Bida, Giovanni Erminio Puligheddu, Leonida Bellon, Salvatore Locapo
Der gerade verstorbene Daniel Schmid hat mit Regisseuren wie Rosa von Praunheim, Werner Schroeter und Fassbinder als Assistent und Darsteller zusammengearbeitet, machte sich bald mit eigenen, oft Schweiz-kritischen Filmen einen Namen und reussierte auch als Opern- und Theaterregisseur in Genf und Zürich. 1984 brachte er einen respekt- und liebevollen Film über die Bewohner der „Casa di riposa“ heraus: Giuseppe Verdis „schönstes Werk“, wie er selbst sagte, liegt heute noch an der Piazza Buonarotti in Mailand, ein Altersheim für Solisten und Chorsänger, 1896 von ihm gegründet für Menschen, „die weniger Glück hatten als ich“. Menschen, bei denen die große Karriere nie stattgefunden hat – und andere, Erfolgreichere, deren Traumgagen längst aufgebraucht sind. Heute leben sie alle vergessen in einem kleinen Zimmer mit einem Koffer voller Erinnerungen. Doch wer einmal von der Tosca geküsst wurde, lebt weiter für die Kunst, für das Scheinwerferlicht und die Selbstdarstellung. „Daniel Schmid geht mit den alten Menschen so liebevoll zärtlich um, macht sich nicht lustig über zitternde Stimmen, über den Stolz und das Prahlerische; sie sind nicht Schatten der Vergangenheit, sondern lebensvolle Menschen, die sich stolz erinnern, aber auch zu ihren Schwächen stehen. Ein faszinierender, reicher und schöner Film.“ (SZ)
Sa, 7.10. - So, 8.10., 18.30
Für immer und dich – Ein Abend in Erinnerung an Rio Reiser
Elser Maxwell, D 2006, 80 Min.
Als Rio Reiser vor zehn Jahren, am 20. August 1996, starb, verstummte eine Legende. Keiner sang mit soviel Inbrunst und Überzeugung gegen die herrschenden Verhältnisse wie der Sänger der Band „Ton Steine Scherben“. Keiner schrieb gleichermaßen so wütende Protestsongs, wie intime und herzzerreißende Liebeslieder, die nicht wenige zu Tränen rührten. Vielleicht weil er selbst keine Trennung zwischen dem Privaten und Politischen zuließ? Gerade damit wurde Rio Reiser zu einem Vorbild und „Volksmusiker“ im ursprünglichen Sinn – jemand, der mit seinen Texten wie kaum ein anderer deutscher Sänger die Ideale einer ganzen Generation ausdrückte und die deutschsprachige Rockmusik bis heute so nachhaltig beeinflusste. Fürs digitale Kino bringt der Berliner Verleih Edition Salzgeber einen Themenabend ins Kino, der mit Lesungen und Interviews der verbliebenen Bandmitgliedern dem Sänger und seiner Zeit nachspürt, wobei auf Konzertmitschnitte verzichtet wird. Besonders spannend sind die Einblicke in das Super-8 Archiv von Egon Bunne. Der heutige Professor für Medien-Design an der FH Mainz begleitete von 1974 bis 1978 als Mitglied der Rock-Kommune „Ton Steine Scherben“ die Band mit seiner Super-8 Kamera und dokumentierte unter anderem den Umzug der Band von Berlin in das nordfriesische Fresenhagen, wo sie einen heruntergekommenen Bauernhof mühsam winterfest und wieder bewohnbar machten und versuchten, die Utopien von 68 zwischen Pferdekoppel, Gemüsegarten und Gemeinschaftsküche neu auszurichten.
Do, 12.10., 18.30; Fr, 13.10. - So, 15.10., 20.30
Wie Luft zum Atmen
Ruth Olshan, D 2006, 83 Min. OmU
Die Dokumentation entdeckt die beeindruckende Musikalität Georgiens und stellt ihre Bedeutung für dieses Land dar. Denn in den verloren gegangenen und wieder entdeckten Gesängen und Tänzen bewahren die Georgier ihre ureigene Identität und ihre Stärke. Der Film ist eine musikalische Reise in ein kleines Land zwischen Asien und Europa, das zu unrecht zwischen den Grenzen der Kulturen vergessen wird, das bisher allzu selten mit seiner Schönheit, seinem Zauber und seiner Vielfältigkeit in den Blickpunkt der Öffentlichkeit geraten ist. Gesang, Tanz und Musik, sagt man, seien der eigentliche Ausdruck georgischer Identität. Dieser nachforschend hat Ruth Olshan eine musikethnologische Reise unternommen. Einem Männerchor, einem Frauenchor, einem Tanzensemble schaut sie bei Probe und Aufführung über die Schulter; lauscht traditionellen Melodien, richtet Mikro und Kamera aber auch auf Musiker, welche die Volksmusik aus ihrem Korsett lösen und weiterentwickeln. Wie Luft zum Atmen sei die Musik für sie, meint eine Frau und man versteht sie sofort. Denn der Film erzählt auch von den beschränkten Umständen in denen die Menschen in Georgien heute leben.
Do, 19.10. + Mo, 23.10., 18.30

