Der Newsletter zum Thema Medien in Schleswig-Holstein
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Filmkultur Schleswig-Holstein e.V.



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15. Juli 2023 - 13:56

Highlights im KoKi Kiel

Das Kieler KoKi zeigt im Oktober und November u.a.:

delicatessen – Kino Kultur digital

Wie Luft zum Atmen
Ruth Olshan, D 2006, 83 Min. Om
Die Dokumentation entdeckt die beeindruckende Musikalität Georgiens und stellt ihre Bedeutung für dieses Land dar. Denn in den verloren gegangenen und wieder entdeckten Gesängen und Tänzen bewahren die Georgier ihre ureigene Identität und ihre Stärke. Der Film ist eine musikalische Reise in ein kleines Land zwischen Asien und Europa, das zu unrecht zwischen den Grenzen der Kulturen vergessen wird, das bisher allzu selten mit seiner Schönheit, seinem Zauber und seiner Vielfältigkeit in den Blickpunkt der Öffentlichkeit geraten ist. Gesang, Tanz und Musik, sagt man, seien der eigentliche Ausdruck georgischer Identität. Dieser nachforschend hat Ruth Olshan eine musikethnologische Reise unternommen. Einem Männerchor, einem Frauenchor, einem Tanzensemble schaut sie bei Probe und Aufführung über die Schulter; lauscht traditionellen Melodien, richtet Mikro und Kamera aber auch auf Musiker, welche die Volksmusik aus ihrem Korsett lösen und weiterentwickeln. Wie Luft zum Atmen sei die Musik für sie, meint eine Frau und man versteht sie sofort. Denn der Film erzählt auch von den beschränkten Umständen in denen die Menschen in Georgien heute leben.
Do, 19.10. + Mo, 23.10., 18.30

Zum Tag der Kommunalen Kinos: UNZENSIERT

Als besonders populäres und verbreitetes Medium hat der Film immer die auf den Plan gerufen, die bestimmen wollten, was die anderen sehen und vor allem nicht sehen sollten. In totalitären Regimen ist Zensur institutionell verankert, aber auch in freiheitlicheren Systemen gibt es gesetzliche Regelungen für Kunst (z.B. gegen Gewaltverherrlichung). Und es finden sich immer wieder Stimmen, die der Verlockung des schnellen Verbots nicht widerstehen können. Erinnert sei nur an die Auseinandersetzung um den türkischen Film „Tal der Wölfe“ zu Jahresbeginn. Neben weltanschaulichen Fragen wurde auch Sexualität immer gern als Zankapfel genommen:
Anders als die anderen
Richard Oswald D 1919, 51 Min (Fragment). Mit Conrad Veidt, Leo Connard
Wir zeigen den ersten deutschen Film über Homosexualität, der vielerorts verboten wurde und nur bestimmten Personenkreisen, z.B. Medizinern, gezeigt werden durfte. Das Münchner Filmmuseum hat unter Verwendung von zeitgenössischen Protokollen, Besprechungen und Standfotos aus dem verbliebenen Fragment die Urfassung zu rekonstruieren versucht, die einen aufgeklärten Blick auf ein noch viele Jahre tabuisiertes Thema wagte.
Di, 31.10., 20.30

200 Jahre Goethes Faust – mit der Goethe-Gesellschaft Kiel: Themenabend „Faust“

Vor 200 Jahren beendete Johann Wolfgang von Goethe die Arbeit an seinem Faust – Der Tragödie erster Teil (im Druck erschien das Werk zwei Jahre später). Ins Jahr 1506, also noch einmal 300 Jahre früher, fällt jene Quelle, die uns das historische Vorbild der literarischen Figur, den sagenumwobenen Johann (oder auch Georg Friedrich) Faust erstmals bezeugt – eine mittelalterliche Gestalt, die mit dem Teufel im Bunde gewesen sein soll. Mit dem um 1580 entstandenen Volksbuch vom Dr. Faustus erlebt die literarische Gestaltung des Stoffes ihren wirkungsmächtigen Auftakt, in deren Zenit unbestritten Goethes Drama steht. In Kooperation mit der Goethe-Gesellschaft Kiel veranstaltet das KoKi einen filmischen Themenabend rund um den tragischen Gelehrten. Wir beginnen um 19 Uhr mit einem Vortrag über einige der zahlreichen Faust-Verfilmungen, die das Drama – in mehr oder minder freiem Umgang mit dem Goetheschen Text – seit frühesten Stummfilmtagen erfahren hat. Dazu zeigen wir u.a. Filmausschnitte aus den Fassungen von Méliès (1904), Murnau (1922), Gorski/Gründgens (1960) und Dorn (1988) (Dauer: insgesamt ca. 90 Min; am Klavier: Dr. Werner Loll; Referent: Eckhard Pabst). Anschließend (20.30 Uhr) zeigen wir die Kinoadaption der Theaterinszenierung aus dem Schauspielhaus Hamburg 1958/59 von Gustaf Gründgens.
Di, 17.10., 19.00 + 20.30

Kiel in Sicht! Unsere Stadt im Film: Die Kieler Lupe

Die „Kieler Lupe“ (der Name wurde werbewirksam bei einem Preisausschreiben ausgewählt) ersetzte die überregionale UFA-Wochenschau und wurde eigens in und für Kiel gedreht, ein in Deutschland einmaliges Experiment, mit dem der damalige Kinobetreiber Scepanik für Besucherzuwachs sorgen wollte. Gestartet wurde am 6.9.1968 im frisch renovierten Kino Brücke. Die Lupe interessierte sich z.B. für Modenschauen in Altenhof, für den Rot-Kreuz-Ball im Kieler Schloss oder für Vico Torrianis „Goldenen Schuss“ in der Ostseehalle. Viel Aufmerksamkeit bekamen auch Filmpremieren mit Gästen in Kiel: Joachim Fuchsberger, Hansi Kraus ... Heute erinnern wir die 68er als die Zeit großer gesellschaftlicher Unruhe, die sich in den betulichen Kiel-Wochenschauen aber gar nicht niederschlägt. Durch das Programm führt als Zeitzeuge der Kieler Filmemacher Dr. Kurt Denzer.
So, 22.10., 18.30

