Der Newsletter zum Thema Medien in Schleswig-Holstein
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Filmkultur Schleswig-Holstein e.V.



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Letztes Update:
15. Juli 2023 - 13:56

Highlights im Kieler KoKi

Abschied Dr. Kurt Denzer - Abschied Arbeitsgruppe Film: Dokumentarfilme von Kurt Denzer

Am 30. September 2004 wird die AG-Film der CAU aufgelöst. Damit scheidet auch Dr. Kurt Denzer aus dem Dienst, der als Produzent, Filmautor und Regisseur seit 17 Jahren die Geschicke der AG geleitet hat. Darüber hinaus ist er Gründungsmitglied der Kulturellen Filmförderung S.-H., und hat das Internationale Archäologie-Film-Festival Cinarchea ins Leben gerufen und geleitet, das seit 1994 alle zwei Jahre in Kiel stattfand. Aus seinem umfangreichen filmischen Werk, das u.a. einen vielbeachteten Themenkomplex in seinen Filmen für das Wikingermuseum Haithabu enthält, zeigen wir aus diesem Anlass eine kleine Auswahl. Im Programm u.a.: „Wasser, Wolken, Wissenschaft“; „Dack ut Delv“; „Vom Baum zum Einbaum“; „Floret academia“; „Düster, dunkel, knapp belichtet“; „Die Bernsteinperle“.
22.9., 20.00

Film des Monats September: The Five Obstructions

Jørgen Leth, Lars von Trier. DK/B/CH/F 2001-03. 90 Min. OmU. Mit Jørgen Leth, Lars von Trier
1967 drehte der dänische Regisseur Jørgen Leth den experimentellen Kurzfilm „Der perfekte Mensch“. Es sei dieser Film, der ihn am meisten beeinflusst habe, hat Lars von Trier, der unermüdliche Erfinder kinematografischer Radikalkuren, immer wieder bekannt. Während der Arbeit zu „Dancer in the Dark“ und „Dogville“ besann sich von Trier auf diese Wurzeln und initiierte ein gemeinsames Projekt mit Leth, der mittlerweile zurückgezogen und von Depressionen geplagt auf Haiti lebt. Die Idee bestand darin, Leth Adaptionen seines Kurzfilms von 1967 drehen zu lassen, ihm dafür aber formale Zwänge aufzuerlegen - Obstruktionen als Strategie der Selbstdisziplinierung und Stimulierung der Kreativität (wie ja auch die formale Strenge des Dogma ’95 in einigen Fällen zu ästhetischen Höchstleistungen führte). So tritt Lars von Trier dem gut 20 Jahre älteren Leth in einer (ironisch gebrochenen) Pose des Diktators gegenüber und erfindet Regeln, die Leth für seine Adaptionen einzuhalten hat - wählt den Schauplatz, bestimmt die Länge der Einstellungen, fordert einen Zeichentrickfilm ein. Die so entstandenen Filme setzen ihrerseits formale und inhaltliche Maßstäbe und fügen sich zu einer Liebeserklärung an Triers Kollegen und an das Kino.
23.-25.+29.9., 20.30; 26.+28.9., 18.30

Interkulturelle Wochen

Stärker als die Angst
Ulrike Westermann. D 2004. 52 Min
Jugendliche, fast noch Kinder, die ihr Leben riskieren, um der Perspektivlosigkeit in ihren Heimatländern zu entkommen, werden bei uns „Wirtschaftsflüchtlinge“ genannt. Stärker als die Angst folgt dem Schicksal eines dieser Wirtschaftsflüchtlinge: dem des 15-jährigen Solomon Mforbei Fusi aus Kamerun, dessen Leiche eines Morgens auf einem Acker im badischen Lauchringen entdeckt wurde. Wie die zuständigen Ermittler rekonstruierten, stürzte der Junge aus dem Fahrwerkschacht eines Flugzeuges im Landeanflug, in dem er sich als blinder Passagier versteckt hielt. Den Sturz erlebte Solomon nicht mehr, er muss bereits während des langen Fluges an Kälte und Sauerstoffmangel elendig gestorben sein. - Ulrike Westermann recherchierte drei Jahre lang die Vorgeschichte dieses tragischen Todes, suchte die Familie Solomons in Kamerun auf und verfolgte seine Fährte durch halb Europa. So zeichnet sie das widersprüchliche Bild eines verzweifelten Jungen, das für eine ganze Generation junger afrikanischer Menschen stehen mag, die sich nach einem besseren Leben sehnen.
21.9., 20.30, mit Flüchtlingsrat S.-H. - anschl. Gespräch