Klassik im Kino

W. A. Mozart: Die Hochzeit des Figaro
Inszenierung, Ausstattung und Bildregie: Jean-Pierre Ponnelle, Musikalische Leitung: Karl Böhm, D 1976, Wiener Philharmoniker. Mit Hermann Prey, Mirella Freni
Figaro und Susanna, zwei Bedienstete des Grafen Almaviva, würden gerne heiraten – wenn man sie denn ließe! Denn während der Graf Susanna nachstellt und das Recht der ersten Nacht für sich beansprucht, muss Figaro sich irgendwie aus dem Eheversprechen herauslavieren, das er einst der Haushälterin Marcellina aus Geldnot gab. Bis sich Figaro und Susanna am Ende tatsächlich das Ja-Wort geben können und auch der Graf wieder zu seiner Gräfin in Liebe entflammt, gilt es noch einige Verwicklungen, Intrigen, Missverständnisse und auch eine familiäre Enthüllung zu überstehen... Beaumarchais’ turbulente Komödie „La folle journée, ou le mariage de Figaro“ wurde 1784 uraufgeführt und sogleich zum Skandal – sah man in Figaros Anliegen, den Graf von seinem jus primae noctis abzuhalten, ein Aufbegehren gegen den Monarchen. Gleichwohl erlangte Mozart eine Freigabe zu Bearbeitung und brachte die Oper am 29.4.1786, nur zwei Tage nach ihrer Fertigstellung, zur bejubelten Uraufführung. – Die Filmfassung, die wir zeigen, entstand 1976 im Auftrag des ZDF. Jean-Pierre Ponnelle, der zuvor in Salzburg eine Aufsehen erregende Aufführung erarbeitet hatte, beschloss, für die Filmfassung die besonderen Möglichkeiten des Mediums zu nutzen, und setzte das Geschehen mit einer anderen, äußerst prominenten Besetzung, die so zum ersten Mal zusammen auftreten konnten, und mit dem Einsatz von Rückblende, slow-motion, Rückprojektion und subjektiver Kamera wirkungsvoll in Szene.
So, 24.9., 15.00
R. Wagner: Lohengrin
D 1990, 216 Min., Orchester der Bayreuther Festspiele unter der Ltg. von Peter Schneider, Inszenierung: Werner Herzog, Bildregie: Brian Large. Mit Paul Frey, Sheryl Studer
Unter der Bedingung, dass sie ihn niemals nach seinem Namen und seiner Herkunft fragen werde, steht der strahlende Ritter der schönen Elsa von Brabant in einem Rechtsstreit bei und nimmt sie anschließend zur Frau. Doch der Unterlegene in diesem Rechtsstreit, Graf Telramund, und mehr noch seine intrigante Gattin Ortrud lassen nicht locker, bis das Geheimnis um den Ritter aus dem Schwan-gezogenen Nachen gelüftet ist ... Wagners 1850 uraufgeführte „Romantische Oper“ wurde erst im zweiten Anlauf, nämlich mit ihrer Münchner Aufführung von 1858 zum durchschlagenden Erfolg – und zum Ausgangspunkt schwärmerischer Wagner-Verehrung, deren Zentralfigur Wagners großer Gönner und Förderer König Ludwig II. von Bayern wurde. Werner Herzog, einer der Protagonisten des deutschen Autorenfilms, gab 1987 mit dieser Inszenierung sein Bayreuth-Debüt – und konnte Publikum und Kritiker überzeugen, fiel sie doch unerwartet werkgetreu aus und verzichtete auf grelle Effekte und heftige interpretatorische Eingriffe. „Die Klarheit der musikalischen und choreographischen Strukturierung der Oper und die ungemein theatralischen Bühnenbilder und Lichteffekte machen aus Wagners Lohengrin eine ergreifend schöne und zwingende Operninszenierung, die international gefeiert und als Musterbeispiel für eine behutsame Modernisierung einer Wagner-Oper begriffen wurde, die eine deutliche Nähe zum Original beibehält.“ (Presse-Info)
So, 15.10, 14.00

Zu den Interkulturellen Wochen

Esmas Geheimnis – Grbavica
Jasmila Zbanic, BHZ, A, D, KRO 2006, OmU, 90 Min. Mit Mirjana Karanovic
Grbavica, ein Stadtteil von Sarajevo, war während der Jugoslawienkriege zu einem Gefangenenlager ausgebaut, in dem die Zivilbevölkerung gefoltert und vergewaltigt wurde. Ruinen und Brachflächen sind heute noch äußere Spuren des Krieges, die sichtbarsten. Von den verborgenen erzählt Jasmila Zbanics erschütternder Film, der auf der letzten Berlinale völlig überraschend und doch völlig zu Recht mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet wurde. – Esma ist allein erziehende Mutter der zwölfjährigen Sara. Sie muss hart arbeiten, um sich und ihrer Tochter ein halbwegs normales Leben leisten zu können. Staatliche Förderung bekommt sie kaum, vor allem nicht die besondere Rente, die den Hinterbliebenen der Kriegshelden und Märtyrern gezahlt wird. Denn obwohl Esma ihrer Tochter immer wieder erklärt, dass ihr Vater im Krieg gefallen ist, fehlen dafür die Beweise. Oder hat es mit dem Vater ein ganz andere Bewandnis? Irgendwann beginnt Sara, Fragen zu stellen ... Eingerahmt wird der Film von Aufnahmen einer Selbsthilfegruppe, in der sich Frauen treffen und über ihr Leid sprechen. Es sind Geschichten über die Verflechtung von Tätern und Opfern, die in einer multiethnischen Gesellschaft gezwungen waren, näher beieinander zuwohnen, als es ihnen oft lieb war. Erst im Laufe des Films wagt es auch Esma, sich ihrem Schicksal zu stellen, gezwungen vom drängenden Bohren Saras, die endlich die Wahrheit erfahren will ...
Do, 28. - Sa, 30.9., 18.30; So, 1.10., 20.30; Mo, 2. - Di, 3.10., 18.30; Mi, 4.10., 20.30