Mathew Barney: Cremaster-Zyklus

Kein Filmemacher hat in den vergangenen Jahren so viel Aufsehen erregt wie Matthew Barney mit seinem 2002 fertiggestellten Cremaster-Zyklus. Ausgehend von biologischen Vorgängen – der Cremaster-Muskel regelt durch Heben und Senken die Temperatur der Hoden – stellt er sich als intellektuelles Vexierspiel von außerordentlichem ästhetischen Reiz dar. Trotz der rätselhaften Handlungsverläufe und der vielfältigen kulturellen Anspielungen lassen sich die dialogarmen Filme auch als raffinierte surreale Bilderbögen begreifen, deren Gehalt intuitiv erfahren werden kann. Beunruhigend wie David Cronenberg, obsessiv wie Peter Greenaway und von kalter Präzision wie Stanley Kubrick, darf der Cremaster-Zyklus als das erste filmische Großrätsel des beginnenden 21. Jahrhunderts bezeichnet werden. „Cremaster 1“ (1996, 40 Min.): Ein musicalhafter Prolog für zwei Luftschiffe, Weintrauben, Miss Goodyear und jede Menge Balletttänzerinnen. Der leichteste Film des Zyklus, der Kubricks „2001“ erkennbar viel verdankt. – „Cremaster 2“ (1999, 79 Min.): Eine Rekonstruktion der authentischen Gilmore-Morde, unter Zuhilfenahme von Bienenwachs, Johnny Cash und Harry Houdini. Mit Norman Mailer. – „Cremaster 3“ (2002, 182 Min.): Die aufwendigste Arbeit des Zyklus spielt im Gangster- und Freimaurermilieu der 30er Jahre. Schauplätze: Das Chrysler Building und das Guggenheim Museum in New York. Mit Richard Serra. – „Cremaster 4“ (1995, 42 Min.): Ein Motorradrennen auf der Isle of Man zeitigt unerwartet Folgen. – „Cremaster 5“ (1997, 55 Min.): Eine verschwenderisch ausgestattete fünfaktige Oper im Budapest des späten 19. Jahrhunderts. Mit Ursula Andress. – Der 1967 in San Francisco geboren Matthew Barney ist Multimediakünstler und hat für sein Cremaster-Projekt auch Fotografien, Zeichnungen und Skulpturen geschaffen. Nachdem der Zyklus zunächst nur in Museen aufgeführt wurde, wird er nun erstmals im Kino gezeigt; eine Publikation auf DVD ist ausdrücklich nicht gestattet. Wir zeigen den 400-minütigen Zyklus verteilt über drei Wochenenden: 22. 10. und 12.11. in Teilen, am 29. 10. in voller Länge. Gesamtkarten und Einzelkarten erhältlich.
So, 22.10., 15.00; So, 29.10., 12.00; So, 12.11., 15.00: „Cremaster 4 +5“

Filmgeschichte (1) – mit Muthesius Kunsthochschule und CAU

Vom „Grand Café“ zu „Griffith“ – Ein Filmprogramm zu den Anfängen des Kinos
Die Raritäten des Programms vermitteln die Grundlagen, nach denen Film/Kino heute noch funktionieren: Dokument (Linie ’Lumière’) vs. Fiktion (Linie ’Méliès’), Erotik (Thomas Edisons „The Kiss“), erster Spielfilm und Komödie/Burleske („Der begossene Rasensprenger“), mise en scène und Filmtricks („Die Reise zum Mond“), erster Western (Edwin Porters „The Great Train Robbery“), Parallelmontage mit Rettung in letzter Minute („The Lonely Villa“ von David W. Griffith), Verbindung von Dokumentarischem mit Inszeniertem (Porters „The Life of an American Fireman“) ... Höhepunkte des Programms sind zudem der deutsche Filmpionier Oskar Messter, der 1934 rückblickend über die „Uranfänge des Films“ spricht und seine ersten Tonfilme (Tonbilder genannt) präsentiert; weiter der Méliès-Film „Die Reise durch das Unmögliche“, der in einer kolorierten Fassung vorliegt; in Porters „Uncle Josh at the Moving Picture Show“ wird das Kino selbst zum Thema – die Selbst-Reflexion des Mediums beginnt also schon sehr früh; schließlich können wir Mary Pickford und Mack Sennett als Darsteller in „The Lonely Villa“ bewundern.
Mo, 30.10., 20.30
„Zwischen Kommerz und Kunst“ lautet der Obertitel zur filmgeschichtlichen Vorlesung, mit der Prof. Wulff (CAU) und Prof. Schmitz (Muthesius Kunsthochschule) ihre sechs-semestrige Reihe beginnen und die das Kommunale Kino mit entsprechenden Filmvorstellungen begleitet. Im November zeigen wir (alle Vorstellungen am Klavier begleitet von Dr. Werner Loll):
  • Mo, 6.11., 18.30: „Das Cabinet des Dr. Caligari“ (D 1920, Robert Wiene)
  • Mo, 13.11., 20.30: „The Wind“ (USA 1928, Victor Sjöström)
  • Mo, 20.11., 20.30: „The Big Parade“ (USA 1925, King Vidor)

Das Beste aus 12 Jahren Cinarchea (1)