Anansi - der Traum von Europa
Fritz Baumann, D 2002, 80 Min., OmU, mit George Quaye, Naomie Harris
Subtil, berührend und unterhaltsam erzählt Fritz Baumann die Odyssee einer Gruppe von Westafrikanern um die halbe Welt. Aus dem Land des Windes, der Sonne und des Meeres machen sie sich aus Not auf den Weg, um das Glück der Satellitenbilder und die Traumschlösser der Rückkehrer zu finden - in den Ländern der ehemaligen Kolonialmächte. Anansi, die weise Spinne, ein liebenswertes Fabeltier im westafrikanischen Kulturkreis, begleitet Carla, Kojo und Zaza auf ihrer Reise. - Die Geschichte ist Teil einer Völkerwanderung. Der Süden sucht den Weg in den Norden. Aber Europa verschließt sich, hat seine eigene Geschichte vergessen. Ein Film, der unsere Welt durch fremde Augen betrachtet. Am Ende bleibt die Frage nach Toleranz und Menschenwürde.
23.+25.9., 18.30; 27.9., 20.30, anschl. Gespräch

Kiel in Sicht! Unsere Stadt im Film

Unter diesem Titel werden das Kieler Stadt- und Schifffahrtsmuseum und das Kommunale Kino in der Pumpe in den kommenden Monaten historische und aktuelle Filme aus, über oder mit Kiel präsentieren. Auf vielfachen Wunsch zeigen wir zum Auftakt noch einmal „Ich träum’ noch immer von der Straßenbahn“ (Peter Bartelt, Helmut Schulzeck. D 1981-86. 45 Min.) 1985 quietschte und rumpelte sie zum letzten Mal durch Kiels Straßen: die Straßenbahn. In den Filmbildern mutet sie an wie ein Vehikel aus jenen Tagen, in denen Beschaulichkeit und Komfort mehr galten als Geschwindigkeit und Rationalisierung. Zu Gast: Helmut Schulzeck.
Dazu wird „Kieler Erinnerungstage“ (Originalaufnahmen der Nordmark-Film von 1921 bis 1933. ca 18 Min.) gezeigt. Rundblicke über Stadt und Förde, der Hafen mit seinen Schiffen, Volksfeste, Empfang des Grafen Luckner, Flugtage mit Fliegerstar Ernst Udet - die chronikartige Zusammenstellung von Kieler Ereignissen erweckt Impressionen von der Stadt und ihrer Bevölkerung zum Leben. Zu Gast: Kerstin Dronske (Stadt- und Schifffahrtsmuseum), die die Stummfilmbilder kommentiert.
3.10., 16.30 + 20.30

Film-Kino-Werkstatt - mit der Kulturellen Filmwerkstatt S.-H.

ErdBewegung
Rainer Komers. D 2004. 1001 Min.
ErdBewegung ist ein dokumentarisches Filmprojekt in drei Teilen. Komers nennt es eine Komposition, deren Teile wie die Sätze einer Symphonie für sich allein stehen, zusammen aber ein Ganzes ergeben. Die Bezeichnung der Teile sind die Namen von Straßen in Europa, Asien und Amerika: „B 224“, „Grand Trunk Road“ und „Nome Road System“. Entlang dieser Straßen wird die Erde bewegt und geöffnet, abgebaut und gefördert werden Kohle und Sand, Lehm und Gold. In streng komponierten Bildern - vielfach unbewegt und konzentriert beobachtend - lässt Komers seinen Blick durch verblühte Industrielandschaften gleiten. Weit entfernte Regionen sind vom selben Geist der Mechanisierung und Entfremdung beseelt. Anschl. Gespräch mit Filmemacher Rainer Komers.
13.10., 20.30