Zum Welttag der Alphabetisierung – mit VHS

Das G muss weg
Renate Günther-Greene, D 2005, 74 Min.
Am 8.9. ist der Welttag der Alphabetisierung. Auch in Deutschland gibt es schätzungsweise 4 Millionen Menschen, die nicht lesen und schreiben können. Wie lebt man ohne diese Fahigkeiten in unserem Land? Und wie kommt es überhaupt dazu, dass Menschen in Deutschland trotz Schulpflicht nicht ausreichend schreiben und lesen können? Das Dokumentarfilm-Projekt von Renate Günther-Greene beobachtet Steffi (27), Mondo (25) und Nicole (24) in ihrem schwierigen Lebensalltag. Sie nehmen an einem Kurs für Erwachsene teil und waren bereit, sich ein Jahr lang bei ihren Fortschritten und Rückschlägen begleiten zu lassen. Hautnah erfährt man, wie schwierig, fast unmöglich das Lösen eines Tickets am Automaten, wie unüberschaubar eine Stadt mit ihren Hinweisschildern, wie eingeschränkt die Welt ohne Zeitungen und Bücher erscheinen müssen. Und die erste Langzeitbeobachtung zu diesem Thema zeigt auch, wie mit viel Mut und Wille eine Veränderung möglich ist, auch wenn der Erwerb einer für ein Kind fast spielerisch erlangten Fähigkeit später eine gewaltige Anstrengung bedeutet.
Di, 19. - Mi, 20.9., 18.30. Am 20.9. anschl. Gespräch mit Renate Günther-Greene

Mit Alzheimer-Gesellschaft Kiel

Iris
Richard Eyre, GB/USA 2001, 90 Min. Mit Judy Dench, Kate Winslet
„Es ist, als würde ich ins Dunkle gehen.“ So poetisch umschreibt die Schriftstellerin Iris Murdoch ihre Erfahrungen, als bei ihr die Alzheimer-Erkrankung diagnostiziert wird. Kraft gibt ihr die Ehe mit dem Oxford-Professor John, mit dem sie eine tiefe Liebe verbindet, die auch angesichts der Angst und des fortschreitenden geistigen Verfalls der Dichterin besteht.
Do 21.9., 15.00, anschl. Gespräch

Zum Tag der Deutschen Einheit

Nordlichter – Kurzfilme nonstop
Von 20-24 Uhr präsentieren die Kulturelle Filmförderung Schleswig-Holstein und die Nordischen Filmtage Lübeck zusammen mit dem Kommunalen Kino in der Pumpe, Kiel, Kurzfilme aus ihren Programmen. Gezeigt werden in bunter Mischung Kurzfilme aus Schleswig-Holstein und den skandinavischen Nachbarländern. Die zwei Filmblöcke von je einer Stunde Länge geben einen kleinen Einblick in das Kurzfilmschaffen im Norden und laden ein zu einer Reise nach Schleswig-Holstein und zu seinen Nachbarn in Skandinavien. Beide Programme werden jeweils einmal wiederholt. Der Eintritt ist frei, Einlass jeweils zur vollen Stunde. In der Galerie neben dem Kino lädt ein Bistro mit Getränken und Imbiss zum Verweilen.
Mo, 2.10, 20.00
Jeder schweigt von etwas anderem
Marc Bauder und Dörte Franke, D 2006, 72 Min.
Jede Familie hat einen dunklen Punkt, an den keiner rühren will. Bei den Familien, von denen diese Dokumentation erzählt, führen die Spuren zurück in ein Land, das heute nicht mehr existiert: Anne, Utz, Matthias und Tina waren inhaftierte Staatsfeinde der DDR, die später von der Bundesrepublik „freigekauft“ wurden. Heute arbeiten sie als Reiseleiterin, als Pfarrer, als Schriftsteller. Über das damals Geschehene in der Familie miteinander zu reden, erscheint oft unmöglich. Denn als sie für ihre „falschen“ Gedanken und ein paar verbotene Bücher ins Gefängnis gesteckt wurden, bedeutete dies auch für die eigenen Kinder und Eltern Trennung, Repression und Angst. Die Folgen dieser vom Regime einkalkulierten und intendierten Schädigungen dauern bis heute an, so wie mancher von ihnen bis heute noch von den Spitzeln von damals belästigt wird. Bei allen sitzen die Verletzungen aus dieser Zeit tief, und darüber zu schweigen ist leichter, als alte Wunden aufzureißen. Die Geschichten und das Leid ähneln sich, und doch schweigt jeder von etwas anderem.
Di, 3.10., 20.30; Mi, 4.10., 18.30