1994 von Dr. Kurt Denzer, dem Leiter der Film-AG der Uni Kiel initiiert, entwickelte sich das Archäologie-Filmfest Cinarchea schnell zu einem international beachteten Forum sowohl für die Fachwelt wie auch für Filmfreunde. In den kommenden Monaten zeigt das Kommunale Kino eine Auswahl der zurückliegenden Programmhöhepunkte, moderiert und kommentiert jeweils vom Festivalleiter Dr. Kurt Denzer. Angaben zum Programm unter www.diepumpe.de.
Mi, 18.10., 20.30

Rosa Linse – mit HAKI e.V.: Highlights der 17. Lesbisch-Schwulen Filmtage Hamburg

Vom 17. bis 22.10. finden die LSF statt, und wie jedes Jahr zeigen wir im KoKi die schönsten, witzigsten, intelligentesten, bewegendsten Filme unmittelbar danach im Programm der Highlights, wieder präsentiert von Gästen aus dem Hamburger Team.
Fr, 27.10., 20.30

Premiere: Journeyman – Die Bruce Özbek Story

Dirk Rübesamen, D 2006, 60 Min. Mit Bruce Özbek, Darius Michalchewski, Graciano Rocchigiani, Carsten Marek, Thomas Born, Wolfgang Gier
In der Boxer-Szene ist Journeyman die Bezeichnung für einen im Training stehenden Athleten, der jederzeit für Kämpfe abrufbar ist; aus den Heerschaaren ungezählter Journeymen suchen die Veranstalter die Gegner für die wichtigen Stars aus und stellen die Vorkämpfe zusammen. Die ununterbrochene Kette von Erfolgen, die jeden namhaften Boxer kleidet („in soundsoviel Kämpfen ungeschlagen“), kommt nur deshalb zustande, weil die Journeymen, die ein jeder von ihnen besiegt hat, sorgfältig ausgewählt wurden. Der Kieler Filmemacher und Boxsportler Dirk Rübesamen hat seinen Film einem dieser Vollblutathleten gewidmet: dem 19-fachen Weltmeister im Kickboxen Bruce „der Blitz“ Özbek, der heute am Rande des Existenzminimums seinen Sport betreibt – und trotz herber Niederlagen und Rückschläge immer noch an seinen Durchbruch glaubt. Den soll ihm seine CD „Sampion Kim“ bringen, die er mit einem letzten großen Boxerfolg vermarkten will. Ein Film über ein Leben mit der Niederlage. Und ein Film über Selbstbetrug, schmerzhafte Erkenntnisse und die zerbrechliche Hoffnung, zum Schluss doch als Sieger dazustehen. Ein Film, der uns mit nimmt in die schillernde Welt des Kiez und der Boxclubs; ein Film, in dem neben Bruce und seiner Familie auch Unterweltgrößen wie Carsten Marek („Pate von St. Pauli“) und Thomas Born („Nutella Bande“) und Boxprofis wie Darius Michalchewski und Graciano Rocchigiani zu Wort kommen.
Sa, 28.10., 20.30

Schläfer

Benjamin Heisenberg, D/A 2005, 100 Min. Mit Bastian Trost, Mehdi Nebbou, Loretta Pflaum, Gundi Ellert, Wolfgang Pregler
Farid Madani steht – so ist es eben in der Zeit nach dem 11. September 2001 – wegen seiner Herkunft aus Algerien unter Generalverdacht, ein islamischer Terrorist zu sein. Johannes Merveldt, sein neuer Arbeitskollege an der Universität, soll herausfinden, ob was dran ist. Geködert wird der introvertierte Johannes mit so aufmunternden Worten wie „Ihre Motive stimmen, sie sind integer. Deswegen haben wir sie ausgewählt, da kann der Herr Madani sich freuen, dass er von Ihnen beobachtet wird und nicht von jemandem anderen.“ Nach einigem Zögern akzeptiert Johannes den Auftrag und freundet sich mit dem Kollegen an. Als Fahrid nach einem Bombenanschlag dann tatsächlich ins Visier der Rasterfahndung gerät, könnte Johannes ihn entlasten – aber der hat inzwischen Motive, den Freund und Konkurrenten zu verraten ... Seine eigentliche, subtile Spannung bezieht „Schläfer“ daraus, dass nichts passiert, aber jederzeit die Möglichkeit dazu besteht. Zu was eigentlich? Die Möglichkeit zu diesem unbestimmten Etwas, auf das sich unser Verdacht gründet und dessen diffuser Inhalt er ist. Heisenberg führt die Geschichte klug um viele Leerstellen herum, gibt wenig von der Vorgeschichte seiner Figuren preis. Das wiederum lässt Raum für Spekulationen und ein Kino im Kopf offen, mehr noch, als durch den Filmtitel eine Zuordnung alles Islamischen in die Terrorecke und ein damit einhergehendes Misstrauen und allgemeine gesellschaftliche Verunsicherung heraufbeschworen werden. „Eine exzellente Studie über Verrat in Zeiten globaler Terrorängste.“ (Der Spiegel)
Mi, 18.10., 18.30

