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Letztes Update:
15. Juli 2023 - 13:56

Förderentscheidungen der Filmwerkstatt Kiel

Von Kneipen, Puppen und Kaninchen

Der Förderbeirat der Filmwerkstatt Kiel trat am 30. November 2013 zusammen und vergab in seiner letzten Fördersitzung in diesem Jahr Fördermittel in Höhe von 112.724 Euro an insgesamt 24 Projekte in den Bereichen Projektentwicklung, Produktion und Präsentation.

Produktionsförderung erhalten insgesamt sechs Dokumentarfilme sowie zwei fiktionale Kurzfilme. Mit 14.000 Euro wird der 45-minütige Dokumentarfilm ICH BIN DIE TOCHTER EINER NAZISAU von Kay Gerdes und Jess Hansen unterstützt. Der Autor beschäftigt sich mit den traumatisierten Kriegskindern des Zweiten Weltkrieges. Sie geben ihre Ängste häufig an ihre Kinder weiter, was zu tiefen Missverständnissen und unausgesprochenen Problemen mit der nachfolgenden Generation führt. Linn Marx gewährt in ihrem Dokumentarfilm LUTTERBEKER (12.000 Euro) Einblicke in die gleichnamige Kneipe im schleswig-holsteinischen Lutterbek, die mehr ist als nur ein Wirtshaus: Seit 37 Jahren ist der Lutterbeker Kunst und Kulturraum, Galerie und Studio. Ein neuer Tiersport, ursprünglich aus Skandinavien, wird auch in Deutschland immer beliebter: Kaninchen springen über Hindernisse. Sebastian Schultz versucht in seinem Film KANINHOP – WER SPRINGT GEWINNT (9.000 Euro) herauszufinden, was Menschen und Kaninchen zueinander führt, ob und wie sich Kaninhopper von Kaninchenzüchtern unterscheiden und welches Kaninchen am Ende der beste Hopper ist. Mit je 8.000 Euro werden der fiktionale Kurzfilm AN DIESEM SONNTAG von Kaweh Kourdouni über einen defekten Fahrstuhl, die sonntägliche Reparaturarbeit und die Verkettung unglücklicher Umstände sowie TILDA von Katja Benrath über eine kontaktscheue Schneiderin, die mit ihren selbstgenähten Puppen in ihrer eigenen Welt lebt und heimlich den Dorfpastor verehrt, gefördert. Hilke Elisabeth Saggau dokumentiert in HIER RUHT DER HÜLLE STAUB (5.800 Euro) die aufwändigen Restaurierungsarbeiten der von Caspar von Saldern im Jahr 1786 erbauten Gruft in der Bordesholmer Kirche. Der Film ist zugleich eine Auseinandersetzung mit dem Tod – gestern und heute. Karsten Wiesel übersetzt in seinem poetischen dokumentarischen Kurzfilm HOCHBRÜCKE BRUNSBÜTTEL (4.100 Euro) die Nüchternheit einer architektonischen Notwendigkeit in eine Komposition und Meditation über Verkehrsströme und lärmende Mobilität. Ein Medizinskandal und die tödlichen Folgen verbindet drei junge Menschen in dem Dokumentarfilm SHUT UP MONEY von Julia Geiß (2.400 Euro). Alle Protagonisten haben ihre Väter verloren.

Projektentwicklung in Höhe von 4.700 Euro erhält das Spielfilmvorhaben von Christian Mertens METTENHOF über Tim, der im gleichnamigen Kieler Stadtteil lebt und einen großen Sinn für Recht und Unrecht besitzt. Als Jungs aus seiner Nachbarschaft sein Fahrrad klauen wollen, wird Tim wütend. Mit je 4.000 Euro werden die Dokumentarfilme LAST FRONTIER von Josef Wutz über Filmtheater und Kinobetreiber im äußersten Norden Deutschlands sowie der dokumentarische Episodenfilm GENDARMSTIEN – ENTLANG DER DEUTSCH-DÄNISCHEN von Linda Mattern über vier Menschen, die sich einzeln auf den sogenannten Gendarmenpfad entlang der deutsch-dänischen Grenze begeben, unterstützt. Mit DIE SEEFAHRERINNEN (3.500 Euro) setzt Antje Hubert ihren 2003 realisierten Film JETZT FAHRN WIR ÜBERN SEE, über Frauen und Mütter, die als geistig behindert gelten, aus der Perspektive ihrer jeweiligen Kinder fort. Die Künstlerin Anke Mellin stellt in ihrem Film GANESHI (3.000 Euro) das gleichnamige 19-jährige indische Mädchen vor, die auf Wunsch ihrer Eltern die Schulausbildung abbricht und sich verheiratet. Ihre Freundinnen und Familien erzählen, was sie darüber denken. Janne Höltermann widmet sich in ihrem künstlerisch-experimentellen Dokumentarfilm BUNKER (3.000 Euro) den im Verborgenen liegenden Bunkeranlagen in Kiel und Umgebung. In ERBSEN MIT SPECK von Heike Marie Krause (3.000 Euro) erinnern sich drei Niederländerinnen an den Hungerwinter 1944/1945. Linus Krebs widmet sich in seinem Dokumentarfilm STREET FISHING – URBAN SPIRIT IN HAMBURG (1.900 Euro) dem Angelsport in der Großstadt, der immer mehr Anhänger findet und einen ganz neuen Typus von Anglern hervorbringt. Friedrich Tiedtke will in seinem Filmvorhaben KÜNSTLER (1.344 Euro) Kunststudenten porträtieren, die voll von Hoffnungen und Zweifeln den harten Weg des Künstlerdaseins wählen.

In der Präsentation werden mit je 5.000 Euro der Musical-Film SUMMER OF DREAMS von Niels Marquardt und Gerald Kolls Dokumentarfilm EIN METJEN NAMENS PREETZEN unterstützt. Weiterhin gefördert werden der Inklusionsfilm NACHBARN ROLLEN VORÜBER von Linnea Kviske und Michael Sindt (2,800 Euro), der Kurzfilm ZUHAUSE von Friedrich Tiedtke (2.600 Euro) sowie MARGA UND DER WAL von Annette Ortlieb (460 Euro). Mit dem Projekt EMULSIONEN wird der Aufbau eines Vertriebs von Filmen der Kieler Filmgruppe Chaos (1.120€) unterstützt. Förderung in Höhe von 3.500 Euro erhält außerdem das Onlinespiel WIKINGER, eingereicht von der Gebrüder Beetz Filmproduktion.

Die Förderentscheidung haben getroffen: Ruth Bender (Kulturjournalistin, Kiel), Lars Jessen (Regisseur, Kiel) und Bernd-Günther Nahm (Leiter Filmwerkstatt FFHSH, Kiel)


(nach einer Pressemitteilung der FFHSH)