Neu im Kommunalen Kino: Kinolino – Kulturelles KinderKino Kiel

Mit sieben ausgewählten Kinderfilmen startet das Kieler Kinderkulturbüro e.V. seine erste Kinderkinosaison mit dem Kommunalen Kino in der Pumpe. Jeweils am zweiten Sonntag eines Monats um 11 Uhr wartet auf Kinder ab sechs Jahren und ihre Familien ein attraktiver und abwechslungsreicher Kinotag, der über das reine Filmerlebnis hinausgeht. Gezeigt, besprochen und bewertet werden interessante Filme unterschiedlicher Genres und Kulturkreise, die Kinder leicht dazu verlocken, anschließend in die Filmthemen musikalisch, spielerisch oder gestalterisch noch einmal einzutauchen. Auch fürs leibliche Wohl wird natürlich gesorgt.
Kiriku und die Zauberin
Michel Ocelot, F/Bel./Lux. 1998, 74 Min., Animationsfilm
In einem afrikanischen Dorf kommt ein Junge mit besonderen Fähigkeiten zur Welt, der sich sofort über seine Umgebung wundert: Es gibt kein Wasser im Dorf, und alle Männer sind fort. Seine Mutter erzählt ihm vom Fluch, den die Zauberin Karaba ausgesprochen hat. Kiriku macht sich auf, herauszufinden, warum die Hexe so böse ist. Nach vielen Abenteuern befreit er das Dorf aus seinem Elend, weil er erkannt hat, dass auch die Hexe Hilfe brauchte. Ein afrikanisches Märchen in fantastischen, wunderbar farbigen Bildern über das universelle Thema der Auseinandersetzung von Gut und Böse, für die er eine unkonvetionelle Lösung vorschlägt.
So, 8.10., 11.00

Zum Tag der Kommunalen Kinos: UNZENSIERT

Als besonders populäres und verbreitetes Medium hat der Film immer die auf den Plan gerufen, die bestimmen wollten, was die anderen sehen und vor allem nicht sehen sollten. In totalitären Regimen ist Zensur institutionell verankert, aber auch in freiheitlicheren Systemen gibt es gesetzliche Regelungen für Kunst (z.B. gegen Gewaltverherrlichung). Und es finden sich immer wieder Stimmen, die der Verlockung des schnellen Verbots nicht widerstehen können. Erinnert sei nur an die Auseinandersetzung um den türkischen Film „Tal der Wölfe“ zu Jahresbeginn. Neben weltanschaulichen Fragen wurde auch Sexualität immer gern als Zankapfel genommen:
Anders als die anderen
Richard Oswald D 1919, 51 Min (Fragment). Mit Conrad Veidt, Leo Connard
Wir zeigen den ersten deutschen Film über Homosexualität, der vielerorts verboten wurde und nur bestimmten Personenkreisen, z.B. Medizinern, gezeigt werden durfte. Das Münchner Filmmuseum hat unter Verwendung von zeitgenössischen Protokollen, Besprechungen und Standfotos aus dem verbliebenen Fragment die Urfassung zu rekonstruieren versucht, die einen aufgeklärten Blick auf ein noch viele Jahre tabuisiertes Thema wagte.
Di, 31.10., 20.30

FilmArchitektur – mit Architekten- und Ingenieurkammer SH

Building The Gherkin – Norman Foster baut in London
Mirjam von Arx, CH 2000-2005, 89 Min. Mit Norman Foster, Sara Fox, Peter Wynne Rees
Kann ein einziges Gebäude nicht nur die Karriere eines Architekten, sondern auch das Image einer globalen Firma und die Skyline einer Weltstadt beeinflussen? Der Film beginnt im November 2000, zu einem Zeitpunkt, als „30 St Mary Axe“, das Londoner Hauptquartier der Schweizer Rückversicherungsgesellschaft Swiss Re, nur als Entwurf existiert. „Man kann nicht beschließen, ein Wahrzeichen zu bauen“, sagt die Bauherrin Carla Picardi am ersten Drehtag, „genauso wie man nicht beschließen kann, schlagartig berühmt zu werden. Es passiert einfach.“ Doch genau darauf wartend, beobachtet der Film fünf Jahre Planung und Bau des einzigen Wolkenkratzers, der in den letzten 30 Jahren eine Baugenehmigung der Stadt London erhielt. Und es lohnt sich: Entstanden ist eine Langzeitbeobachtung, die die Schwierigkeiten und Kontroversen bis zur Fertigstellung des neuesten Londoner Architektur-Highlights spannend darlegt. Kurz nach dem Anschlag aufs New Yorker World Trade Center wird der erste Stahlträger des neuen Wolkenkratzers in Position gehievt. Die Frage ist unvermeidlich: Ist es richtig, einen so Aufsehen erregenden Turm mitten im Londoner Finanzviertel zu bauen, dort wo 1996 die alte Londoner Börse – vermutlich von der IRA – in die Luft gesprengt wurde? Norman Foster, einer der visionärsten zeitgenössischen Architekten, nennt sein Design „radikal – in sozialer, technischer, architektonischer und räumlicher Hinsicht“. Größe und Form des neuen Turmes sind in der Tat so radikal, dass das Gebäude in den Medien von Beginn weg als „erotische Gurke“ bezeichnet wird. Die Bauherrin, Swiss Re, wünscht einen repräsentativen Firmensitz, die Stadt ein Symbol für Europas Finanzplatz Nummer 1, und Norman Foster will sich beweisen. „Building the Gherkin“ lässt den Zuschauer mitfiebern: Wird die Gurke am Ende zu dem Wahrzeichen, von dem sie alle träumen?
So, 15.10., 18.30; Mo, 16.10., 20.30