Dave Chapelle’s Block Party

Michel Gondry, USA 2005, 103 Min. Mit Dave Chappelle, Kanye West, Mos Def, Talib Kweli, Erikah Badu, Jill Scott, The Fugees, The Roots
Dave Chappelle ist der beliebteste Schwarze in den USA. Sein Markenzeichen ist die übertriebene Darstellung von Klischees, in der Schwarze per se Crack rauchende Drogendealer und Weiße langweilige und spießige Bush-Wähler sind. Seit kurzer Zeit ist seine Stand-Up-Comedy „Chappelle’s Show“ auch im deutschen Fernsehen bei MTV zu sehen, in der regelmäßig formidable HipHop-Acts wie The Roots oder Busta Rhymes auftreten. Und da sich Dave Chappelle in den letzten Jahren mit so manchen HipHop-Größen angefreundet hat, beschloss er, eine Blockparty – ein Kiezfest – zu schmeißen, inmitten von Brooklyn, ohne jegliche Unterstützung von Sponsoren oder kommerziellen Interessensgruppen. Der genaue Ort blieb geheim, genau wie das Line-Up, sogar Eintrittskarten sollte es nicht geben, denn an der Block Party sollte jeder teilnehmen, der gerade die Straße entlang geht. Filmisch begleitet hat das HipHop-Fest der Franzose Michel Gondry, der in der Vergangenheit neben seinen Spielfilmen („Vergiss mein nicht“) vor allem Videoclips realisierte, u.a. für so gescheite Größen wie Daft Punk, Björk, Beck, Kylie Minogue oder die Chemical Brothers. Der Mann kennt sich also aus mit Musik im Film. Und siehe da: „Dave Chappelle’s Block Party“ ist kein reiner HipHop-Konzertfilm geworden, sondern viel mehr eine fundierte Milieustudie über das Leben und die Menschen in Brooklyn. Die ganz große Stärke des Films ist sein ununterbrochener Vibe, die Synthese aus erstklassiger Comedy und sehr guter HipHop-Musik, daher fühlen sich die Zuschauer im Sinne des Entertainment nicht nur bestens unterhalten, sondern wie inmitten einer ganz vorzüglichen Party, auf der genau die richtige Stimmung aus Sich-kaputt-Lachen und Tanzen vorherrscht. Ein Film, der gefeiert werden will.
Do, 26.10., 20.45; Fr, 27.10. - Sa, 28.10., 18.30; So, 29.10., 20.30; ; Mi, 1.11., 18.00

The Road to Guantánamo

Michael Winterbottom und Matt Whitecross, GB 2006, 95 Min., OmU. Mit Farhad Harun
Eigentlich waren die drei Freunde aus Tipton nahe bei Birmingham nach Pakistan gereist, um die Hochzeit ihres Kumpels zu feiern. Doch ein Trip nach Afghanistan brachte sie zur falschen Zeit an den falschen Ort und war der Ursprung einer Odyssee, die sie direkt nach Guantánamo führte. – Michael Winterbottom inszenierte diesen Trip gleich einem Alptraum, der die Werte unserer modernen Gesellschaft in Frage stellt. Dem Film liegen die Erlebnisse dreier englischer Bürger pakistanischer Herkunft zugrunde; in Interviewsequenzen bestätigen sie immer wieder die filmischen Ereignisse, die so unglaublich sind, dass man sie geradezu für erfunden halten möchte. Die bittere Pointe nach dem Film: Nach ihrer Rückkehr aus Berlin, wo der Film uraufgeführt wurde, hielt man die drei Hauptdarsteller 48 Stunden auf dem Londoner Flughafen fest und befragte sie, ob sie auch in Zukunft politische Dokumentarfilme drehen wollten, die den Kampf der Muslime unterstützen.
Do, 19.10. - Mi, 25.10., 20.30

Paraiso

Alina Teodorescu, D 2003, 92 Min., OmU. Musik: Madera Limpia
Zum Gastspiel der kubanischen Gruppe Madera Limpia am 20. 10. in der Pumpe zeigen wir noch einmal den mehrfach ausgezeichneten Film über die jungen Musiker aus Guantánamo, die in der damals noch unbekannten, abgelegenen Provinz die tradtitionellen Klänge Kubas zu einer explosiven, pulsierenden Mixtur weiterentwickelten. Madera Limpia nennen sich die Enkel von Buena Vista Social Club, „Tönendes Holz“: Ihre Klangwerkzeuge sammeln sie am Strand: Treibholz, Kanister, leere Plastikflaschen begleiten die Lieder, die ums tägliche Überleben, Träume, Liebe und Langeweile kreisen. In eine Art Road Movie eingebunden, entwickelt sich aus Alltagsansichten und anschaulichen Erzählungen ein poetisches Porträt der jungen Generation Kubas.
Fr, 20. - Sa, 21.10. + Di, 24.10. - Mi, 25.10., 18.30