Film des Monats Oktober: Resist

Dirk Szuszies, Karin Kaper. Belgien 2003. 90 Min. OmU.
„Resist“ ist ein Dokumentarfilm über das legendäre „Living Theatre“ und die in Kiel als Tochter eines Rabbi geborene Judith Malina, die kurz vor Beginn des Zweiten Weltkrieges vor den Nazis mit ihren Eltern nach New York geflohen ist. Dies gelang ihrem ebenfalls in Kiel lebenden, später von Nazis verbranntem, Großvater nicht mehr. In New York gründete sie 1951 gemeinsam mit Julian Beck das Living Theatre. Der Film schildert die Auseinandersetzung mit den brennenden politischen Fragen der Gegenwart. Nebenbei erzählt er von Judiths 1985 verstorbenem Lebensgefährten Julian Beck, den legendären Inszenierungen der 60er und 70er-Jahre, von Demos gegen den Vietnamkrieg, damals in Paris im Mai 1968.
Judith Malina und Hanon Reznikov vom Living Theatre sind mit den Regisseuren Dirk Szuszies und Karin Kaper im Kommunalen Kino in der Pumpe zu Gast. Am 17.10. findet um 19.30 ein Empfang durch das Land S.-H. für Judith Malina statt. Mit freundlicher Unterstützung von: Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur S.-H., Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten S.-H., Runder Tisch gegen Rassismus u. Faschismus Kiel, Gesellschaft für Deutsch-Jüdische Zusammenarbeit S.-H.
17.10., 20.30; 19.-21.10., 18.30

Highlights von den 15. Lesbisch Schwulen Filmtagen Hamburg

Auch in diesem Jahr freuen wir uns wieder auf die Auswahl der besten und erfolgreichsten Kurzfilme aus dem internationalen Wettbewerb der LSF Hamburg (12.-17.10.2004). Same procedure as every year: das Programm wird brandaktuell während des Festivals zusammengestellt und wieder werden Mitglieder aus dem Hamburger Teams es in Kiel präsentieren. Karten gibt’s im Vorverkauf ab 11.10. an der Kinokasse und im Trau-Dich-Buchladen, Holtenauer Str. 92.
22.10., 21.00

10. bundesweiter Aktionstag der Kommunalen Kinos: Kinder im Kino

Im Fokus des diesjährigen Aktionstages der KoKis stehen Kinder und Jugendliche, sei es als Besucher im Kino oder als Mitwirkende im Film. In Kiel haben wir uns für ein Doppelprogramm entschieden. Um die frechsten Rangen der frühen Filmgeschichte führt kein Weg herum, also kommen am Sonntag, 31.10. (20.30 Uhr), für Kinder, Eltern, Großeltern und alle anderen „Die kleinen Strolche / Our Gang“ (Robert F. McGowan. USA 1922-27, ab 6). Turbulente Folgen der legendären Serie aus den 20er-Jahren: die kleinen Strolche, das sind Nesthäkchen Farina, Mickey, Joey, Jackie und Mary, die mit kindlich-anarchischem Witz immer noch Groß und Klein in ihren Bann schlagen. Und natürlich spielt auch Sparky, der Hund mit dem Augenring, eine tragende Rolle - z.B. für einen Floh.
Am Dienstag, 2.11., ist einer einer der profiliertesten Kinderfilmregisseure der DDR, Rolf Losansky, zu Gast mit seinem Klassiker „Moritz in der Litfaßsäule“ (DDR 1983. 85 Min. Dirk Müller, Dieter Mann, Walfriede Schmitt). Weil er es zuhause nicht mehr aushält, flüchtet sich der kleine Moritz in eine Litfasssäule und lernt hier seltsame neue Freunde kennen. Rolf Losansky schuf eine einfühlsame Parabel über beengende Verhältnisse und den Versuch, aus ihnen auszubrechen. Die staatliche Zensur übersah die Parallelen zur DDR-Wirklichkeit.
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