200 Jahre Goethes Faust – mit der Goethe-Gesellschaft Kiel: Themenabend „Faust“

Vor 200 Jahren beendete Johann Wolfgang von Goethe die Arbeit an seinem Faust – Der Tragödie erster Teil (im Druck erschien das Werk zwei Jahre später). Ins Jahr 1506, also noch einmal 300 Jahre früher, fällt jene Quelle, die uns das historische Vorbild der literarischen Figur, den sagenumwobenen Johann (oder auch Georg Friedrich) Faust erstmals bezeugt – eine mittelalterliche Gestalt, die mit dem Teufel im Bunde gewesen sein soll. Mit dem um 1580 entstandenen Volksbuch vom Dr. Faustus erlebt die literarische Gestaltung des Stoffes ihren wirkungsmächtigen Auftakt, in deren Zenit unbestritten Goethes Drama steht. In Kooperation mit der Goethe-Gesellschaft Kiel veranstaltet das KoKi einen filmischen Themenabend rund um den tragischen Gelehrten. Wir beginnen um 19 Uhr mit einem Vortrag über einige der zahlreichen Faust-Verfilmungen, die das Drama – in mehr oder minder freiem Umgang mit dem Goetheschen Text – seit frühesten Stummfilmtagen erfahren hat. Dazu zeigen wir u.a. Filmausschnitte aus den Fassungen von Méliès (1904), Murnau (1922), Gorski/Gründgens (1960) und Dorn (1988) (Dauer: insgesamt ca. 90 Min; am Klavier: Dr. Werner Loll; Referent: Eckhard Pabst). Anschließend (20.30 Uhr) zeigen wir die Kinoadaption der Theaterinszenierung aus dem Schauspielhaus Hamburg 1958/59 von Gustaf Gründgens.
Di, 17.10., 19.00 + 20.30

Kiel in Sicht! Unsere Stadt im Film: Die Kieler Lupe

Die „Kieler Lupe“ (der Name wurde werbewirksam bei einem Preisausschreiben ausgewählt) ersetzte die überregionale UFA-Wochenschau und wurde eigens in und für Kiel gedreht, ein in Deutschland einmaliges Experiment, mit dem der damalige Kinobetreiber Scepanik für Besucherzuwachs sorgen wollte. Gestartet wurde am 6.9.1968 im frisch renovierten Kino Brücke. Die Lupe interessierte sich z.B. für Modenschauen in Altenhof, für den Rot-Kreuz-Ball im Kieler Schloss oder für Vico Torrianis „Goldenen Schuss“ in der Ostseehalle. Viel Aufmerksamkeit bekamen auch Filmpremieren mit Gästen in Kiel: Joachim Fuchsberger, Hansi Kraus ... Heute erinnern wir die 68er als die Zeit großer gesellschaftlicher Unruhe, die sich in den betulichen Kiel-Wochenschauen aber gar nicht niederschlägt. Durch das Programm führt als Zeitzeuge der Kieler Filmemacher Dr. Kurt Denzer.
So, 22.10., 18.30

Psychoanalyse und Film – mit dem John-Rittmeister-Institut

Die Klavierspielerin
Michael Haneke, A/F 2001, 130 Min. Mit Isabelle Huppert, Benoît Magimel, Annie Girardot. Nach dem Roman von Elfriede Jelinek
Die Klavierdozentin Erika hat sich ganz ihrer Kunst und der Kultur verschrieben. Vom Leben isoliert, erteilt sie exzellenten Unterricht, kalt, gnadenlos. Und flüchtet sich in ihrer Einsamkeit in Selbstverletzungen. Ein 20 Jahre jüngerer Student ihrer Meisterklasse bringt sie erstmals so weit, dass sie Gefühle zeigen kann. Aber eine Beziehung kann die kulturbesessene Dozentin nicht zulassen, letztlich trainiert sie den Liebenden nur für eine SM-Beziehung. „Elfriede Jelinek sieht hin, sprachlich präzis, und Michael Haneke findet Bilder für die Sprache. Das ist seine Stärke – und das kaum Erträgliche für die Zuschauer.“ (epd-film)
Mo, 9.10., 20.30

Mathew Barney: Cremaster-Zyklus

Kein Filmemacher hat in den vergangenen Jahren so viel Aufsehen erregt wie Matthew Barney mit seinem 2002 fertiggestellten Cremaster-Zyklus. Ausgehend von biologischen Vorgängen – der Cremaster-Muskel regelt durch Heben und Senken die Temperatur der Hoden – stellt er sich als intellektuelles Vexierspiel von außerordentlichem ästhetischen Reiz dar. Trotz der rätselhaften Handlungsverläufe und der vielfältigen kulturellen Anspielungen lassen sich die dialogarmen Filme auch als raffinierte surreale Bilderbögen begreifen, deren Gehalt intuitiv erfahren werden kann. Beunruhigend wie David Cronenberg, obsessiv wie Peter Greenaway und von kalter Präzision wie Stanley Kubrick, darf der Cremaster-Zyklus als das erste filmische Großrätsel des beginnenden 21. Jahrhunderts bezeichnet werden. „Cremaster 1“ (1996, 40 Min.): Ein musicalhafter Prolog für zwei Luftschiffe, Weintrauben, Miss Goodyear und jede Menge Balletttänzerinnen. Der leichteste Film des Zyklus, der Kubricks „2001“ erkennbar viel verdankt. – „Cremaster 2“ (1999, 79 Min.): Eine Rekonstruktion der authentischen Gilmore-Morde, unter Zuhilfenahme von Bienenwachs, Johnny Cash und Harry Houdini. Mit Norman Mailer. – „Cremaster 3“ (2002, 182 Min.): Die aufwendigste Arbeit des Zyklus spielt im Gangster- und Freimaurermilieu der 30er Jahre. Schauplätze: Das Chrysler Building und das Guggenheim Museum in New York. Mit Richard Serra. – „Cremaster 4“ (1995, 42 Min.): Ein Motorradrennen auf der Isle of Man zeitigt unerwartet Folgen. – „Cremaster 5“ (1997, 55 Min.): Eine verschwenderisch ausgestattete fünfaktige Oper im Budapest des späten 19. Jahrhunderts. Mit Ursula Andress. – Der 1967 in San Francisco geboren Matthew Barney ist Multimediakünstler und hat für sein Cremaster-Projekt auch Fotografien, Zeichnungen und Skulpturen geschaffen. Nachdem der Zyklus zunächst nur in Museen aufgeführt wurde, wird er nun erstmals im Kino gezeigt; eine Publikation auf DVD ist ausdrücklich nicht gestattet. Wir zeigen den 400-minütigen Zyklus verteilt über drei Wochenenden: 22. 10. und 12.11. in Teilen, am 29. 10. in voller Länge. Gesamtkarten und Einzelkarten erhältlich.
So, 22.10., 15.00; So, 29.10., 12.00