Avec Centre Culturel Français de Kiel – Nouveau Cinéma Français

Zum 10. Mal laden KoKi und Centre Culturel Français zum alljährlichen Fest des jungen französischen Kinos. Wieder haben wir eine attraktive Auswahl neuer französischer Produktionen zusammengestellt, die alle zum ersten Mal in Kiel zu sehen oder noch gar nicht im deutschen Kino gelaufen sind. Natürlich zeigen wir (mit einer Ausnahme) die französischen Originalfassungen mit deutschen Untertiteln. Die Bandbreite ist groß in diesem Jahr und reicht vom „Profils paysans“ des renommierten Dokumentaristen Raymond Depardon über das Leben in der ländlichen Provinz bis zum großen Starkino: Gérard Depardieu in seiner Rolle als alternder Chansonier im bittersüßen „Quand j‘étais chanteur“ zeigt eine seiner überzeugendsten Leistungen überhaupt (nicht zuletzt stimmlich). Der Film wurde in Cannes begeistert aufgenommen. Mit „La terre vue du ciel“, einer bildgewaltigen Umsetzung des gleichnamigen Bildbandes von Yann Arthus-Bertrand, zeigen wir ein Beispiel für das eigenwillige Dokumentarfilmschaffen unseres Nachbarlandes. Ein besonderes Highlight sind die Künstlervideos, die Sophie Kaplan, Kuratorin an der École Nationale Supérieure des Beaux-Arts de Paris, vorstellt. Nach dem Eröffnungsfilm „Moi et mon blanc“, einer Komödie über kulturelle Unterschiede und Fettnäpfchen zwischen Frankreich und Afrika, bitten wir zum Empfang mit französischen Leckereien.
La face cachée de la lune
Robert Lepage, Kan 2003, 105 Min., OmU. Mit Robert Lepage, Anne-Marie Caieux
Nicht nur Theaterliebhaber auf der ganzen Welt verehren den kanadischen Autoren, Schauspieler und Theatermacher Robert Lepage für seine phantasievollen und verweisreichen Inszenierungen; mit denselben Qualitäten erschloss er sich 1995 auch ein internationales Kinopublikum mit seinem intelligenten Thriller „Confessional“, dessen Handlung im Umfeld der Dreharbeiten zu Alfred Hitchcocks „I Confess“ spielt. – Im Mittelpunkt seines aktuellen Films stehen die beiden Brüder Philippe und André (beide gespielt von Lepage), die sich seit ihrer Kindheit von einander entfremdet haben: Philippe schreibt seit ewigen Zeiten an einer philosophischen Dissertation über einen russischen Astrophysiker und verdient seinen Lebensunterhalt mehr schlecht als recht in einem Call-Center, sein schwuler Bruder machte als Wettermann beim Fernsehen Karriere. Anlässlich des Todes der Mutter müssen die beiden wieder miteinander in Kontakt treten ... Die melancholische Familiengeschichte ist nur vordergründig das Thema; der Film „steigert das Persönliche ins Kosmische. Die andere Seite des Mondes ist ein im Wortsinn All-umfassender Film. Der Mensch ist hier Teil des Universums, eingebunden ins Große, Ganze.“ (epd)
So, 12.11., Do, 16.11. - So, 19.11., Di, 21.11. - Mi, 22.11., 20.30; Mo, 20.11., 18.30
Weitere Filme:
  • Fr, 10.11., 20.00: „Moi et mon blanc“ (S. P. Yameogo, Burkina Faso 2004, OmU)
  • Sa, 11.11., 17.00: „La terre vue du ciel / Die Erde von Oben“ (Renaud Delourne, F 2004, 67 Min., Dt. Fassung)
  • Sa, 11.11., 18.30: „Profils Paysans“ (Raymond Depardon, F 2005, 95 Min., OmU)
  • Sa, 11.11., 20.30: „Quand j‘étais chanteur“ (Xavier Giannoli, F 2006, 108 Min., OmU, mit Gérard Depardieu, Cécile de France)
  • So, 12.11., 18.30: Aktuelle Künstlervideos präsentiert von Sophie Kaplan

Filme zum spanischen Bürgerkrieg 1936 bis 1939

Land and Freedom
Ken Loach, GB/ES/D/I 1995, 109 Min., OmU. Mit Ian Hart, Rosana Pastor
1936: in der Anfangsphase des spanischen Bürgerkrieges verlässt der arbeitslose David seine Heimatstadt Liverpool, um mit den Interbrigaden gegen die Militär-Putschisten zu kämpfen. In einer Gruppe der revolutionären Miliz erlebt er an der Front die Wirren des Krieges – den ungleichen Kampf gegen die Franco-Truppen und die internen Auseinandersetzungen auf republikanischer Seite. David fühlt sich hin und her gerissen zwischen seiner Loyalität zur kommunistischen Partei und der Liebe zur Milizionärin Blanca. – Ken Loachs Epos gelingt die Gratwanderung zwischen der Rekonstruktion historischer Ereignisse und der Darstellung der Liebe zwischen den Protagonisten.
Fr, 3.11., 18.30
El perro negro
Péter Forgács, NL 2005, 84 Min., OmU
Am 17. Juli 1936 begann unter der Führung von Francisco Franco Bahamonde ein Militärputsch gegen die gewählte Volksfrontregierung Spaniens. Mit Unterstützung von zivilen Gruppen und der faschistischen Bewegung Falange errangen sie die Kontrolle über große Städte, scheiterten jedoch am Widerstand in Madrid und Barcelona. – Mit Amateurfilmaufnahmen, Tagebuchaufzeichnungen und Briefen hat Péter Forgács die Collage des Bürgerkrieges geschaffen. 70 Jahre alte Dokumente, die nichts von ihrer Aktualität verloren haben. Persönliche Eindrücke, private Umstände und unmittelbare Emotionen fügen sich zu einem Gesamtbild einer menschlichen Katastrophe.
Mi, 8.11., 18.30
5 Patronenhülsen
Frank Beyer, DDR 196, 84 Min. Mit Erwin Geschonneck, Ulrich Thein
Im spanischen Bürgerkrieg bleiben Kommissar Witting und einige Freiwillige im Lager, um den Abzug ihres Bataillons zu sichern. Bei der eigenen Flucht jedoch werden sie umzingelt. Witting wird verwundet und gibt den Männern kurz vor seinem Tod eine Botschaft, aufgeteilt in fünf Patronenhülsen. Fünf Männer ringen darum, die Nachricht zum Stab zu bringen. Das Durchhalten wird immer schwieriger. Einer hält es schließlich nicht mehr aus. Er verlässt die Gruppe und wird kurz darauf erschossen. Im Anschluss Gespräch zum Spanischen Bürgerkrieg.
Mo, 27.11, 18.30

„Kulturwochen Nahost – peace of art“ – Interkultureller Dialog in Kunst, Religion und Politik

The Concert of Ramallah
Paul Smaczny, D 2005, 112 Min.
Daniel Barenboim und das West-Eastern Diva Orchestra, in dem junge Musikerinnen und Musiker aus Israel, Palästina und den arabischen Nachbarstaaten gemeinsam musizieren, gastierten am 21. August 2005 zu einem historischen Konzert im „Cultural Palace“ in Ramallah/Palästina. Es wurde international im Fernsehen übertragen. Auf dem Programm standen Beethovens 5. Sinfonie und die Sinfonia Concertante KV 297b von W. A. Mozart.
So, 5.11., 16.00
„... wir können nur den Hass verringern“
Daniel Barenboim und das West-Eastern Divan Orchestra, Paul Smaczny, D 2005, 90 Min. OmU
Wenn sich ein syrischer und ein israelischer Jugendlicher ein Notenpult teilen und noch ägyptische, palästinensische, jordanische und libanesische Jugendliche mitspielen, ist das eine Sensation. Im „West-Eastern Divan Orchestra“ musizieren junge Menschen aus diesen Ländern in einem Orchester. Daniel Barenboim und Edward Said haben das ungewöhnliche Ensemble 1999 in der damaligen Kulturhauptstadt Weimar gegründet. Im Sommer 2004 war ein Konzert in Jordanien geplant, das aus politischen Gründen jedoch nicht stattfinden konnte. In dieser Zeit ist der Film „... wir können nur den Hass verringern“ entstanden. Er zeigt, wie die jungen Menschen, getragen von ihrer Begeisterung für die Musik, immer mehr zusammenfinden. Der Film thematisiert auch andere Aktivitäten von Barenboim. Er endet mit der Konzertreise nach Ramallah.
So, 5.11., 18.00
Since You’ve Been Gone
Mohammed Bakri, Pl/Is 2005, 52 Min. OmeU.
„Since You’ve Been Gone“ ist ein autobiografisches Dokument des Schauspielers und Regisseurs Mohammed Bakri. Nach dem Tod seines Freundes und Mentors, des israelisch-arabischen Schriftstellers und Politikers Emil Shukri Habibi (1921-1996) besuchte er dessen Grabstätte. Habibi glaubte an das Haifa-Modell einer friedlichen Koexistenz. Der Film beschreibt das Leben der Palästinenser und Israelis seit dem Tod Habibis. Beginnend mit dem Besuch des Tempelbergs in Jerusalem durch Ariel Sharon und der zweiten Al Aqsa-Intifada, werden Höhepunkte der Auseinandersetzungen Israels und der West-Bank gezeigt. Er fragt, wie Habibi die Entwicklung des Israel-Palästina-Konflikts beurteilen würde. Im Anschluss Gespräch mit Mohammed Bakri.
Di, 14.11., 18.30
Private
Saverio Costanzo, I 2003, 90 Min., OmU. Mit Mohammed Bakri, Lior Miller
Mohammed B. lebt mit Familie im Niemandsland zwischen einem palästinensischen Dorf und einem israelischen Militärstützpunkt. Die israelische Armee beschließt, diesen strategisch wichtigen Ort einzunehmen. Aufgeteilt in zwei Zonen wird der obere Stock zum Militärlager, den unteren bewohnt die Familie, die die Nacht im Aufenthaltsraum eingesperrt verbringen muss. Die Familienmitglieder reagieren unterschiedlich auf die Anwesenheit der Besatzer. Mohammed will passiven Widerstand leisten, die älteste Tochter ist nicht bereit, sich an das Arrangement zu halten. Die permanente Auseinandersetzung mit den Soldaten erweist sich als harte Prüfung. – Der Film basiert auf einer wahren Begebenheit. Er erzählt wie das Private politisch und das Politische privat geworden ist. Indem Saverio Costanzo den Nahost-Konflikt in vier Wände verlagert, werden ungewöhnliche Einsichten vermittelt. Zu Gast: Mohammed Bakri.
Do, 9.11. + Di, 14.11., 20.30; Mi, 15.11., 18.30

Mit NOCTURNE – Kultur gegen AIDS

Brokeback Mountain
Ang Lee, USA 2005, 134 Min., OmU. Mit Heath Ledger, Jake Gyllenhaal
Bei der Farmarbeit in den abgeschiedenen Bergen Wyomings entdecken zwei junge Rancharbeiter 1963 ihre Liebe zueinander. Zurück im schwulenfeindlichen Alltag des ländlich-konservativen Amerika trennen sich ihre Wege, sie heiraten, gründen Familien – und kommen doch voneinander nicht los. Ang Lees sehr erfolgreicher, mit Auszeichnungen überhäufter Film beruht auf der gleichnamigen, 1997 veröffentlichten drastischen Kurzgeschichte von Annie Proulx über Schwulenhass und das Gefangensein im eigenen Käfig. Die Schwerpunktverlagerungen in der Verfilmung werden ebenso thematisiert wie ein Vorfall, der die fiktive Handlung 1998 schlagartig ins Hier und Jetzt katapultierte und eine New Yorker Theatergruppe veranlasste, in Wyoming ein außergewöhnliches Projekt zu starten ... Im Anschluss Gespräch mit Tschajk Freiberg, NOCTURNE.
Mi, 1.11., 20.00

Klassik im Kino

Peter Tschaikowsky: Schwanensee
Inszenierung und Choreografie: Rudolf Nureyev. Staatsoper Wien 1967
Ein Schwarm weißer Schwäne zieht den jungen Prinzen in seinen Bann – keine gewöhnlichen Tiere freilich, sondern die verzauberte Prinzessin Odette und ihr Gefolge. Nur in der Nacht dürfen sie ihre menschliche Gestalt annehmen, und nur von einem Mann, der außer ihr keine andere liebt, kann die Prinzessin erlöst werden ... Wir zeigen die Wiener Inszenierung, die durch die einmalige Interpretation des Liebespaares Siegfried und Odette durch die damaligen Startänzer des Royal Ballet, Dame Margot Fonteyn und Rudolf Nureyev, die als Traumpaar des klassischen Balletts galten, Berühmtheit erlangte.
So, 5.11., 11.00
Richard Wagner: Tristan und Isolde
Heiner Müller, Bayreuth 1993, Orchester der Bayreuther Festspiele unter der Leitung von Daniel Barenboim, künstlerische Gesamtleitung: Wolfgang Wagner
Als sie erkennt, dass ihr Bräutigam Tristan seinerzeit ihren Verlobten Morold getötet hatte, trägt Isolde ihrer Dienerin auf, einen Gifttrank zu bereiten – gemeinsam mit Tristan will sie in den Tod gehen. Doch die Dienerin vertauscht die Elixiere und serviert stattdessen einen Liebestrank, der diejenigen, die davon gekostet haben, in ewigen Liebesrausch versetzt ... Wagner schuf diese Oper als eine Hommage an die Liebe, ganz auf die Abbildung emotionaler und psychischer Zustände konzentriert. Heiner Müller entschlackt den Stoff vom „germanisch-keltischen“ Kontext wie vom romantischen Liebesideal und entwirft eine konzentrierte, ganz auf den emotionalen Kern der Partitur gerichtete Inszenierung.
So, 19.11., 14.00