Filmgeschichte (1) – mit Muthesius Hochschule und CAU

Vom „Grand Café“ zu „Griffith“ – Ein Filmprogramm zu den Anfängen des Kinos
Die Raritäten des Programms vermitteln die Grundlagen, nach denen Film/Kino heute noch funktionieren: Dokument (Linie ’Lumière’) vs. Fiktion (Linie ’Méliès’), Erotik (Thomas Edisons „The Kiss“), erster Spielfilm und Komödie/Burleske („Der begossene Rasensprenger“), mise en scène und Filmtricks („Die Reise zum Mond“), erster Western (Edwin Porters „The Great Train Robbery“), Parallelmontage mit Rettung in letzter Minute („The Lonely Villa“ von David W. Griffith), Verbindung von Dokumentarischem mit Inszeniertem (Porters „The Life of an American Fireman“) ... Höhepunkte des Programms sind zudem der deutsche Filmpionier Oskar Messter, der 1934 rückblickend über die „Uranfänge des Films“ spricht und seine ersten Tonfilme (Tonbilder genannt) präsentiert; weiter der Méliès-Film „Die Reise durch das Unmögliche“, der in einer kolorierten Fassung vorliegt; in Porters „Uncle Josh at the Moving Picture Show“ wird das Kino selbst zum Thema – die Selbst-Reflexion des Mediums beginnt also schon sehr früh; schließlich können wir Mary Pickford und Mack Sennett als Darsteller in „The Lonely Villa“ bewundern.
Mo, 30.10., 20.30

Das Beste aus 12 Jahren Cinarchea (1)

1994 von Dr. Kurt Denzer, dem Leiter der Film-AG der Uni Kiel initiiert, entwickelte sich das Archäologie-Filmfest Cinarchea schnell zu einem international beachteten Forum sowohl für die Fachwelt wie auch für Filmfreunde. In den kommenden Monaten zeigt das Kommunale Kino eine Auswahl der zurückliegenden Programmhöhepunkte, moderiert und kommentiert jeweils vom Festivalleiter Dr. Kurt Denzer. Angaben zum Programm unter www.diepumpe.de.
Mi, 18.10., 20.30

Rosa Linse – mit HAKI e.V.: Highlights der 17. Lesbisch-Schwulen Filmtage Hamburg

Vom 17. bis 22.10. finden die LSF statt, und wie jedes Jahr zeigen wir im KoKi die schönsten, witzigsten, intelligentesten, bewegendsten Filme unmittelbar danach im Programm der Highlights, wieder präsentiert von Gästen aus dem Hamburger Team.
Fr, 27.10., 20.30

Premiere: Journeyman – Die Bruce Özbek Story

Dirk Rübesamen, D 2006, 60 Min. Mit Bruce Özbek, Darius Michalchewski, Graciano Rocchigiani, Carsten Marek, Thomas Born, Wolfgang Gier
In der Boxer-Szene ist Journeyman die Bezeichnung für einen im Training stehenden Athleten, der jederzeit für Kämpfe abrufbar ist; aus den Heerschaaren ungezählter Journeymen suchen die Veranstalter die Gegner für die wichtigen Stars aus und stellen die Vorkämpfe zusammen. Die ununterbrochene Kette von Erfolgen, die jeden namhaften Boxer kleidet („in soundsoviel Kämpfen ungeschlagen“), kommt nur deshalb zustande, weil die Journeymen, die ein jeder von ihnen besiegt hat, sorgfältig ausgewählt wurden. Der Kieler Filmemacher und Boxsportler Dirk Rübesamen hat seinen Film einem dieser Vollblutathleten gewidmet: dem 19-fachen Weltmeister im Kickboxen Bruce „der Blitz“ Özbek, der heute am Rande des Existenzminimums seinen Sport betreibt – und trotz herber Niederlagen und Rückschläge immer noch an seinen Durchbruch glaubt. Den soll ihm seine CD „Sampion Kim“ bringen, die er mit einem letzten großen Boxerfolg vermarkten will. Ein Film über ein Leben mit der Niederlage. Und ein Film über Selbstbetrug, schmerzhafte Erkenntnisse und die zerbrechliche Hoffnung, zum Schluss doch als Sieger dazustehen. Ein Film, der uns mit nimmt in die schillernde Welt des Kiez und der Boxclubs; ein Film, in dem neben Bruce und seiner Familie auch Unterweltgrößen wie Carsten Marek („Pate von St. Pauli“) und Thomas Born („Nutella Bande“) und Boxprofis wie Darius Michalchewski und Graciano Rocchigiani zu Wort kommen.
Sa, 28.10., 20.30