Zum 10. Jahrestag des Interkulturellen Gebets in der Pumpe

Die große Reise / Le grand voyage
Ismaël Ferroukhi, Mar/F 2004, 102 Min., frz. u. arab. OmU. Mit Nicolas Cazalé
Réda, in Frankreich lebender Sohn marokkanischer Einwanderer, steht kurz vor dem Abitur, als sein Vater von ihm verlangt, ihn auf der traditionellen Pilgerreise nach Mekka zu begleiten. Während der langen Autofahrt – über 5.000 Kilometer quer durch den Balkan und den Nahen Osten – reißt der kulturelle Graben zwischen dem ganz traditionell muslimischen Vater und seinem westlich orientierten Sohn auf. Das Road Movie changiert virtuos zwischen kleinem, hintergründig humorigem Kammerspiel im klapprigen Peugeot und prächtigen Landschaftsbildern quer durch Europa.
Sa, 4.11., 20.30, Begrüßung: Dr. Klaus Onnasch, Sprecher des Interreligiösen Arbeitskreises Kiel; Do, 9.11. + Mo, 13.11., 18.30; Mi, 15.11., 20.30

Kino in der Nikolai-Kirche

Die große Stille
Philip Görding, D 2005, 167 Min.
Sechs Monate lang hat Görding sich in der Einsamkeit des legendenumwobenen Klosters La Grande Chartreuse aufgehalten, dem Mutterkloster des Karhäuserordens. Der einzigartige Film über Menschen, die ihre Lebenszeit Gott gewidmet haben, wirkt wie eine meditative Reise in die Stille – inspirierend auch für die, für die Weltabgeschiedenheit und Religiosität nicht Lebensinhalt sind.
Di, 7.11., 19.30

Retrospektive Walter Ungerer

Auf Einladung von Kieler Filmemachern und Muthesius Kunsthochschule zeigt der amerikanische Experimentalkünstler Walter Ungerer Filme aus seinem Werk von den 60ern bis heute. Der 1935 geborene Sohn deutscher Auswanderer begann als Bildhauer, Keramiker und Maler und arbeitete als Zeitgenosse im künstlerischen Umfeld von Stan Brakhage und Jonas Mekas. Er lehrte immer auch an Universitäten und ist bis heute mit experimentellen Arbeiten, Dokumentarfilmen und Video-Installationen künstlerisch aktiv. Das Aufkommen der Computertechnik nutzte er mit ungebrochener Kreativität zu einem „ästhetischen Quantensprung“. Durch den Abend mit Walter Ungerer führen der Kieler Filmemacher Daniel Krönke und Stephan Sachs, Professor für Film, Muthesius Kunsthochschule.
Mi, 8.11., 20.30

Psychoanalyse und Film – mit John-Rittmeister-Institut

Schildkröten können fliegen
Bahman Ghobadi, Iran/Irak 2004, 98 Min., OmU
Kurz vor Beginn des amerikanischen Angriffs auf den Irak: die Waisenkinder eines kurdischen Flüchtlingslagers leben in extremer Armut. Sie müssen ihr Geld mit dem Bergen amerikanischer Landminen verdienen, die sie für wenige Dinare an Unterhändler abgeben, die die Minen teuer an die UNO weiterverkaufen. Viele der Kinder sind bereits verstümmelt, müssen aber trotzdem jeden Tag von neuem auf die Minenfelder gehen um nicht zu verhungern. Der Film wurde mit Laiendarstellern besetzt, die die gespielten Schicksale aus eigener Erfahrung kennen.
Mo, 6.11., 20.30

Zur Arbeitstagung „Rauchen“ der CAU

Nicotina
Hugo Rodriguez, Mex./Arg. 2003, 92 Min., OmU. Mit Diego Luna, Jesus Ochoa
Eine politisch höchst inkorrekte Suspense-Komödie im Tarantino-Stil: Auslöser einer durchaus tödlichen Kettenreaktion ist ein verklemmter Hacker, der für eine Gangster-Organisation Schweizer Bankkonten ausspioniert und gleichzeitig seiner schönen Nachbarin in deren Wohnung mit Kameras und Mikrofonen nachstellt. – Wir zeigen den Film im Anschluss an die offene Arbeitstagung der CAU unter dem Titel „Rauchen – schlecht für die Gesundheit, gut fürs Kino!“ – Dauer der Tagung: 17 - 19 Uhr, Leitung: Prof. Dr. Hans-Jürgen Wulff.
Di, 7.11., 20.30

Neu in Kiel

Der Kick
Andres Veiel, D 2006, 88 Min., Mit Susanne-Marie Wrage, Markus Lerch
Am 13. Juli 2002 demütigten, quälten und folterten drei Jungs im Brandenburgischen Dörfchen Potzlow ihren 16-jährigen Freund Marinus Schöberl stundenlang, um ihn schließlich zu töten und seine Leiche in der Jauchegrube zu verscharren. Erst vier Monate später wurde die Leiche gefunden, die Täter mit hohen Freiheitsstrafen belangt. Der vielfach preisgekrönte Dokumentarfilmer Andres Veiel („Black Box BRD“, „Die Spielwütigen“) hat mit seiner Dramaturgin Gesine Schmidt die Verhörprotokolle von Tätern, Eltern und Angehörigen des Opfers zu einem Kammerspiel verdichtet und so eine ganz und gar reduzierte Form geschaffen, die das Unfassbare der Taten und die seelische Dumpfheit, die aus den Gemütern der Beteiligten weht, einigermaßen erträglich macht. In einer leeren Fabrikhalle, in der nur ein zimmerartiger Kasten steht, schlüpfen zwei Schauspieler abwechselnd in alle Rollen. Aus diesem Minimalismus spricht auch der Versuch, das Allgemeine im Einzelfall aufzuspüren.
So, 19.11. + Di, 21.11. - Mi, 22.11., 18.30
Le chiavi di casa / Die Hausschlüssel
Gianni Amelio, I/F/D 2004, 105 Min., OmU. Mit Kim Rossi Stuart, Andrea Rossi
In einem Nachtzug nach Berlin begegnet der seit seiner Geburt behinderte Paolo seinem Vater Gianni. Die Mutter starb bei der Geburt, und Paolo wuchs bei Verwandten auf, da der Vater keinen Kontakt zu ihm haben wollte. Nun möchte Gianni Paolo kennenlernen. Also begleitet er ihn zu einer Untersuchung nach Berlin. Im Krankenhaus freundet sich Paolo mit der schwerstbehinderten Nadine an. Deren Mutter Nicole lehrt Gianni, mit der Behinderung des Sohnes umzugehen. Als die langwierigen Untersuchungen für Paolo unerträglich scheinen, begeben sich Vater und Sohn auf eine erneute Reise: nach Norwegen, zur Brieffreundin Paolos. Auf der Fahrt verspricht Gianni, sich auch in Italien nicht mehr von Paolo zu trennen. Alles scheint wie der Beginn einer neuen Beziehung zueinander ... Gianni Amelio hat den Film frei nach Motiven des Romans „Zwei Leben“ von Guiseppe Pontiggia gedreht, sich aber mehr von der Vater-Sohn-Beziehung als der Problematik des Zusammenlebens mit Behinderten inspirieren lassen. Der Film beschreibt einfühlsam die Überwindung von Entfremdung.
Sa, 25.11. - Mi, 29.11., 20.30
Drawing Restraint 9
Matthew Barney, USA 2005, 135 Min., OmU. Mit Matthew Barney, Björk
Multimedia-Künstler Barney, dessen Cremaster-Zyklus das KoKi gerade zeigt, arbeitet seit mehreren Jahren an einer Folge von Drawing Restraint-Filmen, -Videos und Installationen, in denen es u.a. auch darum geht, den Künstler an der Ausübung seiner künstlerischen Tätigkeit zu hindern. Die Handlung dieses 9. Teils wiederzugeben, ist kaum möglich – nur soviel: An Bord eines Walfangschiffes wird eine riesige Form mit heißer Vaseline ausgegossen, derweil unter Deck zwei „Besucher aus dem Okzident“ komplexe Riten aufführen.
Do, 2.11., Fr, 3.11., So, 5.11., 20.30
37 Seven Uses For A Dead Sheep
Ben Hopkins mit Ekber Kutlu, GB/Türkei 2005, 89 Min.
Die Pamir-Kirgisen aus Zentralasien waren seit 100 Jahren immer wieder Opfer von Vertreibung. Ben Hopkins besuchte die 2.000 Menschen starke Volksgruppe in ihrem Dorf im Osten der Türkei, wo sie seit 27 Jahren Asyl gefunden haben. In einem Mix aus Interviews, stilecht nachempfundenen Stummfilmszenen aus Geschichte und Bildern aus dem Lebensalltag gelingt Hopkins ein mitreißender Film über ein Volk, das es zwischen geopolitischen Interessen und der Globalisierung geschafft hat, seine lebendige Kultur zu bewahren. Kein anthropologischer Film im traditionellen Sinne; die Dargestellten und ihr Künstler Ekber Kutlu haben selbstbewusst Einfluss genommen. „Die Wahrhaftigkeit des Films beruht zu großen Teilen auf dem Witz, der Spielfreude und dem Humor seiner ‚Helden’.“ (Caligari Filmpreis 2006, Jurybegründung)
Do, 16.11. - Sa, 18.11., 18.30
Warum halb vier?
Lars und Axel Pape, D 2006, 85 Min.
Ab Samstags um halb vier rollt der Ball in den deutschen Stadien: Heinz, Manni und der Schauspieler Joachim Król erzählen beispielhaft für Millionen andere, was die Faszination für diesen Sport – weit weg vom WM-Hype – ausmacht: Für Król war es eine Möglichkeit, die emotionale Beziehung zu seinem Vater zu pflegen und ihn auf diese Weise das erste Mal weinen zu sehen – als sein Lieblingsverein abstieg. Manni und Heinz erleben Fußball als Dreh- und Angelpunkt ihrer Freundschaft.
Do, 2.11. + Sa, 4.11., 18.30
Vom Schaukeln der Dinge
Beatrix Schwehm, D 2005, 80 Min.
Schauspieler, Kabarettist, Autor und Rugby-Fan Rudolf Höhn ist auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Mit der Diagnose Morbus Parkinson bricht alles zusammen – einerseits. Anderseits macht sie ihn offen für Begegnungen völlig anderer Art. Höhn gründet das Behinderten-Theater „Pschyrembel“ und wird Pressesprecher des Bremer Rugbyclubs. Er schreibt nicht nur Artikel, Aufsätze und Satiren für die Rugbymannschaft, auch Theaterstücke und Kabaretttexte. Beatrix Schwehm begleitet Höhn ein Jahr lang. Mit und durch Rudolf Höhn öffnet sich dem Zuschauer ein anderer Blick auf die Welt. Ein Film über die Leidenschaft zum Leben.
Do, 23.11. - Fr, 24.11., 18.30
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