The Giant Buddhas

Christian Frei, CH 2005, 95 Min. Musik: Philip Glass, Jan Garbarek, Arvo Pärt
Im Februar 2001 beschloss die afghanische Taliban-Regierung, alle figürlichen Darstellungen vernichten zu lassen. Unter großer Anteilnahme der Weltöffentlichkeit fielen diesem Erlass u.a. die aus vorislamischer Zeit stammenden riesigen Buddha-Statuen im Bamiyan-Tal zum Opfer, seinerzeit eine bedeutende Station der Seidenstraße. Der essayistische Dokumentarfilm nähert sich dem komplexen von verschiedenen, überraschenden Seiten. Auch der deutsche Dichterfürst Goethe lehnte die Figuren ab. Der iranische Regisseur Makhmalbaf entwickelt eigene Theorien. Frei sammelt wertfrei verschiedene Aspekte aus Gegenwart und Vergangenheit, stellt unterschiedliche Perspektiven gegenüber, reizt zu Auseinandersetzung und Widerspruch. „Der Filmemacher hat ein politisch sensibles und höchst symbolisches Nachrichtenereignis, das in der letzten Zeit höchst interessant war, aufgegriffen und eine nachdenkliche, gut recherchierte und wunderbar gefilmte Analyse der Komplexität des Problems und der kulturellen Perspektiven gegeben, die hinter solchen Fernsehnachrichten stehen. Die Silberne Taube wird einstimmig an „The Giant Buddhas“ verliehen.“ (Jury des DokFilms Leipzig 2005)
Do, 5.10., 18.15; Fr, 6.10., 18.00; So, 8.10., 20.30; Mo, 9.10., 18.30; Di, 10.10. - Mi, 11.10., 18.15

Der freie Wille

Matthias Glasner, D 2006, 163 Min., Buch: Matthias Glasner, Judith Angerbauer, Jürgen Vogel. Mit Jürgen Vogel, Sabine Timoteo, Manfred Zapatka
Theo ist ein brutaler, kranker Mann. Nachdem er nach einer Vergewaltigung gefasst wird, gelangt er in den Maßregelvollzug, aus dem er neun Jahre später entlassen wird. Er gilt als geheilt und soll sich in die Gesellschaft integrieren. Ein Job als Drucker, ein Zimmer in einer betreuten WG, einsame Abendessen in der Pizzeria. Frauen weicht Theo eher aus, um sich und sie zu schützen, denn er spürt, dass die Dämonen wieder wüten könnten. Kann so ein Mensch wie Theo durch Liebe geheilt werden? Die Hoffnung keimt auf, als er Nettie kennen lernt und sie sich in ihn verliebt, obwohl sie seine Dunkelheit spürt. – Monströs wie der Täter und seine abscheulichen Taten, ist „Der freie Wille“ einer jener Filme, der das Publikum spalten wird. Er erspart dem Zuschauer kaum ein gewalttätiges Detail; nach der Exposition, in der wir ca. 15 nicht enden wollende Minuten lang zur Zeugenschaft an einer Vergewaltigung gezwungen werden, wird sich niemand im Unklaren darüber sein, wovon hier die Rede ist; den Täter als Opfer zu beneiden, ist ausgeschlossen. Gleichwohl bleibt der Film beim Täter, folgt ihm durch sein neues Leben, das immer ein mühsamer Kampf mit dem Körper ist. Wie besessen trainiert Theo Karate, stählt seine Muskeln, masturbiert – keine Anstrengung erspart er sich, um die Triebe zur Ruhe zu bringen.
Do, 5.10., 20.00; Fr, 6.10., 19.45 (anschl. Gespräch mit Frauennotruf und der Beratungsstelle im Packhaus); Sa, 7.10. + Di, 10.10. - Mi, 11.10., 20.00

Schläfer

Benjamin Heisenberg, D/A 2005, 100 Min. Mit Bastian Trost, Mehdi Nebbou, Loretta Pflaum, Gundi Ellert, Wolfgang Pregler
Farid Madani steht – so ist es eben in der Zeit nach dem 11. September 2001 – wegen seiner Herkunft aus Algerien unter Generalverdacht, ein islamischer Terrorist zu sein. Johannes Merveldt, sein neuer Arbeitskollege an der Universität, soll herausfinden, ob was dran ist. Geködert wird der introvertierte Johannes mit so aufmunternden Worten wie „Ihre Motive stimmen, sie sind integer. Deswegen haben wir sie ausgewählt, da kann der Herr Madani sich freuen, dass er von Ihnen beobachtet wird und nicht von jemandem anderen.“ Nach einigem Zögern akzeptiert Johannes den Auftrag und freundet sich mit dem Kollegen an. Als Fahrid nach einem Bombenanschlag dann tatsächlich ins Visier der Rasterfahndung gerät, könnte Johannes ihn entlasten – aber der hat inzwischen Motive, den Freund und Konkurrenten zu verraten ... Seine eigentliche, subtile Spannung bezieht „Schläfer“ daraus, dass nichts passiert, aber jederzeit die Möglichkeit dazu besteht. Zu was eigentlich? Die Möglichkeit zu diesem unbestimmten Etwas, auf das sich unser Verdacht gründet und dessen diffuser Inhalt er ist. Heisenberg führt die Geschichte klug um viele Leerstellen herum, gibt wenig von der Vorgeschichte seiner Figuren preis. Das wiederum lässt Raum für Spekulationen und ein Kino im Kopf offen, mehr noch, als durch den Filmtitel eine Zuordnung alles Islamischen in die Terrorecke und ein damit einhergehendes Misstrauen und allgemeine gesellschaftliche Verunsicherung heraufbeschworen werden. „Eine exzellente Studie über Verrat in Zeiten globaler Terrorängste.“ (Der Spiegel)
Do, 12.10., 20.30; Fr, 13.10. - Sa, 14.10. + Mo, 16.10. + Mi, 18.10., 18.30

Dave Chapelle’s Block Party

Michel Gondry, USA 2005, 103 Min. Mit Dave Chappelle, Kanye West, Mos Def, Talib Kweli, Erikah Badu, Jill Scott, The Fugees, The Roots
Dave Chappelle ist der beliebteste Schwarze in den USA. Sein Markenzeichen ist die übertriebene Darstellung von Klischees, in der Schwarze per se Crack rauchende Drogendealer und Weiße langweilige und spießige Bush-Wähler sind. Seit kurzer Zeit ist seine Stand-Up-Comedy „Chappelle’s Show“ auch im deutschen Fernsehen bei MTV zu sehen, in der regelmäßig formidable HipHop-Acts wie The Roots oder Busta Rhymes auftreten. Und da sich Dave Chappelle in den letzten Jahren mit so manchen HipHop-Größen angefreundet hat, beschloss er, eine Blockparty – ein Kiezfest – zu schmeißen, inmitten von Brooklyn, ohne jegliche Unterstützung von Sponsoren oder kommerziellen Interessensgruppen. Der genaue Ort blieb geheim, genau wie das Line-Up, sogar Eintrittskarten sollte es nicht geben, denn an der Block Party sollte jeder teilnehmen, der gerade die Straße entlang geht. Filmisch begleitet hat das HipHop-Fest der Franzose Michel Gondry, der in der Vergangenheit neben seinen Spielfilmen („Vergiss mein nicht“) vor allem Videoclips realisierte, u.a. für so gescheite Größen wie Daft Punk, Björk, Beck, Kylie Minogue oder die Chemical Brothers. Der Mann kennt sich also aus mit Musik im Film. Und siehe da: „Dave Chappelle’s Block Party“ ist kein reiner HipHop-Konzertfilm geworden, sondern viel mehr eine fundierte Milieustudie über das Leben und die Menschen in Brooklyn. Die ganz große Stärke des Films ist sein ununterbrochener Vibe, die Synthese aus erstklassiger Comedy und sehr guter HipHop-Musik, daher fühlen sich die Zuschauer im Sinne des Entertainment nicht nur bestens unterhalten, sondern wie inmitten einer ganz vorzüglichen Party, auf der genau die richtige Stimmung aus Sich-kaputt-Lachen und Tanzen vorherrscht. Ein Film, der gefeiert werden will.
Do, 26.10., 20.45; Fr, 27.10. - Sa, 28.10., 18.30; So, 29.10., 20.30

The Road to Guantánamo

Michael Winterbottom und Matt Whitecross, GB 2006, 95 Min., OmU. Mit Farhad Harun
Eigentlich waren die drei Freunde aus Tipton nahe bei Birmingham nach Pakistan gereist, um die Hochzeit ihres Kumpels zu feiern. Doch ein Trip nach Afghanistan brachte sie zur falschen Zeit an den falschen Ort und war der Ursprung einer Odyssee, die sie direkt nach Guantánamo führte. – Michael Winterbottom inszenierte diesen Trip gleich einem Alptraum, der die Werte unserer modernen Gesellschaft in Frage stellt. Dem Film liegen die Erlebnisse dreier englischer Bürger pakistanischer Herkunft zugrunde; in Interviewsequenzen bestätigen sie immer wieder die filmischen Ereignisse, die so unglaublich sind, dass man sie geradezu für erfunden halten möchte. Die bittere Pointe nach dem Film: Nach ihrer Rückkehr aus Berlin, wo der Film uraufgeführt wurde, hielt man die drei Hauptdarsteller 48 Stunden auf dem Londoner Flughafen fest und befragte sie, ob sie auch in Zukunft politische Dokumentarfilme drehen wollten, die den Kampf der Muslime unterstützen.
Do, 19.10. - Mi, 25.10., 20.30

Paraiso

Alina Teodorescu, D 2003, 92 Min., OmU. Musik: Madera Limpia
Zum Gastspiel der kubanischen Gruppe Madera Limpia am 20. 10. in der Pumpe zeigen wir noch einmal den mehrfach ausgezeichneten Film über die jungen Musiker aus Guantánamo, die in der damals noch unbekannten, abgelegenen Provinz die tradtitionellen Klänge Kubas zu einer explosiven, pulsierenden Mixtur weiterentwickelten. Madera Limpia nennen sich die Enkel von Buena Vista Social Club, „Tönendes Holz“: Ihre Klangwerkzeuge sammeln sie am Strand: Treibholz, Kanister, leere Plastikflaschen begleiten die Lieder, die ums tägliche Überleben, Träume, Liebe und Langeweile kreisen. In eine Art Road Movie eingebunden, entwickelt sich aus Alltagsansichten und anschaulichen Erzählungen ein poetisches Porträt der jungen Generation Kubas.
Fr, 20. - Sa, 21.10. + Di, 24.10. - Mi, 25.10., 18.30
zurück zum Inhalt